Beladene Lkw sollen Schleichweg fahren

Erdtransporter von A-49-Baustellen werden bald um Neustadt herum durchs Feld geführt
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Arbeiten an der Autobahn 49 sind in vollem Gange, ein Lastwagen nach dem anderen fährt durch die Region. Insbesondere in Neustadt häufen sich die Beschwerden (die OP berichtete): Zum einen, weil die Fahrzeuge teils viel zu schnell unterwegs sind, zum anderen aber, weil sie einen Haufen Dreck hinterlassen – auf den Straßen, vor allem aber an den Häusern der Anwohner. Besonders schlimm ist die Situation für die Menschen in der Momberger und Marburger Straße und der Lehmkaute.

Für sie hat Bürgermeister Thomas Groll nun zumindest ein Stückweit gute Nachrichten: Die Lastwagen, die von den Baustellen kommen und vollbeladen mit Erde sind, werden die Stadt Neustadt bald umfahren – dies hat der Rathauschef nach einer Abstimmung mit den Behörden und der aus der Strabag Großprojekte GmbH und der Leonhard Weiss GmbH & Co. KG bestehenden Bau-Arbeitsgemeinschaft (Bau-Arge) erreicht. Der Baustellenverkehr aus den Gemarkungen Momberg und Neustadt wird zunächst über die spätere Trasse der Autobahn fahren und dann ebenso wie der Verkehr aus der Gemarkung Speckswinkel über einen landwirtschaftlichen Wirtschaftsweg – der derzeit von Autofahrern noch gerne als Schleichweg genutzt wird – und dann durch das Gewerbegebiet „Am Gelicht“ auf die Bundesstraße 454 geführt.

In der kommenden Woche will die Bau-Arge den Wirtschaftsweg stabilisieren und so für ausreichende Tragfähigkeit sorgen, wie Bauingenieur Stefan Neeser von der Leonhard Weiss GmbH & Co. KG berichtet, aber einschränkt: „Vorbehaltlich der Witterung!“ Eine Woche später – also mit Beginn der 43. Kalenderwoche – soll der Verkehr dann über die Umleitung geführt werden. Der Wirtschaftsweg, der als Einbahnstraße ausgewiesen wird, werde nicht verbreitert, wirft Groll ein. Eine entsprechende Beschilderung soll aufgestellt werden. Über die Strecke dürfen ausschließlich Lastwagen fahren, die Erde von den Autobahn-Baustellen transportieren.

Häuser-Reinigung will die Bau-Arge nicht übernehmen

Die leeren Lastwagen werden weiterhin durch die Stadt fahren. Das lasse sich nicht verhindern, sagt der Rathauschef und erinnert daran, dass die betroffenen Straßen als Land- und Kreisstraßen zum klassifizierten Netz gehören und somit für die Aufnahme von Lkw-Verkehr vorgesehen sind. Immerhin lasse sich die Belastung der Anwohner durch die geplanten Schritte halbieren, zudem werde er weiterhin mahnen, dass die Fahrzeuge sich an die Geschwindigkeitsvorgaben halten. „Hätten wir geahnt, wie viel Verkehr die Baustellen mit sich bringen, hätten wir uns schon im Vorfeld darum bemüht, einen Teil davon aus der Stadt rauszuhalten“, resümiert Groll.

Im Frühjahr 2022, „nach Beendigung des Baustellenverkehrs“, werden die Tragschicht der Straße im Gewerbegebiet „partiell ausgebessert und eine neue „Verschleißschicht“ aufgebracht. Wer die Kosten trägt, darüber haben sich Kommune und Bau-Arge „verständigt“, halten sich Groll und Neeser bedeckt. Die Reinigung von Straßen und Gehwegen soll mit Beginn der Umleitung der Lastwagen „nach Bedarf“ erfolgen. „Der Baustellenverkehr wird in der Stadt halbiert, die Verschmutzung minimiert. Das ist ein gutes Ergebnis“, so Groll.

Zu einer weiteren von Anliegern geäußerten Forderung gibt es indes weniger gute Nachrichten: Einige Neustädter, die an den betroffenen Straßen wohnen, sprachen sich dafür aus, dass die Bau-Arge nach Beendigung der Arbeiten ihre Häuser – die durch das erhöhte Verkehrsaufkommen auch schon Schäden davongetragen haben sollen – reinigt. „Da sehe ich keinerlei Handlungsspielraum“, entgegnet Neeser auf Nachfrage dieser Zeitung, hätte aber auch „keine Chance“ antworten zu können. Diese Antwort habe er den Anliegern bereits weitergeleitet, berichtet Groll und ergänzt: „Ich habe ihnen geraten, sich mit einem Gutachter oder einem anderen Experten zusammenzutun, damit dieser abschätzt, was für Möglichkeiten die Betroffenen haben.“

Radweg-Umleitung verzögert sich

Wie der Bürgermeister mitteilt, verzögert sich das Einrichten einer Alternative für den durch den Autobahnbau gekappten Radweg, weil es noch „Abstimmungsbedarf“ gibt. Die Umleitungsroute für Radfahrer durch die Gemarkung Frauenrodt von Wiera bis Neustadt über einen vorhandenen Wirtschaftsweg wird nun doch nicht im Herbst, sondern erst im Frühjahr 2022 umgesetzt.