Neustadts Stellplatz für Wohnmobile ist beliebt

Kirchhain plant Plätze / Die Stellplatz-Lage im Ostkreis
Von Florian Lerchbacher

Neustadt.
„Die Lage neben dem Schwimmbad gefiel uns direkt, und der Platz allgemein ist doch sehr schön. Die Fotos halten, was sie versprechen.“ Und so entschlossen sich Volker Kreft und Klaus-Dieter Finke auf ihrer Wohnmobil-Tour durch Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, den Stellplatz in Neustadt zu nutzen. Entdeckt hatten sie ihn in der App „Park4Night“, die viele Wohnmobilisten auf ihren Reisen nutzen. Zahlreiche User schwärmen von der Anlage, die bisher in der Bewertung bei 4,39 von 5 Sternen steht – und, was bei dieser Art des Reisens ein wichtiger Faktor ist, Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten bietet. Grau- und Schwarzwasser – also das Abwasser beziehungsweise der Inhalt der Chemietoilette – können kostenlos entleert werden. Strom und Wasser sind kostenpflichtig erhaltbar.
Kreft und Finke gingen auf ihrem Stopp in Neustadt erst mal einkaufen, wobei ihnen zugutekam, dass sie Fahrrad beziehungsweise E-Scooter dabeihatten. Später wollten sie noch die Stadt erkunden, wo es insbesondere für Kreft einiges zu entdecken gab: Der Hobbyhistoriker hat großes Interesse an alten Gebäuden – und von denen gibt es in der Kernstadt ja schließlich mehr als genug, der Junker-Hansen-Turm als ältester Fachwerkrundbau der Welt ist da nur der Leuchtturm.

Anlage kostete die Stadt Neustadt rund 100.000 Euro

Einen ähnlich guten Eindruck machte der vor rund dreieinhalb eingerichtete Platz auf Pau Gonzalez und Katrine Knudsen, die auf ihrer Reise von Norwegen nach Spanien in Neustadt einen Stopp einlegten – und erst mal ein wenig Zeit ins mobile Arbeiten investieren mussten, ehe sie durch Neustadt schlendern konnten. Ihr erster Eindruck: gut. Wie sie auf den Stellplatz gekommen waren: ebenfalls über „Park4Night“. Jeden Sommer fahren die beiden aus seiner Heimat in ihre und zurück. Die Stopps wählen sie per Zufall und nach Bewertungen aus – Hauptsache, die Orte sind klein und sie können große Städte vermeiden.

Für drei Wohnmobile ist auf der Anlage Platz, er habe aber auch schon fünf oder sechs dort stehen sehen, sagt Bürgermeister Thomas Groll. Und solange die „normalen“ Plätze erst nach 19 Uhr durch Reisemobile genutzt würden, drücke die Stadt da auch ein Auge zu. Er freue sich, dass der Stellplatz so gut angenommen und bewertet werde. „Gerade im Sommer sind die Plätze eigentlich ständig belegt. Schon viele Gäste haben betont, dass sie die Nähe zu Freibad, Hundewiese, Kaufpark, Bürgerpark und Innenstadt gut finden“, berichtet er. Die investierten rund 100.000 Euro bei Zuschüssen von etwa 55.000 Euro hätten sich also gelohnt. Und angesichts der vielen Besucher gebe es bereits die Überlegung, auch am Festplatz noch ein paar Stellplätze einzurichten – dort aber ohne Versorgungsanlagen.

Etwas weiter gediehen sind die Pläne in Kirchhain. „Wir wollen Stellplätze in Burgholz im Bereich des Turmes einrichten“, erklärt Bürgermeister Olaf Hausmann. Es gebe immer wieder die Nachfrage nach Plätzen im Kirchhainer Stadtgebiet – und viele Wohnmobilisten würden gerne naturnah stehen. So sei die Idee gekommen, dort Plätze zu schaffen, über die man auch die vorhandenen Rad- und Wanderwege gut nutzen und ohne viel Aufwand auch Tagestouren in die Kernstadt unternehmen könne. Gleichzeitig gebe es Gespräche, ob und wie bei der Umgestaltung des Kirchhainer Festplatzes Stellflächen für Wohnmobilisten zur Verfügung gestellt werden könnten. Ein wichtiger Ansprechpartner, der beratend zur Seite stehe, sei die Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH.

