Frühlingsmarkt als Sicherheits-Probelauf

Frühlingsmarkt als Sicherheits-Probelauf
Stadt Neustadt sichert Veranstaltung des Gewerbevereins mit Terrorsperren und Fahrzeugen
Von Florian Lerchbacher

Neustadt.
Wie sichert man Veranstaltungen, damit die Besucherinnen und Besucher geschützt sind? Mit dieser Frage müssen sich Ausrichter angesichts verschiedener Terroranschläge der jüngeren Vergangenheit inzwischen stets auseinandersetzen. So auch die Stadt Neustadt, auf die in näherer Zukunft mit den Festumzügen anlässlich der Trinitatis-Kirmes und des Kreisfeuerwehrtages gleich zwei Veranstaltungen mit tausenden Zuschauenden und hunderten Teilnehmenden zukommen.
Und am Sonntag, 27. April, wartet außerdem noch der Frühlingsmarkt, den der Gewerbeverein mit Unterstützung der Stadt veranstaltet. Während Thomas Heide, der Vorsitzende des Gewerbevereins, von einem „Versuchsballon“ für die beiden größeren Feste spricht, will Bürgermeister Thomas Groll das Wort nicht in den Mund nehmen: „Ja, es wird ein neues Sicherheitskonzept umgesetzt, das die Kommune mit dem Gewerbeverein und der Polizei abgestimmt hat und das angesichts der aktuellen Sicherheitslage mehr Aufwand mit sich gebracht hat, als sonst.“ Und nach dem Frühlingsmarkt werde dann geschaut, ob es sich bewährt – oder ob es noch Optimierungsbedarf gebe, der dann bei anderen Veranstaltungen umgesetzt werde.

„Vorteil des Frühlingsmarktes ist, dass er räumlich begrenzt ist und in einem Bereich stattfindet, den wir ganz genau kennen“, sagt Holger Michel, der Leiter des Fachbereichs II und ergänzt: „Vor allem bewegt er sich nicht, was die Absicherung noch zusätzlich erleichtert. Da sind die Festzüge eine ganz andere Hausnummer.“

Die Veranstaltung am Sonntag, die sich in der Marktstraße abspielt, wird in der Bahnhofstraße oberhalb der Neuen Gartenstraße mit den Terrorsperren aus dem Besitz der Stadt gesichert (der Verkehr wird durch die Straßen Im Hattenrod und die Alsfelder Straße umgeleitet).

Doch erstmals würden auch die Zugänge über kleinere Seitenstraßen, wie die Ring- oder die Mauerstraße, gesperrt. Dort kämen größere Fahrzeuge wie Lastwagen von Ausstellenden, einer Baufirma oder einer Fahrschule zum Einsatz, berichtet Michel und spricht großes Lob aus: Denn nur mit Fahrzeugen des Bauhofs wäre dies nicht zu bewerkstelligen – vor allem nicht, da auch die Feuerwehr in diesem Jahr nicht dabei ist, weil sie samstags mit einem Kommers ihr 100-jähriges Bestehen feiert (die OP berichtete).

Michel berichtet, er rege bei anderen Kommunen immer wieder an, dass diese sich auch einige Terrorsperren anschaffen sollten – damit Städte und Gemeinden sich gegenseitig helfen könnten (die Stadt Neustadt stellt ihre Sperren regelmäßig anderen Kommunen zur Verfügung). In diesem Zusammenhang hofft er zudem, dass das Land sein geplantes Förderprogramm für den Kauf solcher Sicherheitsvorkehrungen noch einmal aufstocke. Denn mit einer Million Euro für ganz Hessen komme man da nicht weit.

Den Frühlingsmarkt sichert die Stadt jedenfalls kostenlos: Man sehe es doch gerne, dass der Gewerbeverein versuche, die Belebung der Innenstadt mit der Veranstaltung zu fördern, erklärt Groll: „Wir unterstützen die Veranstaltung daher gerne. Würden wir Geld verlangen, könnte sie in Zukunft nicht mehr ausgerichtet werden.“

50 Markt- und Infostände sowie Turmführungen

Das sieht auch Thomas Heide so, der erklärt, dass die Ausrichtung spätestens seit der Corona-Pandemie immer schwieriger werde: Zum einen, weil die Zahl der Geschäfte in Neustadt zurückgehe, aber auch, weil es immer weniger Händler gebe, die umherreisten und ihre Stände aufbauen. Er sei aber zufrieden, dass der Frühlingsmarkt in etwa das Ausmaß des vergangenen Jahres haben werde.

Der 31. Neustädter Frühlingsmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag findet am Sonntag von 11 bis 18 Uhr statt – wobei die Geschäfte, wie das neue Tattoo-Studio, um 12 Uhr öffnen. Es werde rund 50 Markt- und Infostände geben, sagt Heide: beispielsweise vom Autopark Dippel oder der Sanitärfirma Gnau. Das Bauunternehmen Bauscher stellt einen Bagger auf und gestaltet so einen „Spielplatz für Erwachsene“. Es gibt Essen, Getränke, Turmführungen sowie das Biedermeiercafé im historischen Rathaus und den Weizenbierstand der Bürgerwehr am Weidenbrunnen. Hinzu kommen Aktionen, Vorführungen und „Spiel und Spaß für Kinder“ – von der Hüpfburg bis zum Gastspiel von Clownin Gina Ginella. Für Musik sorgen die Coronas.