Feuer und Flamme für Dorfjubiläum

Erster Grenzgang Speckswinkels findet an Christi Himmelfahrt statt / Arbeitsgruppe weist Strecken dauerhaft aus
Von Florian Lerchbacher
Speckswinkel. Wolfsstrauch, schwarze Grube, Krücke – so lauten Stationen, an denen die Speckswinkler Grenzgänge vorbeiführen werden. Wer wissen will, was hinter diesen Begriffen steckt, kann sich entweder auf die beiden jeweils rund 8,5 Kilometer langen Strecken machen oder sich auf der Website des Dorfes die sechs detailreichen Infotafeln anschauen, auf denen exakte Erläuterungen stehen.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Grenzgang“ haben nämlich im Vorfeld ihrer Veranstaltungen beschlossen, dass die Strecke auch unabhängig vom Dorfjubiläum „800 Jahre Speckswinkel“ nutzbar sein sollen. „Das Wissen über die Gemarkung und die Geschichte geht immer mehr verloren. So entstand die Idee, eine Nachhaltigkeit zu schaffen, die Informationen festzuhalten und für zukünftige Generationen abrufbar zu machen“, erklärt Ortsvorsteher Martin Naumann.

Viele Arbeitsstunden stecken schließlich in der Entwicklung. Die Arbeitsgruppenmitglieder im Alter von Mitte 20 bis 70 Jahren haben jede Menge Zeit in die Recherchen zur Gemarkung, die Flure und markante Plätze gesteckt. Eine gute Quelle seien dabei die Unterlagen seines Großvaters, des Dorfhistorikers Heinrich Naumann senior, gewesen, berichtet der Ortsvorsteher. Die Schilder – für die es Fördermittel aus dem Programm „Starkes Dorf Hessen“ gab – wurden allesamt mit Infos, Karten und einem QR-Code versehen, damit jederzeit die Streckenführung beziehungsweise die Karten und die entsprechenden Infos abgerufen werden können.

Doch damit nicht genug: Die Mitglieder der Arbeitsgruppe bauten nicht nur die Schilder und stellten sie auf: Sie schnitten auch noch die Wege frei, mulchten sie, errichteten Ruhe- und von der Stadt zur Verfügung gestellte Picknickbänke und bauten eine kleine Brücke, damit Grenzgängerinnen und -grenzgänger problemlos einen Graben überqueren können. „Das ist schon eine coole Truppe“, kommentiert der Ortsvorsteher und lobt die gute Harmonie und die große Bereitschaft, sich zu engagieren. Außerdem habe er schon Menschen gesehen, die die ausgewiesenen Wege getestet haben: „Ich bin mir sicher, dass sie gut angenommen werden. Die Strecken sind wirklich schön und es gibt einiges zu sehen.“

Wer nun Lust bekommen hat, die Grenzen Speckswinkels zu erkunden, kann sich auf den Weg machen – oder an den offiziellen Veranstaltungen teilnehmen. Der erste Grenzgang findet am Donnerstag, 18. Mai (Christi Himmelfahrt beziehungsweise Vatertag), statt. Los geht es am Treffpunkt „Grüne Mitte“ im Ortskern um 9.30 Uhr mit einer Andacht. Für Musik sorgen der Gemischte Chor Frohsinn Speckswinkel und der Posaunenchor Erksdorf. Start der Wanderung ist um 10 Uhr. Dann werden die Grenzen zu Wolferode, Momberg, Neustadt und Erksdorf abgelaufen.

Zweiter Grenzgang findet
am 2. September statt

Auf etwa der Hälfte der Strecke wird eine Pause eingelegt, bei der sich mit (kostenpflichtigen) Getränken und Essen gestärkt werden kann. Die Strecke lässt sich laut Naumann in rund dreieinhalb Stunden bewältigen. Zwischen 14 und 15 Uhr endet die Wanderung an der Grillhütte, wo es Kaffee, Kuchen und einen warmen Imbiss gibt. Der Musikverein Rauschenberg sorgt für die Untermalung.

Der zweite Grenzgang ist für den 2. September geplant. Dann endet der Tag bei „Matsch und Brei“. Die Kelterei feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen und stellt ihren Hof für ein gemütliches Beisammensein mit Musik zur Verfügung.

Die Feierlichkeiten zum Jubiläum haben übrigens schon begonnen: Nach dem Jahresauftakt stellte Ende April Herbert Losekam sein Buch „Zoll und Zoller von Speckswinkel“ vor. Etwas mehr als 100 Menschen wohnten der Veranstaltung bei, an deren Ende der Autor 60 Bücher verkauft und allesamt signiert hatte. „Eine richtig schöne Veranstaltung“, freut sich Naumann.