Ärger über Autobahn-Lärm nimmt zu

Neustadts Bürgermeister sucht Gespräch mit Lärmgutachter
Von Florian Lerchbacher und Philipp Knoch

Neustadt.
Immer öfter wenden sich Bürgerinnen und Bürger an die Stadt Neustadt, um sich über Lärmbelästigung durch die Autobahn 49 zu beschweren. Viele davon kommen aus der Kernstadt sowie aus Momberg – und es werden mehr, berichtet Bürgermeister Thomas Groll. Die Stadt ist eigentlich nicht der richtige Ansprechpartner, aber natürlich für die Menschen vor Ort die erste Anlaufstelle. Und weil sich auch Grolls Schwalmstädter Amtskollege Tobias Kreuter in einer ähnlichen Situation befindet, haben sich die beiden schon vor einigen Monaten an die Autobahn GmbH des Bundes gewandt und gebeten, die Lärmsituation zu überprüfen. Dabei regten sie auch weitere Messungen an.
Verkehrszählungen sollen neue Erkenntnisse bringen

Mitte September findet ein Gespräch der beiden Bürgermeister mit einem Lärmgutachter statt. Außerdem kündigt Groll an, weitere Verkehrszählungen auf den Weg zu bringen. Diese sollen an sieben Stellen erfolgen. Und die Zahlen werden im Anschluss mit den im Jahr 2024 ermittelten Werten verglichen. Rund 13.000 Euro an Kosten fallen dafür an. Wann die Messungen stattfinden, stehe allerdings noch nicht fest, erklärt der Rathauschef. Dies werde aber im Vorfeld auch nicht mitgeteilt, damit ein objektives Bild erstellt werden kann und nicht die Möglichkeit für Menschen besteht, die Zahlen durch wiederholtes Auf- und Abfahren zu verfälschen.

Im Planfeststellungsbeschluss, dem Baurecht für den Autobahnbau, sind Lärmschutzmaßnahmen vorgeschrieben worden, die die A-49-Autobahngesellschaft umzusetzen hatte. Dazu zählen unter anderem Lärmschutzwände entlang der Trasse. Der Lärmschutz richtet sich nach dem vorausberechneten Lärmaufkommen in den jeweiligen Regionen. Entlang der A-49-Neubaustrecke sind insgesamt 38.000 Quadratmeter Lärm- und Irritationsschutzwände gebaut worden.

Schon im Juni hatte Groll mitgeteilt, dass genau geprüft werden soll, wie sich der Verkehrslärm innerhalb der Stadt durch die Autobahn entwickelt hat. Es gelte schließlich auch herauszufinden, ob der vorhandene Lärmschutz ausreiche oder verbessert werden müsse. Das wird nicht durch Messungen vor Ort geschehen, sondern erneut durch Lärmberechnungen – die auf den tatsächlichen Verkehrszahlen fußen. Jüngst hatten auch Menschen aus dem Stadtallendorfer Stadtgebiet ihren Unmut über den Autobahnlärm geäußert.

Anwohner aus Arnsbach fordern ein Tempolimit

Im Nachbarkreis gibt es ähnliche Proteste. Anwohner aus Arnsbach wünschen sich beispielsweise, dass etwas zum Lärmschutz unternommen wird. Sie trafen sich dafür mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Philipp Rottwilm (SPD) und dem Vorsitzenden der Regionalversammlung Nordosthessen Bernd Heßler. Initiator Detlef Lohr ist einer der Anwohner, die unter dem Lärm von der Autobahn leiden. „Es geht um eine Strecke von etwa einem Kilometer, da hält nichts den Lärm auf und wir Arnsbacher kriegen ihn voll ab“, sagt er. „Wir können nicht mehr im Garten sitzen und uns normal unterhalten“, ergänzte Nicole Braun. In ihrem Garten höre es sich an wie auf einem Autobahnrastplatz: „Der Lärm hört nie auf“, beklagt Nicole Braun. „Ätzend“, findet Andre Ewald den Lärm. Seit sechs Jahren wohnt er in Arnsbach. „Am Anfang war es richtig ruhig, jetzt kann man sich draußen nicht mehr in einer normalen Lautstärke unterhalten“, sagt er. Egal ob Flüsterasphalt, eine Lärmschutzwand oder Tempolimit, irgendetwas müsse unternommen werden, da sind sich die Arnsbacher einig. Sie fordern eine Gleichbehandlung zwischen den Anwohnern an neuen und alten Autobahnabschnitten, die Lärmbelastung sei schließlich die gleiche. Aber so einfach sei das nicht, erklärte Bundestagsabgeordneter Philipp Rottwilm den etwa 60 Anwohnern. Für die A 49 von Baunatal bis Bischhausen gelte die Planung aus den 1980er-Jahren.

„Ich wohne in Bischhausen, ich höre die Autobahn auch“, sagte er. Derzeit messe die Autobahn GmbH den Verkehrslärm an vielen Punkten an der A 49. „Leider gibt es derzeit keine einklagbare Grundlage, dass Lärmschutz nachgerüstet werden muss“, sagte Rottwilm. Sie seien zunächst auch mit kleinen Schritten zufrieden, jede Verbesserung der Situation sei ein Fortschritt, so die Arnsbacher. Dem stimmte Bernd Heßler zu: „Lärm macht krank und muss abgestellt werden.“ Eine Geschwindigkeitsbegrenzung sei die beste Lösung, um sofort eine Verbesserung zu erzielen, sagten einige Anwohner. „Je mehr Bürger sich zusammenschließen, umso besser“, ermunterte Rottwilm.