Schwertransporte brachten zwei Pufferspeicher für Nahwärmenetz von Leipzig bis nach Mengsberg
Sie sehen aus wie Zigarrenhüllen im Riesenformat. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag kamen zwei überdimensionale Pufferspeicher in Mengsberg an.
von Michael Rinde
Mengsberg. Sie sind ein Kernelement für Mengsbergs künftige Wärmequelle, die Solarthermieanlage. Am Freitag erreichten die Schwertransporter mit beiden Pufferspeichern den Neustädter Stadtteil. Gegen 2 Uhr in der Nacht waren sie am Ziel, für 1.30 Uhr waren sie angekündigt. Alles war bis auf die Minute genau geplant. „Das war eine Punktlandung“, freut sich Karlheinz Kurz, seines Zeichens Mitglied im Vorstand der Bioenergiegenossenschaft und Ortsvorsteher von Mengsberg.
Die Schwertransporter hatten eine lange Anfahrt hinter sich. Sip starteten am Mittwoch vom Werk des Herstellers der Behälter in Leipzig. Ihre erste Station war Eisenach. Dort verbrachten die Fahrzeuge den Tag auf einem Autobahnparkplatz. Am Abend führte der Schwertransport weiter über das Kirchheimer Autobahndreieck bis zur Nahwärmezentrale in Mengsberg. Dort lief dann dank zweier entsprechend dimensionierter Autokräne und dem Können von Fahrern und Technikern alles wie geplant. Passgenau mussten die Pufferspeicher auf die fertige Betonplatte gesetzt werden. Starker Wind machte das Anheben und Platzieren nicht so ganz einfach. Aber es gelang letztlich ohne Zwischenfälle. „Ich ziehe den Hut vor den Fahrern und ihrem Können“, meinte Kurz am Freitagmittag im Gespräch mit der OP.
Die Maße der Speicher zeigen die Gründe für dieses besondere Lob: Sie sind jeweils 18 Meter hoch, wiegen 60 Tonnen und haben ein Fassungsvermögen von 150 Kubikmetern. Karlheinz Kurz füllt sich angesichts dieser Dimensionen an ein Schwälmer Sprichwort erinnert: „Wenn es Brei regnet, muss man Löffel dabeihaben.“
Das Wasser, das durch das Solarthermiefeld erhitzt wird, gelangt in die Speicher, um von dort über das Nahwärmenetz in den Ort verteilt zu werden.
In der Woche nach Ostern, so das erklärte Ziel der Nahwärmegenossen und ihres Generalunternehmers Viessmann, soll es so weit sein. Dann sollen die ersten Haushalte ans Netz gehen. Im ersten Bauabschnitt sind in den zurückliegenden Monaten insgesamt 3 500 Meter Nahwärmeleitungen verlegt worden. 43 Haushalte sollen über diese Rohre das von der Sonne erwärmte Wasser erhalten. Am Ende des zweiten Bauabschnitts werden es 144 Haushalte sein, die an das Mengsberger Nahwärmenetz angeschlossen sind. Wobei sich immer noch Anwohner melden können, die angeschlossen werden möchten. „Das gilt natürlich nur dort, wo die Erdarbeiten noch nicht beendet sind“, betont Kurz. Im Stillen gibt es immer noch die Hoffnung, die magische Zahl von 150 angeschlossenen Haushalten doch noch zu erreichen. Optimist Kurz hält das für machbar.
Beim zweiten Bauabschnitt geht es darum, noch einmal 6000 Meter Nahwärmeleitung in die Erde zu bringen. Erklärtes Ziel aller Beteiligten ist es, bis Dezember komplett fertig zu sein. Dann soll das gesamte Netz laufen. Nächster spannender Schritt wird das Aufstellen der Solarthermiefelder sein. „Doch vor Überraschungen sind wir nicht gefeit. Sie können vor allem im Boden liegen“, sagt Kurz. Außerdem kann das Wetter noch Einfluss auf den Zeitplan haben. Schon jetzt liegen die Nahwärmegenossen hinter ihren ursprünglichen Planungen zurück. Schließlich gab es einmal das Ziel, bis Weihnachten vergangenen Jahres mit der
Wärmeversorgung zu beginnen. Doch verschiedene Ursachen führten zu Verzögerungen (die OP berichtete).
Unter anderem wurde wichtige Technik nicht wie erwartet geliefert. Zur Nahwärmeversorgung gehören neben dem 3 000 Quadratmeter großen Solarthermiefeld auch eine Holzhackschnitzel-Heizung.