Straßenmaler zeigen Vielfalt bei ihren Bildern und Geschichten

70 junge und ältere Künstler waren bei Neustadts 16. Straßenmalerfestival dabei
Von Michael Rinde

Neustadt.
Eine überdimensional große Schnecke, ein Riesenglobus mit mehreren Kindern daneben, strahlende Sonnen und dreidimensionale Fantasyfiguren. Das sind einige der Motive, die kleine und große Künstlerinnen und Künstler, Laien wie Profimaler, auf die Marktstraße brachten. Neustadt beging das 16. Straßenmalerfestival, und das an drei Tagen.
Gleich am Anfang gab es eine Vernissage mit ganz besonderen Bildern – mit 99 Karikaturen rund um den Zustand der Welt, das Klima, Konsum und sehr viele brandaktuelle Entwicklungen und Ereignisse. Das Motto lautete „Glänzende Aussichten“. Es habe sehr viele Besucher bei der Vernissage allein gegeben. „Und sie haben intensiv an diesem Abend diskutiert“, berichtet Roswitha Trümpert vom ehrenamtlichen Arbeitskreis Straßenmalerfestival.

Bilder, mit Kreide gezeichnet, erzählen kleine und große Geschichten. Auch das große Bild, das Susann Olbricht auf den Asphalt bringt, hat etwas zu erzählen. Zu sehen sind Schnecke und Schildkröte. Die Schnecke will gerne auf der Schildkröte reisen, denn die ist ja nun mal deutlich schneller unterwegs – relativ gesehen zumindest. Die Idee sei ihr gekommen, als sie an einen Witz mit der Schnecke gedacht habe, berichtet Olbricht. Die Neustädterin malt zum zweiten Male mit und ist begeistert vom Festival. „Wann kann man als Erwachsener mal auf der Straße malen?“, fragt sie. Animiert hatten sie ihre Kinder, als sie sie zum Straßenmalerfestival seinerzeit begleitet hatte.

Die kleine Geschichte von Susann Olbricht passt sehr gut in das Ziel des Festivals, vor allem auch ein „Familienfest“ sein zu wollen, wie Roswitha Trümpert erläutert. Etwa 70 Teilnehmer haben sich zusammengefunden, wieder sind auch zahlreiche Kinder mit dabei, was den Arbeitskreis besonders freut. Das Motto laut „Vielfalt und Menschlichkeit“, und das spiegelte sich auch in den Bildern wider. „Es werden wieder mehr Teilnehmer, das freut uns sehr“, sagt Trümpert. Zugleich werden es auch wieder mehr Helfer, was wichtig ist, damit das Straßenmalerfestival weiterleben kann. An diesem Wochenende sind 20 Helferinnen und Helfer mit dabei, die Biedermeierdamen boten außerdem am Sonntag Kaffee und Kuchen an. Möglich ist das Straßenmalerfestival nur durch Sponsoren und Spenden. Da hofft der Arbeitskreis noch auf etwas mehr Unterstützung in den folgenden Jahren.

Guter Ruf des Festivals

Zwischendrin sind die Profimaler zu sehen, Profimaler wie der Marburger Nikolaj Arndt (die OP berichtete). Die Profimaler erhalten eine Aufwandsentschädigung. „Wir möchten gerne noch mehr einladen, weil wir so viele Anfragen haben, aber das ist eine Sache der Finanzen“, berichtet die Arbeitskreis-Sprecherin der OP. Anfragen erreichen Neustadt aus aller Welt, denn die Profi-Straßenmaler sind untereinander gut vernetzt. Und die angenehme, professionelle und familiäre Atmosphäre in Neustadt habe sich herumgesprochen, das freue den Arbeitskreis sehr.

Zunächst ist Trümpert jetzt erst einmal froh über das gute Gelingen der 16. Festivalauflage. Es gab nur ein kleines, sehr ärgerliches Manko. Während der Straßenmaler-Tage ist die Marktstraße ordnungsgemäß gesperrt, auch aus Nebenstraßen heraus. Leider sei es vorgekommen, dass Autofahrer Sperrbaken einfach beiseitegeschoben hätten und trotzdem durchgefahren seien. Das ärgere sie sehr, es sei respektlos gegenüber den Künstlern und auch gefährlich. Auf den Baken steht klar das „Durchfahrt-Verboten“-Verkehrszeichen. Es zu ignorieren, ist eine Ordnungswidrigkeit.