Manege frei für Neustadts Kids

Mitmachzirkus ist am Junker-Hansen-Turm zu Gast / Aufführung dieses Mal nicht öffentlich
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Lässig fängt Xenia die Fackel, die ihr Markus Bichlmaier zuwirft. Dann greift der Zirkuschef zum Feuerzeug, zündet die Fackel an und wirft sie der jungen Neustädterin erneut zu. Als sei es das Normalste der Welt, fängt das Mädchen das nun brennende Objekt – und zwar gleich mehrfach. Denn Training ist alles, erklärt Xenia. Und Angst, sich zu verbrennen, hatten sie und ihre Freundinnen Charlotte und Soey auch nur am Anfang. Der Griff sei schließlich viel größer als der brennende Teil, daher sei die Fackel – wenn man sie genau genug im Blick hat und konzentriert bleibt – leicht fangbar. Und zur Not könne man sie ja auch einfach fallen lassen, erklären die Mädchen, die zum wiederholten Mal beim Mitmachzirkus dabei sind.

Die Kindertagesstätte Regenbogen, das Familienzentrum und die Neustädter Jugendarbeit (um die sich der Verein bsj Marburg kümmert) haben den „Manegentraum“ wieder nach Neustadt geholt. Das Projekt, das in der Junker-Hansen-Stadt über den Verfügungsfonds der Sozialen Stadt finanziert wird, erfreut sich größter Beliebtheit. Üblicherweise ist das Angebot für Sechs- bis Zwölfjährige offen. Dieses Mal können aufgrund der Corona-Pandemie zwar nur 50 Kinder das Herbstferienangebot wahrnehmen. Aber immerhin könne es überhaupt wieder stattfinden, sagt Bichlmaier und erinnert an das vergangene Jahr, als der Mitmachzirkus ausfallen musste.

Viele der Kinder waren schon in den Vorjahren dabei, so auch Leah und Milena, die mit zwei Freundinnen vor dem Zirkuszelt, das neben dem Junker-Hansen-Turm steht, eine Hula-Hoop-Vorführung einstudieren. Sie habe in der Vergangenheit am Luftring ihr Können gezeigt, aber dieses Jahr wolle sie eben etwas anderes ausprobieren, erklärt Leah. Messerwerfen und Feuerspucken sei beispielsweise nix für sie. Und vor allem hätten nur wenige Kinder Interesse an Hula-Hoop gezeigt – und so könne sie sich mit ihren drei Freundinnen einen Wunsch erfüllen und eine gemeinsame Nummer einüben.

Insgesamt acht unterschiedliche Gruppen gibt es. Erst konnten die Kinder alles ausprobieren, dann mussten sie sich für eine Spezialdisziplin entscheiden, in der sie am Freitag ihr Können präsentieren, berichtet Stadtjugendpfleger Philipp Berg. „Sie gehen voll darin auf. Das ist toll zu sehen“, freut er sich und stellt heraus, dass insbesondere ältere Kinder, die schon mehrfach dabei waren, die jüngeren an der Hand nähmen und ihnen Tipps geben. Der Mitmachzirkus ist mit sieben Trainern vor Ort. Des Weiteren sind aus Neustadt von den Initiatoren drei Hauptamtliche und zwei Honorarkräfte mit von der Partie – nicht zu vergessen eine Küchenkraft und viele andere Helfer wie die Mitarbeiter des Bauhofs, die im Hintergrund tätig seien und das Angebot überhaupt erst möglich machen, hebt Regenbogen-Leiterin Claudia Orth hervor.

Auch im nächsten Jahr kommt der Mitmachzirkus

Am Freitag ist dann Showtime: Um 10 Uhr steht im Zirkuszelt die Generalprobe auf dem Programm, zu der die Bewohner des Seniorenheims eingeladen sind. Um 16 Uhr findet die eigentliche Zirkus-Darbietung der Kinder statt – im Vergleich zur Vergangenheit allerdings nicht als öffentliche Vorführung mit 350 Zuschauern, sondern coronabedingt nur mit geladenen Gästen: Jedes Kind, das am Mitmachzirkus teilnimmt, darf drei Zuschauer mitbringen.

Das sei zwar etwas schade, aber besser als Nichts, so der Zirkuschef – der mit dem Manegentraum lange hatte Pause machen müssen. Anfang des Jahres sei es zwar wieder möglich gewesen, im Freien mit ein paar Kinder Darbietungen einzustudieren und sie in die Welt der Artisten und Akrobaten einzuführen. Die Aktion in Neustadt sei aber erst die zweite, bei der wieder das Zelt genutzt werden dürfe: „Das ist schön. Es entsteht gleich eine andere Atmosphäre.“ Auch im nächsten Jahr – dem Neustädter Jubiläumsjahr – soll der Mitmachzirkus wieder in die Stadt kommen. Dann heißt es für Eltern wieder, schnell zu sein: Dieses Jahr waren die Plätze ruckzuck vergeben, so der Stadtjugendpfleger – und die Warteliste war lang.