Es geht um alte Sorgen und neue Bedürfnisse

ln Stadtteilen kristallisieren sich erste Projekte heraus, die Thema der Dorfentwicklung werden sollen
Aus dem Landratsamt bekamen die Bürger der Stadtteile schon einmal Lob für die rege Beteiligung an den ersten Veranstaltungen der Dorfentwicklung. Nun gilt es, sich weiter aktiv einzubringen.
von Florian Lerchbacher
Speckswinkel. Die Dorfentwicklung nimmt langsam Fahrt auf. Vier Themenfelder haben Sonja Kunze und Heike Brandt vom Büro AKP nach der Auftaktveranstaltung und den Dorfrundgängen herausgearbeitet: „Innenentwicklung und Grün im Dorf“, „Mobilität, Versorgung und Generationen“, „Gemeinschaftsräume und Begegnungsorte“ und „Tourismus, Kultur, Vereinsleben und Direktvermarktung“. Während eines Forums im Zollhof Speckswinkel, das Bestandteil der Erstellung eines „Integrierten Entwicklungskonzeptes“ ist, stellten die beiden Frauen den Gästen die Themenfelder vor.
Brandt ging noch einen Schritt weiter und zählte mögliche Projekte hinzu: Die Momberger müssten sich mit der Folgenutzung des alten Kindergartens befassen, aber auch nochmal über das Backhaus nach- denken. Die Mengsberger sollen sich über die Zukunft einer leerstehenden Scheune am Dorfplatz Gedanken machen und über die Trachtenstube, da ihr Gebäude marode sei. Und auch in Speckswinkel sei das Thema Leerstände ein Problem, so- dass die Zukunft der Ortsmitte erneut Thema werden soll. Ziel müsse es schließlich sein, die Ortsmitten zu stärken.

Es sei wichtig, den Denkmalschutz ins Boot zu holen, stellte Bürgermeister Thomas Groll heraus und betonte, Rückbau und Abriss von maroden Gebäuden dürften auch kein Tabuthema sein: „Manchmal ist eine zusätzliche Grünfläche besser als ein Schandfleck.“ Allerdings waren verschiedene Ansätze für die Dorfmitte von Speckswinkel und das Backhaus Momberg in der Vergangenheit am Denkmalschutz gescheitert, der sowohl Rückbau als auch Abriss abgelehnt hatte.
Weitere Themen sollen sein: ärztliche Versorgung, Nahversorgung, Direktvermarktung, die Nutzung der vorhandenen Gemeinschaftshäuser, Infrastruktur entlang von Rad- und Wanderwegen oder Betreuungsund Bildungsangebote für Kinder und Mobilität – ein Thema, das auch während des Forums zur Sprache kam. Die Ortsvorsteher Karl Stehl und Jörg Gras- se stellten heraus, auch die Frage von Bauland müsse diskutiert werden, wenn es um die Attraktivität der Dörfer gehe.
Nun gilt es, Schwerpunkte herauszuarbeiten und konkrete Projekte zu entwickeln. Groll zeigte sich optimistisch, dass
diese Aufgabe bis zum Herbst erfolgreich abgeschlossen werde und es 2019 an die schrittweise Umsetzung geht.
Mena Söhlke vom Fachdienst Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf lobte zunächst die Bürger für ihr Engagement und stellte heraus, dass ab 2019 auch Fördermittel für private Vorhaben in Mengsberg und Speckswinkel zur Verfügung stehen. Momberger können indes nicht in diesen Genuss kommen, da das Ende der
Dorferneuerung (2014) noch nicht allzu weit zurückliegt.
Während des Forums stellten außerdem Vertreter aus Weimar und Bad Endbach die jeweiligen Bürgerbusmodelle vor. Eine Idee für Neustadt und die Stadtteile, die aus dem Altenhilfekonzept stammt und in den nächsten Monaten weiterentwickelt werden soll. In Weimar hat der Bürgerbus einen festen Fahrplan und verkehrt an vier Tagen. In Bad Endbach ist das Angebot eine Art Sammeltaxi, das an zwei Tagen der Woche unterwegs ist. Die Fahrten sind jeweils kostenlos, als Fahrer engagieren sich Ehrenamtier. Der Regionale Nahverkehrsverband unterstützt die beiden Projekte organisatorisch und finanziell.
Kirsten Steimel vom Büro regioTrend informierte über das EU-Projekt „LQN“ (Lebensqualität durch Nähe). Ziel ist die Qualifizierung und Aktivierung der Bürgerschaft: Je drei Personen aus der Kernstadt und den Stadtteilen können sich in einem mehrteiligen, kostenlosen Seminar beispielsweise für die Planung und Umsetzung von Veranstaltungen oder Projekten qualifizieren. Am 9. Mai findet ab 19 Uhr dazu eine Informationsveranstaltung statt.