Neustädter Mitteilungsblatt

Der Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj) stellte sein neues Integrationsprojekt IGOR in Neustadt vor

Die Arbeit wurde am l. 12. 2004 aufgenommen und in Kooperation mit der Gesamtschule Neustadt und der Stadtjugendpflege sollen praxisorientierte Angebote für Jugendliche entwickelt und verwirklicht werden.
Zu Gast beim Pressegespräch Bürgermeister Manfred Hoim, Stadtjugendpfleger Erik Hoffmann, Hartmut Boss, Rektor der Gesamtschule, Stefan Landmann und Claus Schäfer vom Landkreis Marburg-Biedenkopf, Jochem Schirp, Geschäftsführer des bsj, Karlheinz Nickel, Projektleiter IGOR und MdB Sören Bartol (SPD),
Für Jugendarbeit besteht ausreichender Bedarf, so Bürgermeister Manfred Hoim zu Beginn des Pressegespräches. Wir haben mit einem hauptamtlichen Stadtjugendpfleger angefangen, als andere den Hahn schon zugedreht haben. In der Kernstadt als auch in den Stadtteilen gibt es Jugendklubs. In der Kernstadt wird in naher Zukunft für neue Räumlichkeiten gesorgt. Die Idee mit dem Mädchencafe fand ich gut, wird aber wohl wie gedacht nicht umgesetzt. Wenn im Frühjahr das „Haus der Vereine“ fertig sein wird, wird auch ein großer Raum, der von allen genutzt werden kann, auch für Veranstaltungen, der Jugend zur Verfügung stehen.
Jochem Schirp sprach der Stadt Neustadt seinen Dank für die Zusammenarbeit aus. Für das Projekt IGOR konnten wir Kooperationspartner finden, und damit können wir in eine bodenständige Jugendarbeit einsteigen, denn Jugend braucht Unterstützung, Beratung und Freizeitangebote. Auch Jugendhilfe und Schulen arbeiten mit dem bsj gut zusammen. Wir wollen Abenteuer und Bewegung anbieten, ein universeller Ansatz für alle, die hier schon leben und für die, die noch neu dazukommen. Dank auch an Sören Bartol, der dafür sorgte, dass auch auf Bundesebene Fördermittel bereitgestellt wurden. Dank aber auch an Land und Kreis, zusammen mit den Eigenmitteln des bsj kann da schon etwas auf die Beine gestellt werden.
Karlheinz Nickel erklärte, dass man den jugendlichen Aussiedlern nachsage, dass sie schwer zugänglich seien. Das ist aber auch kein Wunder, kamen sie doch von heute auf morgen in ein völlig fremdes Land. Gerade deshalb muss man etwas tun, um sie für irgendetwas in der Gemeinschaft mit Deutschen und Asylbewerbern zu begeistern.
Das Projekt IGOR wurde speziell für Neustadt entwickelt, wobei man da nicht streng nach vorgegebenen Regeln vorgehen möchte, sondern das Projekt soll sich im steten Wandel befinden. In Kooperation mit der Schule soll eine Offene Sportgruppe sowie eine
Abenteuer AG ins Leben gerufen werden. Die Stadtjugendpflege soll einen Tag im Jugendklub übernehmen, eine Mountainbikegruppe gründen und spezielle Angebote für Mädchen entwickeln. Renovierung des Jugendraumes, Erstellen einer eigenen Homepage, bewegungsorientierte Ausflüge, Klassenfindungstage, Freizeiten oder Mitternachtssport sollen dazu gehören. Wichtig ist es bei diesem Projekt, die Jugendlichen, die sich zum Teil in Wohnheimen aufhalten, zu begeistern und zum gemeinsamen Miteinander zu gewinnen.
Dabei sollen die Jugendlichen natürlich ihre eigenen Vorstellungen einbringen und auch Verantwortung übernehmen. Dazu gehört, dass sie zwei Fahrten selbst organisieren und durchführen. Zum einen soll dies eine Mountainbiketour mit einem Aufenthalt im Wald werden und zum anderen Klassenfindungsarbeiten, wobei sie in einer Gruppenarbeit mit der Stadtjugendpflege Lernmotive finden sollen.
Auf der bereits eingerichteten Homepage sollen sich die Jugendlichen selbst und ihre Arbeit vorstellen, es wurden bereits mehr als 400 Besucher der Homepage registriert.
Die l. Neustädter Sportnacht, die am vergangenen Samstag stattfand ist ebenfalls ein projektübergreifendes Angebot. Es sind ferner spezielle Bildungsangebote und auch ein eigenes Wochenende für Mädchen zu erarbeiten. Man plant einen Fotowettbewerb mit dem Thema „Neustadt-Schwarzweiß“, die besten Fotos sollen in einer Ausstellung präsentiert werden.
Ganz wichtig ist es, dass das Projekt für alle Jugendlichen der Kernstadt konzipiert wurde und man für die Lebenslagen der Jugendlichen Verständnis weckt. Rund 120-150 Jugendliche, eine Mischung aus heimischen und ausländischen Jugendlichen will man besonders bei Sportprojekten erreichen.
Stefan Landmann wusste aus früheren Projekten, dass Sportprogramme eher Zuspruch finden als Bildungsangebote. Man muss hier einfach präventiv arbeiten und besonderen Wert auf das Erlernen der deutschen Sprache legen, damit die Kinder und Jugendlichen sowohl in der Schule als auch in der Lehre eine Chance haben.
Hartmut Boss begrüßte das Projekt, und freute sich, dass so viel Unterstützung geboten wurde. Die Schule hat täglich mit den Kindern und Jugendlichen zu tun und weiß daher aus erster Hand, was für Probleme anstehen. Mit der Vielzahl der Partner wurde dieses Projekt auf gesunde Füße gestellt. An der Schule gibt es das Angebot, die deutsche Sprache zu erlernen und das klappt relativ gut, wobei man einräumen muss, dass die Problemfälle zunehmen, weil keiner der jungen Leute, die heute an unsere Schule kommen, die Sprache der neuen Heimat kann.
Es ist nicht einfach für die jungen Leute, die aus ihrer vertrauten Heimat gerissen wurden, in ein fremdes Land kommen und die Sprache nicht beherrschen, so Sören Bartol. Sie wurden nicht gefragt, sie mussten mit ihren Eltern gehen. Gerade deshalb ist es gut, dass sich hier so viele Partner zusammengefunden haben und man aktive Integration betreiben will. Die meisten der jungen Mitbürger leben für sich, und wenn das mit dem Projekt IGOR aufgegriffen und eine Mischung aus allen entsteht, dann ist es am Ende für alle fruchtbar.
Claus Schäfer fügte noch an, dass die Jugendlichen nicht zwangsläufig schwierig sind, sondern man hat sie einer schwierigen Situation ausgesetzt. Je jünger die Kids, desto schneller passen sie in die neue Welt, den älteren muss man mehr Unterstützung geben. Unterstützung muss hier vor allen Dingen von der Politik kommen, räumte Sören Bartol ein.
Die Diskussion hat gezeigt, so Bürgermeister Manfred Hoim am Ende, dass noch viel zu tun ist und man vielleicht da und dort noch umdenken muss.