Großes Lob für das Millionenprojekt

Einweihung des neuen Kultur- und Bürgerzentrums Neustadt
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Das ist eine wunderbare Bühne, das Licht ist fantastisch, die Technik ist toll.“ Größer hätte das Lob von Ulla Keller während der Einweihung des Kultur- und Bürgerzentrums Neustadt kaum ausfallen können. Die Sängerin war quasi Moderatorin des Abends – dabei hatte Bürgermeister Thomas Groll sie ursprünglich nur für ein Lied verpflichten wollen, um die Geschichte des Millionenprojektes zu untermalen: „Wunder gibt es immer wieder“ von Katja Ebstein sollte sie singen. Doch für ein einziges Lied komme sie doch nicht nach Neustadt, erklärte sie während der Veranstaltung, der sie letztendlich mit einer Auswahl aus ihrem Repertoire „Petticoat und Platzpatronen“ einen unterhaltsamen Rahmen gab.

Die Begrüßung übernahm Grolls Tochter Leonie, die eigentlich mit ihrer Garde getanzt hätte, erklärte der Rathauschef und ließ die Gäste kurz die Augen schließen, um sich vorzustellen, wie die Einweihung des Millionenprojektes ohne die Pandemie abgelaufen wäre: mit 435 statt der handverlesenen 90 Gäste, mit Tanz, noch mehr Musik und noch ausgelassener Stimmung. „Doch so standen wir heute mit dem Zollstock im Saal, um den Abstand zwischen den Stühlen zu messen“, bedauerte er und betonte: „Aber wir wollten es uns trotzdem nicht nehmen lassen, das größte Neustädter Bauvorhaben aller Zeiten offiziell einzuweihen.“

Groll blickte auf die Geschichte zurück, erinnerte an das am Ende marode Haus der Begegnung, das einst Soldatenheim gewesen war und für das die Stadt noch bis ins Jahr 2042 jährliche Abträge zahlen muss. Er sprach über die Hoffnung auf Sanierung, die – ebenso wie letztendlich der Neubau – nur durch die Aufnahme in das Programm „Soziale Stadt“ möglich wurde, da Neustadt Standort für eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge wurde. „Wenn der Wind der Veränderung weht, suchen manche im Hafen Schutz, während andere die Segel setzen“, nutzte Groll ein Seefahrerzitat, um die Entscheidung für das Millionenprojekt zu untermalen und sprach abschließend allen Beteiligten an dem Millionenprojekt seinen Dank aus – insbesondere seinen Mitarbeitern. „Das Werk ist gelungen“, resümierte er und betonte, dass die Stadt zwar jede Menge Geld „in Steine“ investiere, das aber den Menschen zugute komme.

„Die Investition stärkt den ländlichen Raum“, kommentierte Landrätin Kirsten Fründt und ergänzte: „Es braucht Orte, in denen wir unsere Gemeinschaft leben können.“ Sie stellte den Mut der Stadtverordneten heraus, die Entscheidung für das kostspielige Projekt zu tragen. Staatssekretär Dr. Stefan Heck fügte hinzu, dass Groll nun jeder Menge Menschen Lob und Dank ausgesprochen habe, der Bürgermeister selber aber nicht vergessen werden dürfe. Dieser sei mit Entschlossenheit und Tatkraft vorangegangen und habe Herzblut in das Projekt gesteckt, stellte er heraus – was die Gäste mit Applaus untermalten.

Dies unterstrich auch Dr. Stefan Strack vom Architektenbüro Schmidt und Strack aus Alsfeld, dessen junges Unternehmen einst den Zuschlag bekommen hatte, „auch wenn uns noch die Referenzen fehlten“. Er betonte, dass Groll quasi rund um die Uhr erreichbar gewesen sei und er auch abends von der Couch oder aus dem Bett noch mit ihm Informationen ausgetauscht habe: „Manchmal war er wie ein privater Bauherr: Er wollte alles wissen, hat alles hinterfragt – uns aber auch viel freie Hand gelassen.“ Und dann sei da noch die „zweite Bauleitung“ gewesen: die Gäste der Würstchenbude, die ebenfalls alles hinterfragt hätten.

Einen Tag nach der offiziellen Einweihung bekamen dann auch interessierte Bürger beim Tag der offenen Tür mit angegliederter Vereinsmesse einen Einblick in das Gebäude. Rund 200 Gäste führten Strack, Bauamtsleiter Thomas Dickhaut und Hausmeister Oliver Gies durch das Gebäude und gewährten ihnen Einblicke hinter die Kulissen. „Die Teilnehmer der Führungen wissen nun, dass die Garderoben nicht vergessen wurden, sondern nur platzsparend im Foyer angeordnet sind und das ein eigenes Stuhllager – statt der Lagerung von Stühlen und Tischen unter der Bühne – mit etwa 180 000 Euro zu Buche geschlagen wäre“, berichtete Groll und freute sich über das gute Feedback. Immer wieder seien die gelungene Raumaufteilung und die geschmackvolle Auswahl der Materialien gelobt worden.

Rund um das Gebäude gab es Infos zum im Kultur- und Bürgerzentrum angesiedelten Familienzentrum, der kommunalen Leitstelle „Älter werden in Neustadt“ und zur Bürgerhilfe sowie zu Hephata – und zahlreichen Kooperationspartnern.

Des Weiteren präsentierten sich zehn Vereine aus Neustadt und Momberg, die drei städtischen Kindergärten, der Bürgerverein samt den Pfadfindern, die Jugendarbeit des bsj und das Quartiersmanagement. In der Mediathek wurde für die On-Leihe geworben, und Stefanie Pieper las aus ihrem Buch über das Gardemädchen Luzie vor. Für Unterhaltung sorgte das Neustädter Blasorchester, der Männergesangverein gab kleine Kostproben – und Gardemädchen und Majoretten konnten sich ebenfalls endlich wieder zeigen.