In Stadtallendorf gab es mal die Überlegung, einen Stellplatz zu schaffen. „Planungstechnisch waren wir so weit, am Schweinsberger Moor Plätze einzurichten“, erinnert sich Bürgermeister Christian Somogyi. Da dort allerdings Grundwasserschutzgebiet ist, sei das Projekt am Naturschutz gescheitert: „Schade eigentlich.“

Stadt Stadtallendorf empfiehlt den Lkw-Hof

Aber es gebe ja zumindest die Option, am Lkw-Hof zu stehen und die vorhandene Infrastruktur zu nutzen. „Wenn man aus dem Fenster seines Fahrzeugs schauen möchte, haben wir im Stadtgebiet schon schönere Ecken“, gibt Somogyi auf Nachfrage dieser Zeitung zu: „Aber so einen Platz einzurichten, kostet ein bisschen was. Ich glaube, es ist schwer, so etwas kostendeckend zu betreiben. Und wir haben derzeit keine passende Fläche.“ Insofern gebe es derzeit keine konkreten Überlegungen: „Aber wenn Privatleute so etwas umsetzen wollen, dann werden wir sie gerne planungstechnisch unterstützen.“

„Privat betriebene Stellplätze haben wir zwei“, hebt Amöneburgs Bürgermeister Andre Schlipp hervor: bei der Brücker Mühle und oberhalb des Sportplatzes. Seit einigen Jahren gibt es auch die Idee, im ehemaligen Steinbruch Flächen zu schaffen. Dort habe es aber eine Verschiebung gegeben, berichtet der Rathauschef: War einst das Plateau in der Diskussion, so beträfen die Überlegungen inzwischen eher den Rand des Geländes – das grundsätzlich rekultiviert werden, aber auch mit kleineren Angeboten für die Naherholung ausgestattet werden soll (zum Beispiel Wanderwege oder Grillplatz).

„Meine persönliche Meinung ist, dass wir hier im Ostkreis oder in der Nähe einen Campingplatz brauchen“, ergänzt Schlipp. Seit der Corona-Pandemie sei Camping schließlich wieder in – und Wohnmobile ein zentraler Baustein im Tourismuspaket. Alleine in den sechs Ostkreis-Kommunen gebe es viel zu sehen, hinzu komme die Nähe zu Marburg und sogar Gießen, Frankfurt und Kassel. „Und nach Amöneburg passt naturnaher Urlaub sehr gut“, resümiert er und verweist auf Naturschutzgebiet, Artenvielfalt und vieles mehr.

In Rauschenberg liegen die Pläne wieder auf Eis

In Rauschenberg gab es vor einigen Jahren den Plan, Flächen für Wohnmobile zu schaffen. „Das wurde aber verworfen, weil man sich nicht auf einen Standort einigen konnte“, berichtet Alexandra Klusmann aus der Zeit, bevor sie Bürgermeisterin wurde. Festplatz oder Schwimmbad seien in der Diskussion gewesen, ehe die Pläne wieder in der Schublade verschwanden. Sie könne sich aber durchaus vorstellen, das Thema eines Tages wieder hervorzuholen und in Ruhe darüber nachzudenken. Ferienwohnungen gebe es im Stadtgebiet schließlich einige – und vielleicht seien Stellplätze eine gute Ergänzung.

In Wohratal sei dies kein Thema, sagt Bürgermeister Heiko Dawedeit – auch wenn es mal Überlegungen gegeben habe: „Aber wir haben einfach zu wenig Infrastruktur.“ Und so toleriere es die Gemeinde, wenn Wohnmobile auf dem Parkplatz an der Verwaltung stehen.

Bei „Park4Night“ gibt es dafür immerhin eine Bewertung vier von fünf Sternen – und den lobenden Hinweis eines Nutzers, dass es gute Gassi-Geh-Möglichkeiten gebe und vor allem das WLAN kostenlos sei.