Her mit den Ideen!

Stadt Neustadt will sich mit Zukunftswerkstätten den Themen Mobilität, Zusammenleben und Innenstadt nähern
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Mobilität, Zusammenleben und Zukunft der Innenstadt – diese drei Themen stehen im Mittelpunkt der „Zukunftswerkstatt Neustadt 2030“, die Bürgermeister Thomas Groll und Quartiersmanagerin Svetlana Nerenberg vorbereiten. Ursprünglich war die Workshop-Reihe für das Jahr 2020 geplant, doch die Corona-Pandemie machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Ziel ist es, dass sich die Bürger einbringen und an der Zukunft ihrer Heimatstadt mitarbeiten.

„Auf diese Weise kann man sich einbringen und mitgestalten. Jeder ist willkommen, denn wir alle sind Neustadt“, betont Nerenberg und hofft, dass sich nicht wieder nur die „üblichen Verdächtigen“ beteiligen, sondern die breite Masse an Menschen. Insbesondere Bürger unter 35 Jahren stünden im Fokus, „denn es geht um ihre Zukunft“. Insgesamt finde ein Wandel beziehungsweise ein Generationenwechsel statt, dem eine Stadt gerecht werden müsse.

Geplant ist, den Ist-Zustand rund um die drei ausgewählten Themen zu analysieren und dann Ideen zu entwickeln, was in den jeweiligen Bereichen getan werden kann, damit Neustadt „lebenswert bleibt“.

„Die Menschen können unbefangen mitteilen, was sie bewegt, welche Ideen sie haben und welche Projekte sie umgesetzt sehen wollen“, stellt der Bürgermeister heraus. Die Frage des Geldes stehe dabei hinten an: „Wir werden später entscheiden, was von vielen Menschen gewünscht, machbar und finanzierbar ist“, erklärt der Bürgermeister: Dabei dürfe ruhig auch unkonventionell gedacht werden: „Okay, komplett exotische Ideen suchen wir nicht – aber eben Ansätze, die nicht tradiert sind, aber von der Mehrheit getragen werden.“

Vielleicht fänden sich auch Ideen in anderen Kommunen, die sich auf Neustadt übertragen lassen.

„Wir müssen uns viele Fragen stellen – zum Beispiel der Frage nach der Bedeutung des Fahrrads in Neustadt. Oder passt eher Carsharing?“, sagt Thomas Groll und ergänzt: „Was ist mit den Leerständen? Was lässt sich mit der Marktstraße machen?“

Ideen sammeln, Menschen unterstützen, Prozesse anstoßen, Projekte fördern – so lautet das Motto der Initiative. Ein Ansatz sei zum Beispiel, Geld zur Verfügung zu stellen, damit Infrastruktur geschaffen wird – um die sich dann wiederum die Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise die Initiatoren kümmern.

„Wir sind als Kommune bereit für neue Ideen und neue Wege – aber es ist eben auch wichtig, dass sich die Menschen dann auch einbringen“, sagt Groll.

Die Stadtjugendpflege hat bereits eine Fotoaktion initiiert zum Thema „Zeigt uns Euer Neustadt“. Dabei geht es um Lieblingsorte, aber auch darum, was dem Nachwuchs an der Stadt nicht gefällt oder was gebraucht oder gewünscht wird. Und auch die Jungen und Mädchen aus den Kindertagesstätten des Stadtgebietes haben sich quasi bereits eingebracht: Nerenberg und Nicole Zinkowski vom Familienzentrum ließen die Kinder Bilder malen, wie sie sich ihre Heimatorte in zehn Jahren vorstellen.

Auftaktveranstaltung ist am 25. Oktober zwischen 17 und 19 Uhr im Kultur- und Bürgerzentrum. Dr. Lars Witteck und Dr. Alexander Fink halten dann Kurzreferate. Witteck, derzeit Mitglied des Vorstandes der Volksbank Mittelhessen, werde sich der Zukunft des ländlichen Raumes widmen, der ihm einst in seiner Zeit als Regierungspräsident sehr am Herzen gelegen habe, so Groll: „Er dachte unkonventionell.“ Und Fink hat ein Buch verfasst mit dem Titel „Deutschland neu denken – acht Szenarien für unsere Zukunft.“

Die Moderation der Veranstaltungsreihe wird Ute Dithmar aus Marburg übernehmen. „Sie verfügt über große Erfahrungen bei der Begleitung von Prozessen zur Lebensweltanalyse und zur sozialräumlichen Konzeptentwicklung sowie der Moderation von Zukunftswerkstätten und Leitbildprozessen“, erklärt Groll. Die einzelnen Zukunftswerkstätten finden an den Samstagen, 20. November, 27. November und 11. Dezember, jeweils von 10 bis 16 Uhr im Kultur- und Bürgerzentrum statt. Aber schon jetzt sind die Bürger aufgerufen, ihre Ideen bei der Stadt einzureichen.