Ergebnisse der Zukunftswerkstätten Neustadts liegen vor – und sorgen weiter für Diskussionsstoff
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Das sind doch erst mal nur Ideen, die gedacht werden. Aber Sie sehen anhand der entstehenden Diskussionen, dass unbedingt weiter darüber gesprochen werden muss“, sagte Ute Dithmar (Alea), die gemeinsam mit Annika Schlüter (Marburger Verein bsj) die Ergebnisse der Neustädter Zukunftswerkstätten vorstellte.
Viele Stunden hatten die beiden Frauen samt Kolleginnen und Kollegen während eben jener Zukunftswerkstätten mit jeweils rund sieben bis zehn Neustädterinnen und Neustädtern im Alter von 15 bis 70 Jahren zusammengesessen, um Ideen für die Themenbereiche Mobilität, Innenstadt und Zusammenleben zu entwickeln. Leider hätten in diesem Kreis junge Familien und Zugewanderte gefehlt, um ihre Vorschläge für das Leben in der Stadt einzubringen, bedauert Bürgermeister Thomas Groll.
Stadt denkt für Marktstraße über Verkehrsversuche nach
Nichtsdestotrotz entstand ein bunter Strauß an Ansätzen, aus denen Dithmar und Schlüter einige Leuchtturmprojekte herausarbeiteten: So soll das Radfahren in der Stadt attraktiver und sicherer gemacht werden – in diesem Zuge sollen auch ein Verkehrskonzept für die Innenstadt und insbesondere ein Radverkehrskonzept für die gesamte Stadt Neustadt erstellt werden. Einige angeregte Projekte wurden aber auch schon umgesetzt: Beispielsweise gab es bereits einen Nahmobilitätscheck und am Bahnhof wird eine Radabstellanlage gebaut.
Mit dem Thema Mobilität geht die Überlegung einher, die Marktstraße für den Verkehr zu sperren oder zumindest zu den Verkehr zu beruhigen – mit dem möglichen Ziel, eine Art Fußgängerzone zu entwickeln. Ein Thema, das sogleich für Diskussionen sorgte. Friseur Helmut Hoch – der seit 40 Jahren in Neustadt in eben jenem Bereich seinem Beruf nachgeht – sagte, dass dafür die attraktiven Geschäfte fehlten. Der vor etwa einem Jahr eröffnete Stadtladen und die Galerie auf Zeit – beides von der Stadt umgesetzte Projekte zur Bekämpfung des Leerstandes – seien zwar ein Anfang: „Aber es müsste mehr sein.“
Für Fußgängerzone fehlen die attraktiven Angebote
„Es wird nicht mehr wie im Jahr 1960“, kommentierte Schlüter: „Alle wünschen sich, dass die Läden florieren. Aber das ist nicht realistisch: Die Räume sind zu klein, zudem wird immer mehr im Internet eingekauft.“ Bürgermeister Groll fügte hinzu, dass auch Eigentümer und Nutzer der Gebäude mitmachen und für eine Aufwertung der Häuser sorgen müssten – dafür hat die Kommune auch schon ein Förderprogramm aufgelegt.
„Wenn wir die Straße sperren, muss es ein permanentes Angebot geben“, erklärte er. Die Stadt sei sich aber bewusst, das nicht einfach auf den Weg bringen zu können. Wenn, werde es zunächst zeitlich begrenzte Verkehrsversuche geben – und das auch erst, wenn der nächste Abschnitt der Autobahn 49 fertig und klar sei, wie hoch die Verkehrsbelastung in der Stadt sei. Und dann müsse genau geschaut werden, wie sich Veränderungen auf die letzten noch vorhandenen Betriebe auswirken. Eine erste Option der Aufwertung ist aber auch, für Begrünung zu sorgen.
Kommune will weiter die Wünsche und Ideen abfragen
Ebenfalls für viel Gesprächsstoff sorgte der Vorschlag, Integrationsfeste auszurichten, um die Menschen zusammenzubringen (und in diesem Zuge die Marktstraße zumindest kurzzeitig zu sperren).
Timo Stark sagte, dass es diese Feste doch schon gebe – beispielsweise die Kirmes oder das Straßenmalerfestival. Sie würden aber nur von einem Teil der Menschen angenommen – und diese Gruppe werde immer kleiner. Schlüter entgegnete, das solle daher so konzipiert werden und so „niedrigschwellig“ sein, dass es sich auch tatsächlich an alle richte. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Ansätze: In Planung ist unter anderem, einmal im Monat einen Markt auszurichten oder neue Treffpunkte wie die bereits geschaffene „Wandelbar“ – ein mobiles Caféhäuschen – einzurichten. Ein Gedanke ist auch, leerstehende Gebäude kostenlos für sogenannte „Pop-up-Stores“ nutzen zu lassen – damit Menschen ihre Geschäftsideen ohne größeres finanzielles Risiko ausprobieren können.
Es gibt also verschiedene Ansätze, um die Stadt weiterzuentwickeln. Geplant ist, dass bei künftigen Veranstaltungen die Menschen gezielt auf ihre Wünsche und Ideen angesprochen werden. „Mitmachen statt miesmachen“ soll daher das Motto lauten.