Ehrenamtsarbeit kommt ins Rollen

Stück für Stück können sich mehr Neustädter in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge engagieren

Rund um die Erstaufnahmeeinrichtung gibt es immer mehr Angebote für Flüchtlinge: Seit der vergangenen Woche laden Ehrenamtier in die Teestube ein. Als Erfolg hat sich die Sportnacht entpuppt.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Der Anfang war etwas zäh: Es dauerte seine Zeit, bis das Ehrenamtsangebot für Flüchtlinge unter Koordination von Janneke Daub vom Diakonischen Werk anlaufen konnte. Inzwischen ist die Arbeit ins Rollen gekommen, und die Angebote nehmen zu: An sechs Tagen die Woche bieten Freiwillige in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Flüchtlinge Deutschkurse an, andere Ehrenamtier unterstützen viermal die Woche das hauptamtliche Kinderangebot und bieten zwei Mal in der Woche Unterricht für Kinder von 7 bis 14 Jahren sowie verschiedene Nachmittagsaktivitäten an.

Ein Angebot trägt den Namen „Interkultureller Austausch – typisch Deutsch“, wie Einrichtungsleiter Dominik Zutz berichtet. Dabei werden Flüchtlingen dienstags zwischen 10 und 12 Uhr die Stadt Neustadt vorgestellt, Grundregeln des Zusammenlebens in Deutschland erläutert, kulturelle Gewohnheiten vorgestellt und vorhandene Hilfsangebote aufgezeigt. Die Veranstaltung richtet sich an unterschiedliche Sprachgruppen und wird durch einen Dolmetscher unterstützt.

Schüler der Martin-von-Tours- Schule organisieren über die Initiative „Schule ohne Rassismus“ einmal die Woche Aktivitäten für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren – sie backen zusammen, spielen Fußball und vieles mehr.

Dazu passend organisieren Jugendpflege und Gemeinwesenarbeit – die in Neustadt beide in Händen des Marburger Vereins bsj liegen – an jedem ersten Freitag ab 21 Uhr im Monat eine Sportnacht in der Halle der Martin-von-Tours-Schule. Dafür haben sie vom freitagabendlichen Sportangebot für Jugendliche – das meist zum Kicken genutzt wird – einen Tag abgeknapst, um diesen für alle Interessierten ab 14 Jahre zu öffnen.

Nach einem ganz spontanen Versuch fand nun die erste durchorganisierte Sportnacht statt – und entpuppte sich als voller Erfolg. Jugendpfleger Lars Kietz und Martin Methfessel von der Gemeinwesenarbeit, die im Vorfeld in der EAE das Angebot beworben hatten, berichteten begeistert von rund 70 Teilnehmern. Nach und nach hätten sich Flüchtlinge und Neustädter Jugendliche an die verschiedenen Sportarten herangetraut und sich immer weiter durchmischt. Kietz berichtete von „unbeschwerten Begegnungen“ – zu viel persönlichem Austausch sei es nicht gekommen, die Teilnehmer hätten schlicht den Spaß am Sport genossen. Es sei wichtig, Angebote zu machen und die Flüchtlinge vom Alltag abzulenken, betont er und sagt: „Der Bedarf an Bewegung scheint groß zu sein.“

Dazu passt, dass das bsj in der Gemeinwesenarbeit eine weitere Stelle einrichtet, um das Sportangebot auszuweiten. Ebenfalls passend ist, dass die zwei Sportfelder in der EAE saniert werden sollen. Immer donnerstags gibt es im Begegnungstreff in der Marktstraße einen Frauennachmittag, der zwischen 16 und 18 Uhr in die Grundschulsporthalle wechselt, wo Frauen – egal ob Flüchtlinge oder aus Neustadt – Sport machen können. In dieser Zeit bietet Methfessel Boule im Bürgerpark an.

Seit der vergangene Woche öffnen 14 Neustädterinnen in der EAE dienstags, donnerstags und samstags von 14 bis 17 Uhr die Pforten ihres „Cafe International“. Damit wollen sie den Austausch der Flüchtlinge untereinander fördern und ihnen eine Möglichkeit bieten, in gemütlicher Runde Zeit zu verbringen. Die Arbeiterwohlfahrt Neustadt stellte den Ehrenamtlerinnen dafür 500 Euro zur Verfügung, freut sich Silke Schmid, die Ansprechpartnerin für das Projektteam ist (Telefonnummer 0 66 92 / 61 30).

Des Weiteren gibt es noch die Initiative „Refugee for refugee“ – ein Angebot von Flüchtlingen für Flüchtlinge. Bei diesem Workshop thematisieren die Flüchtlinge die Grundregeln des Zusammenlebens in der EAE, damit dieses möglichst reibungslos funktionieren kann.