Neustädter wollen integrierte Gesamtschule / Keine Antwort auf Schreiben an Kultusministerin erhalten
Von Pascal Reeber (0 64 28) 44 88 40 redaktion.mnz@mittelhessen.de
Neustadt/Wiesbaden. Der Kampf um die Zukunft der Neustädter Gesamtschule geht weiter. Vor wenigen Tagen hat den Förderverein ein Brief aus Wiesbaden erreicht. Darin enthalten: die wiederholte Ablehnung einer integrierten Gesamtschule – diesmal aus der Feder von CDU-Landtags-Fraktionschef Christean Wagner. Der Förderverein fürchtet viel mehr: „Wir vermuten, dass auf dem kalten Weg auch der Gymnasialzweig gestrichen wird“, sagt der Vorsitzende Hans-Gerhard Gatzweiler.
Der Förderverein will weiter gegen die Entscheidung von Kultusministerin Karin Wolff (CDU) kämpfen. Wolff hatte die Absage an eine integrierte Gesamtschule (IGS) mit zu geringen Schülerzahlen begründet.
Dem hält der Förderverein „frische“ Zahlen entgegen. „Allein für das nächste Schuljahr gibt es 38 Anmeldungen für den Gymnasialzweig“, sagt Gatzweiler. „Hätten wir eine IGS, würde die Klasse geteilt, so müssen 38 Schüler in einer Klasse sitzen und die Eltern sind stinkig.“
Enttäuscht ist der Fördervereins-Vorsitzende auch über die Ablehnung der IGS durch heimische Abgeordnete. Mitte Mai hatte der Förderverein den Mitgliedern des kulturpolitischen Ausschusses des Landtages, den Fraktionschefs und den Abgeordneten eine DVD mit einer filmischen Dokumentation der Aktionen für die IGS Neustadt geschickt.
In der vorigen Woche traf nun eine Antwort der CDU-Fraktion ein. In dem Schreiben von CDU-Fraktionschef Wagner heißt es: „Die Position der Kultusministerin, nach der der Antrag auf Umwandlung ihrer Schule in eine IGS abgelehnt werden musste, wird von uns voll und ganz geteilt“ (siehe Brief rechts).
Verein vermisst Reaktion auf Brief
Für Gatzweiler ist das zu wenig. „Mit keiner Silbe geht die CDU auf die 38 Anmeldungen für dieses Jahr oder die breit getragenen Aktionen ein.“ Das habe, so Gatzweiler, den Förderverein sehr verwundert.
Auf ein gemeinsames Schreiben des Personalrats, des Schulelternbeirats und des Fördervereins an die Kultusministerin von Anfang April habe man bisher noch überhaupt keine Antwort erhalten. „In diesem Schreiben wurde Frau Wolff unter anderem eingeladen, sich vor Ort über die gute Arbeit in unserer Schule und den Stand der Planungen für eine Integrierte Gesamtschule zu informieren. Aber es scheint, als möchte man nicht diskutieren. oder Argumente der Schulgemeinde anhören, willkürlich festgesetzte Richtwerte sind das einzige Argument der Kultusministerin, das von der CDU-Fraktion im Landtag voll unterstützt wird“, bemängelt die Personalratsvorsitzende der Schule, Monika Holzhausen.
Der Brief aus Neustadt ist nach einer Nachfrage dieser Zeitung in Wiesbaden eingegangen. Ein Antwortschreiben sei am 16. Mai von Ministerin Wolff unterschrieben und abgeschickt worden, sagt Sprecher Christian Boergen. Wo er zwischenzeitlich abgeblieben, ist nicht klar.
Lehrer und Eltern wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass doch noch eine positive Entscheidung für die IGS fällt. „Sollte dies nicht der Fall sein, so ist dies ein kräftiger Rückschlag für die Entwicklung Neustadts“, sagt Gatzweiler.
Längere Fahrzeiten für Eltern und eine schlechtere Förderung für die Schüler seien nicht die einzigen Nachteile. „Auch die Vereine werden dies deutlich merken, die 130 Gymnasialschüler werden auch in der Jugendarbeit fehlen.“
Der Förderverein hofft nun auf die Chance zu einem Gespräch mit den heimischen
Landtagsabgeordneten Wagner und Frank Gotthardt.
Der Neustädter Vereinsring wolle beide einladen. Außerdem will der Förderverein mit einem Wagen beim Kirmesumzug am kommenden Sonntag auf sich und die Problematik aufmerksam machen.
Der Förderverein fürchtet, dass der Gymnasialzweig über kurz oder lang auch dicht machen muss. „Wenn wir die IGS nicht bekommen, werden einige Eltern ihre Kinder zu anderen Schulen schicken. Wenn die Klassen immer kleiner werden, werden das immer mehr Eltern tun und irgendwann wird es den Gymnasialzweig nicht mehr geben“, so Gatzweiler.