Eine Anlaufstelle mitten in Momberg

Förderbescheid für geplantes „Multifunktionales Zentrum“ im ehemaligen Kindergarten
Von Stefan Dietrich
Momberg. Es soll eine Begegnungsstätte in der Dorfmitte werden, eine Anlaufstelle für alle, die sie nutzen wollen: Das geplante „Multifunktionale Zentrum“ im alten Kindergarten Momberg. Für den Umbau des Gebäudes, das mit dem angrenzenden Dorfgemeinschaftshaus eine Einheit bilden soll, rechnet die Stadt Neustadt mit Kosten von 620 000 Euro. Einen großen Teil davon bekommt sie nun aus Fördermitteln des hessischen Dorfentwicklungsprogramms. Landrätin Kirsten Fründt übergab am Mittwoch einen Förderbescheid in Höhe von 454 269 Euro. „Das ist auch eine Wertschätzung eurer Arbeit“, lobte die Landrätin die Momberger. „Das ist ein nachhaltiges, gutes Projekt, weil es die Bedarfe aus der Bürgerschaft abbildet.“

„Im alten Kindergarten-Gebäude wollen wir zum Beispiel die Rentenberatung unterbringen, einen Raum für Physiotherapie, aber auch Möglichkeiten für Nachhilfe und Musikunterricht“, beschrieb Ortsvorsteher Jörg Grasse das Projekt, das er in einer Steuerungsgruppe gemeinsam mit Stephani Schmitt, Anke Stark und Timo Stark vorangebracht hatte. Auch ein Dorf-Café und ein Repair-Café, die bereits 2019 erfolgreich stattfanden, sollen künftig Bürgerinnen und Bürger in dem Multifunktionalen Zentrum zusammenbringen.

Multifunktions-Raum und Pilgerbetten

Die Angebote richten sich nicht nur an die Momberger, sondern auch an Menschen aus den anderen Stadtteilen – und darüber hinaus. „Die Räume eignen sich auch gut für Konferenzen und Seminare“, sagte Grasse. Wenn allerdings eines der geplanten Angebote nicht ankomme, wolle man nicht verbissen daran festhalten, betonte der Ortsvorsteher – stattdessen werde man dann etwas anderes ausprobieren.

Bürgermeister Thomas Groll sagte, ohne den Einsatz der Momberger Steuerungsgruppe sei es nicht zu dem Projekt und dem Förderbescheid gekommen: „Es geht nicht so, dass im Rathaus gute Ideen entwickelt werden, die man dann dem Dorf wie ein Pudelmützchen aufsetzt.“ Er dankte Landrätin Fründt sowie Mena Söhlke vom Fachdienst Kreisentwicklung für die Unterstützung.

Im ehemaligen Kindergarten soll das Erdgeschoss saniert und ausgebaut werden. Dort soll ein knapp 50 Quadratmeter großer Raum mit Küchenzeile für verschiedene Nutzungen entstehen. Außerdem soll es etwa fünf Betten als Übernachtungsmöglichkeit für Pilger geben, die auf dem Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg wandern. Das Obergeschoss wird zunächst als Lager dienen. Mit einer Rampe soll das Gebäude auch für gehbehinderte Menschen barrierefrei werden.

Der ehemalige Kindergarten steht seit Herbst 2015 leer. Damals wurden die Kindergärten Momberg und Mengsberg zusammengelegt – im bisherigen Grundschulgebäude Momberg. „Daher standen wir in Momberg vor der Frage: Was wird mit dem alten Kindergarten?“, beschrieb Bürgermeister Groll die Ausgangslage. Ideen holten sich die Momberger bei einer Exkursion nach Mecklenburg-Vorpommern. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen war der Landkreis Marburg-Biedenkopf auf das „Netzwerk Multipler Häuser“ am Stettiner Haff aufmerksam geworden. „Die Grundidee ist: Ein leerstehendes Gebäude wird zu einer zentralen Anlaufstelle für unterschiedliche Angebote“, beschrieb Landrätin Fründt das Konzept. „Man geht nicht dahin, wo die Dienstleistungen sind, sondern holt sie her. Das ist eine Win-win-Situation – man füllt ein Gebäude mit Leben und deckt Bedarfe.“

Noch gebe es im Kreis kein „Netzwerk“ multifunktionaler Häuser wie im Nordosten Deutschlands, sagte Fründt. Doch auch im Kirchhainer Stadtteil Betziesdorf soll ein solches Zentrum entstehen – im ehemaligen Schulhaus. Natürlich habe man nicht eins zu eins übertragen können, was man in Mecklenburg-Vorpommern gesehen habe, sagte Ortsvorsteher Grasse. Welche Bedarfe es in Momberg und den anderen Stadtteilen gibt, ermittelten Studierende in einem Fragebogen.

Bis zum Beginn der Bauarbeiten wird es noch eine Weile dauern – am Beginn steht ein aufwändiges Vergabeverfahren. Bürgermeister Groll rechnet damit, dass im Mai oder Juni die eigentlichen Arbeiten beginnen werden. Die Momberger wollen aber auch vorher schon im Dorfgemeinschaftshaus einiges organisieren. „Wenn uns Corona nicht stoppt, werden wir wieder Dorf-Cafés und Repair-Cafés anbieten“, sagte Anke Stark.