Offiziell gibt es keinen Wolf im Landkreis

Die Raubtiere leben in Hessen in drei Territorien / Und bei Mengsberg?
Von Florian Lerchbacher

Neustadt-Mengsberg.
Mengsbergs Jäger sind sich nach Filmaufnahmen zwar sicher, dass sich bei ihnen im oder am „Wieraer Wald“ ein Wolf aufhält und vielleicht sogar dort lebt. Nach Angaben des Hessischen Wolfszentrums gibt es allerdings weder im Landkreis Marburg-Biedenkopf noch im Schwalm-Eder-Kreis sesshafte Wölfe. Die einzigen drei Territorien, wie Hessen-Forst-Pressesprecher Moritz Frey mitteilt, „nach bundeseinheitlichen Standards definierten sesshaften Wölfen“ befinden sich in Greifenstein (Lahn-Dill-Kreis/Limburg-Weilburg), Rüdesheim (Rheingau-Taunus-Kreis) und Waldkappel (Werra-Meißner-Kreis). Während in Greifenstein ein Paar lebt, sind es in den anderen beiden Territorien ganze Rudel.
Auf der Website des Wolfszentrums gibt es eine entsprechende „Nachweisliste“. „Sichtungen“ seien nicht zwingend ein Wolfsnachweis, wohl aber ein wichtiger Hinweis, ergänzt Frey und erläutert: „Eine Wolfssichtung gilt als sicherer Wolfsnachweis, wenn bei dieser Foto- oder Videomaterial angefertigt werden konnte, das nach den bundeseinheitlichen Monitoringstandards als C1-sicherer Nachweis gewertet werden kann. Dennoch sind auch Sichtungen ohne Foto- oder Videobeweis wichtige Hinweise aus einer Region.“

Sichere Wolfsnachweise aus dem Monitoringjahr 2025/26, das am 1. Mai begann, gab es in Marburg-Biedenkopf keine, im Schwalm-Eder-Kreis indes sechs: Viermal handelte es sich um Übergriffe auf Nutztiere – drei davon ereigneten sich im September in Schwarzenborn (2) und Neukirchen -, eine Wolfssichtung wurde mit einem Video bewiesen, zudem gab es einen „Losungsfund“ – will heißen, dass Wolfs-Exkremente gefunden wurden. Hinzu kommen drei weitere Meldungen, bei denen die Bewertung noch nicht abgeschlossen ist.

In Amöneburg wurde laut Wolfszentrum am 12. Mai dieses Jahres ein Wildtierriss gemeldet. Die Überprüfung durch die Experten ergab allerdings die Einschätzung „C3“ – was als „unbestätigter Hinweis“ gilt. Laut Definition sind das „alles Hinweise, bei denen ein Wolf als Verursacher aufgrund der mangelnden Indizienlage von einer erfahrenen Person weder bestätigt noch ausgeschlossen werden kann“. Dazu zählen Sichtungen ohne Fotobeleg sowie „alle Hinweise, die zu alt, unzureichend oder unvollständig dokumentiert sind, die zu wenige Informationen für ein klares Bild aufweisen oder aus anderen Gründen für eine Bestätigung nicht ausreichen“.

Wölfe sind scheu, aber auch wehrhaft

Frey weist noch einmal darauf hin, dass Wölfe allgemein scheu sind und sich zurückziehen, wenn sie Menschen wahrnehmen – in der Regel bevor der Mensch sie erspäht hat: „Sie haben kein Interesse an Menschen. Menschen sind für sie weder Artgenossen noch fallen sie in das Beuteschema der Tiere.“ Der Wolf sei, wie das Wildschwein, jedoch ein wehrhaftes und ernst zu nehmendes Wildtier. Der Pressesprecher animiert dazu, Hessen Forst auf Instagram zu folgen, um die aktuellsten Meldungen von Nutztierschäden mit Verdacht auf Wolfsbeteiligung verfolgen zu können.

Ein Jäger hatte vor rund zwei Wochen vor dem „Wieraer Wald“ ein Tier gefilmt, wie es über eine Wiese läuft. Danach warnten die Mengsberger Jäger insbesondere Pferdehalter, dass es in der Region also einen Wolf gebe – der Jagdpächter ist sich nach Analyse der Bilder sicher, dass es sich um einen Wolf handelt.

Das Wolfszentrum ist die offizielle staatliche Institution, die sich mit dem Wolf auseinandersetzt. Es gibt aber auch noch ehrenamtliche weitere Netzwerke, die andere Angaben rund um Wolfssichtungen und -territorien machen.