Dank der Playmobil-Stiftung steht ein riesiges Schiff vor der Einrichtung
Von Florian Lerchbacher
Neustadt-Momberg.
Da möchte man doch wieder Kind sein. Dieser Gedanke ging vielen Menschen durch den Kopf, die an der offiziellen Einweihung eines riesigen Piratenschiffes teilnahmen, das nun über das Außengelände der Kindertagesstätte Momberg-Mengsberg segelt.
Vor dem massiven Holzschiff steht ein riesiger Playmobil-Kapitän, oben im Ausguck einer seiner Piraten – natürlich mit dem obligatorischen Papagei. Und es gibt zahlreiche kleinere und größere Dinge, an denen sich alle nach dem Entern erfreuen: von der Schiffsglocke über ein Kletternetz oder eine Rutsche bis zu einer Schaukel.Denn das Piratenschiff soll nicht nur ein Hingucker sein und zum Spielen anregen, sondern auch zum Klettern, Balancieren und Toben.
Es fördere spielerisch die motorischen Fähigkeiten und die sozialen Kompetenzen, heißt es in einer Pressemitteilung der „Stiftung Kinderförderung von Playmobil“ – die jährlich elf dieser Schiffe (sowie Archen für kleinere Kinder oder Lernbaumhäuser in Schulen) aufstellt. Momberg sei insgesamt die Nummer 76, berichtet Projektkoordinator Bastian Schäfer, der keine Angaben zu den Kosten des Großprojektes machen will.
Bei der Anlieferung kam ein Schwerlastkran zum Einsatz
„Was zählt, sind die Kinder. Und die brauchen Bewegung – was wir fördern wollen“, sagt er, betont aber auch gleichzeitig, dass die Stiftung nicht „nur“ das Schiff aus Robinien- und Lärchenholz sowie glasfaserverstärktem Kunststoff zur Verfügung stelle. Nein, zur Spende gehöre auch die Gestaltung des Außengeländes, für die eine Fachfirma beauftragt wurde, sowie die Wartung in den kommenden zehn Jahren. Und natürlich die Anlieferung, bei der am Ende ein Schwerlastkran zum Einsatz kam, um das zwölf Meter lange, zweieinhalb Meter breite und sechs Meter hohe Schiff auf das vorbereitete Kitagelände schweben zu lassen. Eine Woche lang mussten die Einrichtungsleiterinnen Sabrina Dippel und Ann-Sophie Schmidt gemeinsam mit ihrem Team die Jungen und Mädchen der Einrichtung noch davon abhalten, den Kahn zu entern.
Dann endlich fand eine große Einweihungsfeier statt – mit Essen und Getränken, Musik, um die sich Kinder und Erzieherinnen höchstpersönlich kümmerten, und der Segnung. Zwar ist die Kita „Arche Noah“ mit Sitz in Momberg katholisch, doch da ebenso das evangelisch geprägte Mengsberg dazugehört, war neben Pfarrer Andreas Riehl auch Pfarrer Jonathan Stubinitzky mit von der Partie.
Ortsvorsteher erbeutet im Rathaus Golddukaten
Und Ortsvorsteher Timo Stark hatte sogar – ganz im Stile eines Piraten – in Abwesenheit des auf dem Neustadt-Treffen weilenden Bürgermeisters Thomas Groll Golddukaten aus dem Neustädter Rathaus erbeutet. Allerdings stellte sich später heraus, dass der Schein trog und sich hinter der Fassade des Piratenschatzes beziehungsweise unter der Verpackung Schokolade verbarg.
Das tat der Freude selbstverständlich keinen Abbruch, sondern befeuerte sie wahrscheinlich sogar noch. Dippel und Schmidt jedenfalls stand sie ebenso wie den Kindern ins Gesicht geschrieben. Sie erinnern daran, dass sich die Kita seit 2015 an ihrem Standort – dem ehemaligen Schulgelände – befindet und der Außenbereich bisher nur begrenzte Möglichkeiten zum Verstecken und kreativen Spielen bot. Noch dazu sei das Außengelände durch einen Anbau noch kleiner geworden – und einige Spielgeräte hätten weichen müssen.
Stiftung nimmt derzeit keine Bewerbungen entgegen
„Unsere Kinder sind gerne draußen und nutzen den Garten zum Toben, doch es fehlte bislang an motorischen Herausforderungen, die ihren Bedürfnissen gerecht werden“, so die beiden Leiterinnen.
Das neue XXL-Spielgerät ändere die Voraussetzungen und fördere den Bewegungsdrang nun optimal. Sie verwiesen auf Studien, die besagen, dass sich in Deutschland Kinder zu wenig bewegten – eine Situation, die sich durch und seit der Corona-Pandemie noch verschlimmert habe.
Dabei empfehle die Weltgesundheitsorganisation doch, dass Kinder täglich 60 Minuten in Bewegung sind. Lob verteilten die beiden Frauen auch noch in Richtung ihrer Vorgängerin Daniela Nebel-Schmidt, die 2021 die Bewerbung für das Piratenschiff bei der Stiftung eingereicht hatte.
Gleichzeitig erinnerten sie aber auch daran, dass die Anlage kein öffentlicher Spielplatz sei – auch wenn Spaßvögel das Wort „kein“ auf einem entsprechenden Hinweisschild abgeklebt hatten. Und falls nun das Interesse bei anderen Kitas geweckt ist: Leider sei derzeit keine Bewerbung bei der Playmobil-Stiftung für ein Aktiv-Piratenschiff möglich, sagt Projektkoordinator Schäfer. Die Nachfrage sei bereits zu hoch.