Die Spannung steigt

Mandatsträgern liegen sämtliche Infos zur Stromversorgung vor
Die Volksvertreter in Stadtallendorf und Neustadt kennen die Offerten der Stromanbieter und müssen sich nun entscheiden, wie die Versorgung der Städte in Zukunft geregelt werden soll.
von Florian Lerchbacher
Stadtallendorf / Neustadt. In dieser Woche trafen sich Stadtverordnete, Stadträte und die Bürgermeister von Neustadt und Stadtallendorf zu einem gemeinsamen „Stromtag“. Auf der Tagesordnung standen Informationen rund um die Zukunft der Stromkonzessionen -die beiden Städte wollen in diesem Punkt den Schulterschluss üben: „Wir sind bestrebt, eine Lösung für beide Kommunen zu finden“, kommentierte Neustadts Rathauschef Thomas Groll, der sich bei der Thematik allerdings ebenso verschlossen gab wie Stadtallendorfs Bürgermeister Manfred Vollmer.
Mehr als fünf Stunden dauerte die Veranstaltung, in der das Büro für Energiewirtschaft BET aus Aachen Risiken und Vorteile aufzeigte und, so Groll, eine Grundlage für die Mandatsträger schuf, auf der sie sich eine Meinung bilden können. Das Büro kommt zu einer anderen Einschätzung des Wertes der Stromnetze der beiden Städte, wie Groll vor einigen Wochen bestätigt hatte. E.on hatte den Wert des Neustädter Netzes mit 5,4 Millionen Euro und den des Stadtallendorfer Netzes mit 11 Millionen Euro beziffert.
E.on, die Stadtwerke Marburg sowie die OVAG mit Sitz in Friedberg stellten während des „Stromtages“ ihr Angebot vor. Die Alliander AG hatte im Vorfeld abgesagt – war aber aufgrund der weiten Entfernung als Tochterunternehmen eines holländischen Stromanbieters ohnehin bereits aus dem Rennen.
Die Kommunen haben mehrere Möglichkeiten: Entweder sie kaufen die Netze komplett oder gemeinsam mit einem Stromanbieter – zu einer dieser beiden Varianten rät das Büro BET nach OP-Informationen -, oder aber sie vergeben die Stromkonzession Ende 2011 schlicht wieder – bisher kassierten Stadtallendorf jährlich 770 000 Euro und Neustadt 220 000 Euro. „Die Entscheidung hat eine Tragweite von bis zu 20 Jahren. Die Vergabe der Konzession ist natürlich ein sicheres Geschäft“, weiß Groll – Manfred Vollmer hatte vor Wochen bereits erklärt, dass eine Lösung über mehr als zehn Jahre allerdings nicht mehr in Frage komme. „Uns war wichtig, die Mandatsträger vollständig einzubeziehen“, sagt Neustadts Bürgermeister, selbige müssen sich schließlich in den kommenden Wochen eine Meinung bilden. Über die Angebote machten die Bürgermeister jedoch keinerlei Angaben. „Wir wollen das optimalste Angebot in Bezug auf Versorgung und Preis“, betont Vollmer und ergänzt, die Entscheidung solle noch vor der Kommunalwahl im März 2011 fallen.
Nachbar hat zwei Angebote
Auch der Stadt Rauschenberg liegen Angebote von den Stadtwerken und e.on vor. Gemeinsam mit Wohratal und Fronhausen ließ sie diese von einem Ingenieurbüro prüfen. Zudem wurde auf der Basis der Angebote ein Fragenkatalog entwickelt, um offene Fragen abklären zu können.
Mittlerweile liegen die Antworten vor. Der Anbieter Alliander hatte nach Angaben von Bürgermeister Manfred Barth nicht auf Nachfragen zu seinem ursprünglich vorliegenden Angebot reagiert und ist daher aus dem Rennen.
Die Stadt wertet nun die Zusatzinformationen aus. In zwei Sitzungen des Haupt- und Finanzausschusses sollen die Anbieter ihre Angebote vertreten. Dann will der Magistrat eine Beschlussvorlage gestalten.