Unter anderem kommen Gregor Gysi, Christian Wulff und Ludwig Schick nach Neustadt
Von Florian Lerchbacher
07.11.2024, 00:00 Uhr
Neustadt.
Die Stadt Neustadt bekommt im nächsten Jahr wieder prominenten Besuch: Bürgermeister Thomas Groll hat für die zeitgeschichtliche Reihe den emeritierten Erzbischof von Bamberg Ludwig Schick, den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, die langjährige Ministerpräsidentin und einstige Präsidentin des Bundesrates Hannelore Kraft, die frühere Speerspitze von PDS und Linken Gregor Gysi sowie den ehemaligen Verteidigungs- und Innenminister Thomas de Maizière gewonnen. Sie alle werden zu unterschiedlichen Themen der Vergangenheit referieren und, wie Groll betont, „lebendigen Geschichtsunterricht“ geben.
Zunächst widmet sich im April 2025 der aus Mardorf stammende Ludwig Schick dem Leben und Wirken von Papst Johannes Paul II. Anlass ist der 20. Todestag des aus Polen stammenden Geistlichen, der von 1978 bis zum Jahr 2005 Oberhaupt der katholischen Kirche war.
Im Juni ist dann Christian Wulff zu Gast in Neustadt, der über das Thema „80 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges“ spricht. Ebenfalls im Juni wird Hannelore Kraft die Junker-Hansen-Stadt besuchen und über Friedrich Ebert referieren, der von 1919 bis zu seinem Tod im Jahr 1925 erster Reichspräsident der Weimarer Republik war.
Als letztes geht es während der zeitgeschichtlichen Reihe dann um die im kommenden Jahr 35 Jahre zurückliegende Deutsche Einheit, die dann aus zwei völlig unterschiedlichen Positionen beleuchtet wird: Zunächst spricht im Oktober Gregor Gysi über das Thema – ein Referent, der einst maßgeblich beteiligt war und den Groll schon seit mehr als drei Jahren nach Neustadt holen möchte. Entsprechend stolz ist er, dass dieser Wunsch endlich in Erfüllung geht. Im November ist dann Thomas de Maizière zu Gast in der Junker-Hansen-Stadt. „So widmen wir uns der Wiedervereinigung aus zwei ganz unterschiedlichen Sichtweisen. Das wird bestimmt sehr interessant“, verspricht der Bürgermeister und stellt heraus, dass die Kommune den Referenten keine Honorare zahlt: „Wir übernehmen, wenn gewünscht, Fahrt- und Übernachtungskosten oder laden sie zum Essen ein – mehr aber nicht.“
Horst Eckels Besuch war der absolute Höhepunkt
Und doch kamen seit der Premiere im Jahr 2009 fast 50 Prominente nach Neustadt. In diesem Jahr waren es beispielsweise Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und die ehemaligen Ministerpräsidenten von Hessen und Rheinland-Pfalz Roland Koch und Kurt Beck. Absoluter Höhepunkt der vergangenen 15 Jahre war für Groll der Besuch des inzwischen verstorbenen Fußballweltmeisters von 1954 Horst Eckel: „Vom Erzählen her war das unschlagbar.“ Aber auch die „Brillanz des Vortrages“ von Roland Koch sei herausragend gewesen.
Rund 800 Gäste besuchten die fünf Veranstaltungen 2024 – allein 250 waren es bei Bärbel Bas. „Wir haben bei den Veranstaltungen viele Stammgäste, aber es kommen auch immer wieder neue dazu“, freut sich Groll: „Und wer einmal kommt, der kommt auch öfter. Das haben wir festgestellt. Die Menschen genießen auch den Rahmen mit der musikalischen Untermalung durch das Trio Semplice und das Glas Sekt oder Orangensaft, das wir anbieten.“
Er würde sich wünschen, dass mehr Schulkassen den „lebendigen Geschichtsunterricht“ nutzen. Aus diesem Grund werde die Stadt neben der heimischen Martin-von-Tours-Schule künftig auch gezielt Klassen aus Amöneburg, Kirchhain und Treysa einladen: „Ich glaube, insbesondere Schülerinnen und Schüler aus Oberstufen können aus unseren Veranstaltungen viel mitnehmen.“
Und einen Traum hat Groll auch: Dass eines Tages die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in Neustadts zeitgeschichtlicher Reihe spricht.