Feurige Nummer

50 Neustädter Kinder üben im Mitmach-Zirkus für ihren großen Auftritt am Freitag
Von Florian Lerchbacher
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Neustadt. Konzentriert stellt Samuel das linke Bein nach vorne, findet einen festen Stand, hebt ein Wurfmesser und jagt es mit durchaus beeindruckendem Schwung in Richtung eines Brettes, in dem die Klinge stecken bleibt. Wenige Meter daneben kommen sieben Mädchen auf einer kleinen Matte zusammen, klettern übereinander und bilden eine Pyramide. Und draußen vor dem Zirkuszelt werfen sich Diego und Philipp Fackeln zu – noch sind sie am Proben und wagen das Spiel mit dem Feuer noch nicht. Am Freitag während der Aufführung werden die Fackeln aber sehr wohl brennend durch Neustadts Luft fliegen.

Es ist Zirkus-Zeit in Neustadt. Zum wiederholten Mal hat die Stadt den Mitmachzirkus „Manegentraum“ verpflichtet, der sein Zelt direkt am Junker-Hansen-Turm aufgestellt hat. Mit dabei sind Helfende von der Kindertagesstätte Regenbogen, die sich gemeinsam mit den Zirkus-Mitarbeitenden darum kümmern, dass 50 Kinder ab der ersten Klasse (bis maximal 12 Jahre) sich während der Herbstferien wie junge Artistinnen und Artisten fühlen können.

Zu Beginn der Woche können sich die Jungen und Mädchen einen Überblick über die Angebote verschaffen und sich in Jonglage, Messerwerfen oder Akrobatik versuchen. Penelope hat sich bei den Feuerspuckern angemeldet, denen zwischendurch auch brennende Fackeln über die Arme gezogen werden. „Man merkt, dass es wärmer wird – aber es tut nicht weh“, berichtet die Grundschülerin, während Markus Bichlmaier betont, dass Artistinnen und Artisten, egal welchen Alters, eben coole Typen seien. Dann verrät der Zirkuschef, dass es sich in Wirklichkeit um einen Trick handelt, bei dem Benzinum auf der Haut eingesetzt wird: „Das verfliegt schnell und wird auch nicht so heiß.“

Verdauungsmittel beim Feuerspucken

Beim Feuerspucken pusten die Kids derweil Lycopodium in die Flammen – ein pflanzliches Mittel, das eigentlich in der Medizin bei Beschwerden der Verdauungs- und Harnorgane zum Einsatz kommt. Und das, wie der Zirkusdirektor berichtet, im vergangenen Jahr zum einen sehr schwer zu erhalten gewesen und zum anderen ums Vierfache teurer geworden sei.

Jedes Kind der Gruppe bekommt ein Röhrchen damit gefüllt. Dann heißt es, vorsichtig einzuatmen, das Röhrchen an die Lippen zu setzen und den Inhalt gezielt auf eine kleine Flamme zu pusten. Im Optimalfall entsteht eine beeindruckende Flamme, die es in unmittelbarer Nachbarschaft kurz heiß werden lässt. „Feuer ist einfach toll!“ Da sind sich Diego und Philipp einig. Und Angst hätten sie keine, entgegnen sie mit beinahe schon unverständigem Blick auf eine entsprechende Frage: „Das macht doch Spaß!“ Dabei weiß vor allem Diego, wovon er spricht – denn er nimmt das Ferienangebot der Stadt Neustadt schon zum dritten Mal wahr.

Und damit ist er nicht der Einzige – was Anni Bichlmaier extrem freut, denn dass die Kinder wiederkommen, beweise, welch große Freude sie am Einblick ins Artistenleben haben. „Ich finde das schön. Natürlich können wir nur ein begrenztes Angebot machen, aber wir versuchen dann eben, die Kinder so einzuteilen, dass sie jedes Jahr eine neue Erfahrung machen.“

Wer nun neugierig geworden ist, der kann am Freitag um 10 Uhr einen Blick ins Zirkuszelt wagen, denn dann findet die Generalprobe statt. Die eigentliche Gala-Show ist für 16 Uhr geplant und eigentlich nur für Verwandte und Freunde gedacht.