„Dieser Dienst kann aber auch tödlich sein“

Rund 80 Teilnehmer bei Gedenken an bei Absturz gestorbenen Hubschrauberpiloten
Von Michael Rinde
Neustadt-Momberg.
Sie starben bei einem Übungsflug vor 40 Jahren, der Pilot Hauptmann Otto Bauer und Stabsfeldwebel Wolfgang Bekuhrs (48). Das Unglück ereignete sich am 28. August und ist in der Region unvergessen. Am Mittwoch, 27. August, erinnerte die Stadt Neustadt gemeinsam mit dem Ortsbeirat Momberg an das fürchterliche Ereignis im Momberger Forst. Ein Gedenkstein erinnert daran (die OP berichtete).
Bewegende Augenblicke

Die Resonanz auf die Gedenkveranstaltung übertraf alle Erwartungen, rund 80 Teilnehmerinnen und Telnehmer standen vor dem eingezäunten Stein. Der Absturz ereignete sich einige Meter oberhalb des Waldweges, an dem der Gedenkstein samt einer Tafel steht. Knapp eine halbe Stunde dauerte das Gedenken am frühen Abend. Es gab auch am Rande sehr bewegende Augenblicke, etwa als sich ein früherer Kamerad Brauers aus Rauschenberg an den Piloten und seine Beliebtheit am Standort Fritzlar im persönlichen Gespräch erinnerte.

Mombergs Ortsvorsteher Timo Stark eröffnete das Gedenken, erinnerte daran, dass das Ereignis vom August 1985 weiter präsent ist. Neustadts Bürgermeister Thomas Groll hatte das auch im Blick und zitierte den Philosophen Immanuel Kant: „Tot ist nur, wer vergessen wird.“ Groll erinnerte an die große Verbundenheit der Neustädter Bürger mit der Bundeswehr. Immerhin war die Junker-Hansen-Stadt selbst über Jahrzehnte Brigadestandort, viele frühere Soldaten sind in Neustadt sesshaft geworden. „Dieses Ereignis hat aufgewühlt und die Menschen erinnern sich genau daran“, so Groll. Alles habe sich im Gedächtnis festgebrannt. Es gebe eine Verpflichtung zum Gedenken. „Der Dienst als Staatsbürger in Uniform kann schmerzlich sein. Dieser Dienst kann aber auch tödlich sein“, sagte Groll.

Eine Abordnung der Kameradschaft der Heeresflieger Fritzlar war ebenso mit im Wald am Gedenkstein dabei wie aktive Soldaten der Bundeswehr. Militärische Heimat von Brauer und Bekuhrs war das Fliegerregiment 36 in Fritzlar, das inzwischen zur Division Schnelle Kräfte gehört. Das Regiment fliegt in der Gegenwart den Kampfhubschrauber Tiger, damals saßen Brauer und Bekuhrs in einer Maschine vom Typ Bo 105. Ein technischer Defekt war damals Unglücksursache, es fehlte Öl, der Heckrotor fraß sich fest.

„Hohe Wertschätzung“

Oberstleutnant Christopher Herz, der stellvertretende Regimentskommandeur, selbst aktiver Flieger, sprach bei der Veranstaltung. „Es freut mich, wie hoch die Wertschätzung hier für uns und unsere gestorbenen Kameraden ist“, sagte er angesichts der großen Teilnehmerzahl. Sie seien den Fliegertod gestorben. Das Üben von Flügen in niedriger Höhe sei nach wie vor gefährlich, aber notwendig, erinnerte Herz.

Heike Klemm, eine Tochter von Hauptmann Brauer, sprach ebenfalls. Sie drückte vor allem den Dank der Angehörigen für das Gedenken aus, aber auch für die Pflege der Anlage durch den Heimat- und Verschönerungsverein. Sie kommt jedes Jahr am Tag des Absturzes nach Momberg. Klemm erinnerte sich, wie ihre Familie von dem schrecklichen Ereignis erfuhr. Sie wären damals alle auf Urlaub in Italien gewesen, als der entsprechende Anruf gekommen sei. Musikalisch begleitete Konrad Will diese besondere Veranstaltung auf der Trompete. Er setzte auch den Schlusspunkt mit dem Stück „Ich hatte einen Kameraden“.