Ein Freibad – und zahlreiche Fragen

Stadt will eine Studie in Auftrag geben  Bürgermeister regt gegenüber dem Land ein Förderprogramm an

Wo liegt die Zukunft des Freibades? Wie sieht eine zeitgemäße Ausstattung aus? Das sind nur zwei Fragen, mit denen sich die Stadt Neustadt in den kommenden Monaten auseinandersetzen will.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Am Ende der Freibad-Saison steht durchschnittlich ein Minus von 150 000 Euro in den Büchern der Stadt Neustadt. Und das nach der internen Leistungsverrechnung und nach Abzug der Einnahmen in Höhe von rund 30 000 Euro.

41 Jahre ist das Freibad inzwischen alt. Entsprechend stehen alljährlich Sanierungen an – derzeit sorgt sich die Kommune um die Wasserzuleitungen zu den Becken, die Beckenköpfe und die Absorberanlage, die zur Erwärmung des Wassers dient. Zudem geht Wasser verloren, und die sanitären Anlagen und das Funktionsgebäude befinden sich in eher traurigem Zustand. Dass Sanierungsbedarf besteht, ist angesichts des Alters der Einrichtung ganz normal, betont Thomas Groll und ergänzt: „Uns nur mit den aktuellen Problemen zu beschäftigen, wäre zu kurz gedacht. Es ist an der Zeit, das Bad in seiner Gesamtheit zu betrachten und das weitere Vorgehen festzulegen.“

Aus diesem Grund hat der Bürgermeister im Haushalt 20 000 Euro für eine Studie vorgesehen – ein Plan, den die Stadtverordneten einstimmig begrüßten. Ziel sei es, einen Überblick über anstehende Sanierungsarbeiten und Ideen für eine zukünftige Nutzung zu erhalten. Erst dann wollen die Neustädter eine Entscheidung fällen.

Sorgenkind Nummer zwei

„Als erstes müssen wir uns fragen, was wir wollen: ein Freizeit- oder ein Sportbad“, erklärt Groll. Aus diesem Grund sei es wichtig, eine Zielgruppenanalyse auf den Weg zu bringen. Zudem stelle sich die Frage, ob überhaupt noch ein Schwimmer-, ein Nichtschwimmer-, ein Springer- und ein Planschbecken benötigt werden. Letzteres in bisheriger Form auf keinen Fall – dessen ist sich der Rathauschef sicher: „Es ist langweilig und alles andere als farbenfroh – also keinesfalls kindgerecht.“ Die Liegeflächen seien jedenfalls ausreichend, aber vielleicht wollten Freibadbesucher heutzutage ja lieber ein großes Becken und nicht drei mittelgroße haben. Insgesamt, so Groll, sei klar: „Wir müssen unser Freibad so gestalten, dass auch Bürger anderer Gemeinden nach Neustadt kommen, weil es so schön und etwas Besonderes ist.“ Dringend notwendig sei jedoch, die Finanzen im Auge zu behalten: Die Stadt werde sich keinesfalls etwas leisten, was sie sich nicht leisten könne – sie dürfe auch nicht vergessen, dass sie im Haus der Begegnung noch ein anderes Sorgenkind habe. Für die Zukunft des Bades sei dann auch ein Betreibermodell denkbar, so Groll.

Derzeit laufen im Rathaus die Vorbereitungen. Die Mitarbeiter erarbeiten ein Expose, das die wesentlichen Merkmale und Kennzahlen des Bades enthält. Dies will Groll dem Bauausschuss vorlegen, damit die Stadtverordneten die Möglichkeit bekommen, Ergänzungen einzubringen. Erst danach nimmt die Stadt Kontakt zu Büros auf, die sich mit Freibädern befassen.

In Sachen Finanzierung hat Neustadts Bürgermeister, bekannt dafür, sich gerne und oft an Fördertöpfen zu laben, Kontakt nach Wiesbaden zu Finanzminister Dr. Thomas Schäfer und zu Peter Beuth, Minister des Inneren und für Sport, aufgenommen. Die beiden mögen darüber nachdenken, ein Sonderinvestitionsprogramm für Freibäder aufzulegen, schließlich sei Neustadt nicht die einzige Stadt, die sich um ihr Bad sorgt – eine Hoffnung, die der Bürgermeister mit dem Landessportbund teilt. Gerade im ländlichen Bereich seien Freibäder wichtige infrastrukturelle Einrichtungen, erläutert Groll sein Anliegen und erinnert an die Sanierung des Hallenbades Mengsberg: Kurz, nachdem die Stadt das Großprojekt damals umgesetzt habe, legte das Land ein Förderprogramm auf. So entgingen Neustadt rund 100 000 Euro an Unterstützung. „Daher ist es mir wichtig, bereits heute in Wiesbaden anzuklopfen und nachzufragen, was dort in Zukunft ansteht“, sagt Groll.