Im Waldkindergarten geht es mit fünf Kindern los

Stadt und bsj bereiten das neue Betreuungsangebot vor

17 Anmeldungen liegen der Stadt für ihren neuen Waldkindergarten vor. Fünf davon sind für das laufende Kindergartenjahr – das im Wald allerdings erst Anfang Oktober beginnt.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Im Wald hinter der Waldschule haben Nadine Hau- de, Martina Trogrlic und Nina Schreier Äste rund um einen Baumstumpf so aufgeschichtet, das Kinder bequem darauf Platz nehmen können. Das klassische Waldsofa, das die drei Mitarbeiterinnen des Vereins bsj vorbereitet haben, soll die Anlaufstelle des neuen Waldkindergartens darstellen. „Wir möchten den Kindern etwas Regelmäßiges anbieten“, erklärt Haude und betont, dass ein Fixpunkt ebenso wichtig wie bestimmte Rituale seien, um den Jungen und Mädchen eine gewisse Sicherheit zu geben. Daher planen die Frauen beispielsweise, jeden Morgen gemeinsam mit den Kindern in ihren Waldkindergarten zu laufen und dann erst einmal auf der aus Naturmaterialien bestehenden Sitzgelegenheit Platz zu nehmen und sich einzufinden.

Eingewöhnung wird am Anfang des im Oktober an den Start gehenden Betreuungsangebotes ohnehin ein zentraler Aspekt sein. Kinder und Eltern müssen sich mit den drei Bezugspersonen vertraut machen – und umgekehrt. Und alle müssen sich an die neue Betreuungssituation im Wald gewöhnen.

Ein Kindergarten ohne Wände – so schwärmt Nina Schreier von ihrem neuen Arbeitsplatz und zählt einige Besonderheiten auf, auf die sich die Kinder freuen könnten: „Sie können sich am besten entwickeln, wenn sie sich bewegen. Bildung funktioniert über Bewegung. Sie können sich ausprobieren und Abenteuer erleben – und wir müssen dafür nichts vorbereiten, denn die Natur ist Abenteuer an sich.“ Über Baumstämme klettern, in Pfützen springen, schnitzen, sägen und vieles mehr – doch Moment: Sägen? Schnitzen? Mit Dreijährigen?

Kein Problem, entgegnet Haude – solange die Kinder nach und nach an die Thematik und die Werkzeuge herangeführt werden: „Wir begleiten den Prozess langsam. Das gehört zur Entwicklung“, erklärt sie, woraufhin Schreier einwirft: „Wir werden beispielsweise auch den Umgang mit Feuer besprechen, schließlich bietet sich hier ja auch die Frage an, wie man sich im Wald wärmt.“

Noch dazu sei beispielsweise Bewegung im Wald über Stock und Stein gut für die Motorik. „Kinder bekommen durch den Aufenthalt im Wald eine bessere Gefahreneinschätzung“, ergänzt Trogrlic und widmet sich auch noch einmal dem Sägen und Schnitzen: „Verbote sind nicht sinnvoll – es ist viel besser, Kindern den richtigen Umgang mit den Werkzeugen zu erklären.“

Ansonsten steht eher das Begleiten der Kinder beim Erforschen ihrer neuen Umgebung auf dem Programm. Aber gleichzeitig wollen die drei Frauen auch die Bezüge zum Alltag herstellen. Bei Spielsachen ist es beispielsweise das Ziel, Gegenstände aus der Natur zu nutzen. „Das fördert die Fantasie – und wirkt auch dem Konsumverhalten entgegen“, sagt Haude.

Zunächst planen die drei Frauen, die Bedürfnisse der Kinder zu erfragen und deren Wünsche für den Aufenthalt im Wald. „Wir möchten wissen, was sie interessiert. Zunächst nehmen wir Ideen und Impulse auf, halten aber natürlich auch Anregungen bereit. Durch die Jahreszeiten ergeben sich Themen zum Beispiel wie von selbst“, betont Schreier.

Mit fünf Dreijährigen geht’s los – wobei die Stadt ursprünglich das Ziel hatte, mit zehn Kindern zu starten. Nichtsdestotrotz ist Bürgermeister Thomas Groll alles andere als unzufrieden, denn schließlich lägen inklusive der kommenden Jahre insgesamt 17 Anmeldungen vor. Doch drei bis vier weitere Kinder wären wünschenswert, gibt er zu. 22 Jungen und Mädchen könnten theoretisch das Angebot nutzen.

Die Stadt will nun prüfen, ob unter Umständen auch schon Zweijährige in den Waldkindergarten gehen könnten. Noch dazu weist der Rathauschef darauf hin, dass auch Kinder aus anderen Kommunen dazukommen könnten: „Außerdem sind wir am überlegen, Schnuppertage anzubieten, damit Menschen unsere Neuerung kennenlernen können.“

Die Stadt ist Träger des Angebots, der bsj füllt es mit Leben.

„Das macht ja auch Sinn, denn der Verein kennt sich mit Naturpädagogik aus, während wir als Kommune Neuland betreten“, erläutert Groll und hofft, dass sich alsbald auch ein Förderverein gründet. Ein bisschen Geld befindet sich zumindest schon einmal in der Kasse: Süke Schmid und Monika Groll überreichten mit dem Wunsch für einen gelungenen Start die Kollekte des ökumenischen Schöpfungstages in Neustadt.

Thomas Groll hat derweil noch einen Wunsch an alle Eltern: Wer vorhabe, sein Kind eines Tages in den Waldkindergarten zu schicken, möge sich möglichst rasch an die Stadtverwaltung wenden, damit diese die Zukunft besser planen kann.