100 Jahre Brandschutz in Neustadt

Die Freiwillige Feuerwehr feiert Jubiläum und hält Rückschau

Neustadt.
Die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Neustadt hat ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Kultur- und Bürgerzentrum der Stadt gefeiert. „Dieser Anlass würdigte ein Jahrhundert ehrenamtlichen Dienstes und Schutzes für die Neustädter Bevölkerung“, wie Manuel Koch als Pressesprecher der FFW Neustadt mitteilt.
Die Kapelle „Dixi Beavers“ eröffnete den Abend musikalisch. Zahlreiche Gäste, unter anderem aus Politik, Feuerwehrwesen, der lokalen Vereinslandschaft, Kirchen und weiteren Institutionen, waren gekommen. Mit einem Ständchen wurden Ralf Gies, der an diesem Tag seinen 42. Geburtstag feierte, und das älteste Mitglied Erwin Gies, der am Vortag 80 geworden war, bedacht.

Einen historischen Abriss gab Wehrführer Rüdiger Wickel, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht. Die organisierte Brandbekämpfung in Neustadt reicht demnach weit zurück; eine erste Feuerspritze wurde 1750 angeschafft. Die FFW selbst wurde am Kirmesdienstag 1925 von 35 Männern, primär aus Turnvereinen, ins Leben gerufen, erster Brandmeister war Emil Nees. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1948 die Reaktivierung.

Das erste moderne Fahrzeug des Typs „LF 15“ kam 1952; es werde heute von Thomas Heide privat erhalten, heißt es in der Mitteilung. Jüngste Errungenschaft sei der Digitalfunk im Jahre 2015 gewesen. Geplant sind Ersatzbeschaffungen für einen Gerätewagen Logistik (GW-L) und ein Staffellöschfahrzeug (StLF).

Nach Jahren, in denen die Brandschützer im Rathaus-Nebengebäude untergebracht waren, wurde das heutige Feuerwehrhaus in den Jahren 1982 und 1983 gebaut. 2003 wurde es um ein Lager und eine Kleiderkammer und später um Garage und Carport in Eigenleistung erweitert. Ein Neubau am Kirmesplatz Lehmkaute ist aufgrund von Platzmangel und Mängeln in Planung.

Erinnert wurde auch an die Gründung der Jugendfeuerwehr (1983), der Kinderfeuerwehr „Neustädter Löschbande“ (2017) und des Fördervereins (2002). Erwähnung fanden im Rückblick auch die Patenschaft mit Neustadt in Holstein (seit 1986) und die Mitgliedschaft in der AG Feuerwehr Neustadt in Europa, welche „aktiv gepflegt“ würden.

Als prägende Einsätze wurden der Großbrand der Feinstrumpffabrik (1971), das Kesselwagenunglück mit hochkonzentrierter Schwefelsäure Oleum (1972), das schwere Zugunglück mit 6 Toten und 13 Verletzten an fast gleicher Stelle (1997) sowie mehrere Wohnungsbrände mit erfolgreicher Menschenrettung (1999, 2020) genannt. Laut Bericht war 2018 das bisher einsatzstärkste Jahr.

Marion Hill, seit 44 Jahren in Neustadt und Teil einer „Feuerwehr-Dynastie“, gab laut Pressemitteilung „lebhafte Einblicke in frühere Zeiten“. Sie schilderte demnach die damalige Sirenen-Alarmierung über das Telefon der Schwiegermutter und die zentrale Rolle des Wohnhauses. Eine Anekdote erzählte sie von einem Einsatz während eines Kneipenbesuchs, bei dem die Männer ihr die Portemonnaies zum Bezahlen überließen und zum Einsatz eilten. Hill beschrieb Feuerwehrmänner, die in Hausschuhen kamen und sich am Rathausplatz für ihren Einsatz umzogen. Sie berichtete auch von der Gründung des „Putzgeschwaders Florentine“ durch die Partnerinnen 1984 und äußerte Stolz auf die heute hohe Frauenbeteiligung, einschließlich ihrer Töchter. Die Einführung der „stillen“ Alarmierung im Jahre 1985 sei eine Verbesserung gewesen, wenn auch die Piepser oft zu unpassenden Zeiten auslösten.

„Der Festakt bot einen umfassenden Rückblick auf 100 Jahre Engagement, Kameradschaft und technische Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt“, berichtet Pressesprecher Manuel Koch. Die Veranstaltung habe die starke Verankerung der Wehr in der Stadtgesellschaft verdeutlicht. Mit Blick auf die Zukunft stehe insbesondere „der notwendige Neubau des Feuerwehrhauses im Fokus, für den auf Unterstützung gehofft wird, um die Einsatzbereitschaft für kommende Generationen zu sichern“.

Die 100-Jahr-Feier der Neustädter Feuerwehr geht am Samstag, 21. Juni, in die nächste Runde. Dann sind „alle Neustädter und Interessierte in das Neustädter Festzelt zur nächsten großen Party geladen“, heißt es in der Pressemitteilung.