Rückblick mit sehr persönlichem Touch

Emeritierter Erzbischof Schick sprach über Papst Johannes Paul II.
Von Florian Lerchbacher
Neustadt.
„Papst Johannes Paul II. war gastfreundlich und kommunikativ. Er wusste, wo jeder Bischof herkam, und kannte sich mit ihren Diözesen aus. Er war ein sehr guter Zuhörer“, sagt Professor Ludwig Schick, der emeritierte Erzbischof von Bamberg. Er habe stets eine enge Verbindung und einen leichten Zugang zum langjährigen Oberhaupt der katholischen Kirche gehabt, schließlich habe er Karol Józef Wojtyła, der damals noch Kardinal war, schon während einer Bischofskonferenz im Jahr 1978 kennengelernt – vier Wochen vor seiner Wahl zum Papst.
Und so konnte es eigentlich keinen besseren als den gebürtigen Mardorfer geben, um auf Einladung der Stadt Neustadt über das Leben und Wirken von Papst Johannes Paul II. zu referieren – und zwar fast genau 20 Jahre nach dessen Tod. Über 150 Gäste – und damit deutlich mehr als im Durchschnitt – waren zu der Veranstaltung der beliebten „zeitgeschichtlichen Reihe“ gekommen und lauschten gebannt, wie der emeritierte Erzbischof zurückblickte und stets auch seinen persönlichen Bezug und seine Erlebnisse einbezog.

Im „Drei-Päpste-Jahr“ hatte er in Rom Kirchenrecht studiert und am 16. Oktober 1978 auf dem Petersplatz miterlebt, wie „weißer Rauch mit ein bisschen schwarz“ aufstieg und aus dem Konklave mitgeteilt wurde, dass ein neuer Papst gewählt sei. Eine halbe Stunde später habe Pericle Kardinal Felici mit dem Habemus Papam den Namen des neuen Papstes mitgeteilt – aber so undeutlich gesprochen, dass niemand wusste, wer denn nun das neue Oberhaupt der Kirche sei. Und dann sei der Schock bei den meisten Gläubigen auf dem Petersplatz zunächst groß gewesen, dass mit dem Kardinal aus Polen erstmals seit mehr als 400 Jahren kein Italiener zum Papst gewählt wurde.

Doch das habe sich im Laufe der Jahre geändert, denn der Papst aus Polen habe Europa verändert und als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten das 20. und 21. Jahrhundert entscheidend geprägt. Unter anderem, in dem er durch sein Agieren maßgeblich zum Zerfall des Kommunismus beigetragen habe.

Papst Johannes Paul II. war ein „Papst der Superlative“

Er sei insgesamt ein Papst der Superlative gewesen, sagt Schick: Beispielsweise habe er mit 104 so viele Länder wie kein anderer Papst besucht – und mit 1.820 Selig- und Heiligsprechungen so viele wie kein anderer ausgesprochen. Viele davon hätten vor allem auch politische Relevanz gehabt, zum Beispiel die Seligsprechung von Menschen, die in der Nazi-Zeit verfolgt wurden. Immer wieder habe er die Würde des Menschen hervorgehoben – die insbesondere von den Nazis, aber auch von Kommunisten mit Füßen getreten wurde. Es gelte aber, die Würde eines jeden zu achten – unabhängig unter anderem von „Rasse, Ethnie, Herkunft oder gesellschaftlichem Rang“.

Eine „Zivilisation der Liebe“ sei sein Ziel für die Gesellschaft gewesen. Und Papst Johannes Paul II. habe – ebenso wie Papst Franziskus – sehr oft über die Bedeutung und den Schutz der Schöpfung beziehungsweise der Natur gesprochen. Doch er habe auch noch ein weiteres „Erbe“ beziehungsweise weitere Aufträge hinterlassen: Menschen sollten barmherzig sein und durch diese Tugend „Rechthaberei, Ausbeutung und Missachtung“ überwinden – und vor allem stets bereit und in der Lage sein, sich zu versöhnen: „Denn der Mensch muss sich immer wieder versöhnen, damit er Zukunft haben kann“, stellte Schick heraus.

Der emeritierte Erzbischof hatte zahlreiche Erinnerungsstücke mitgebracht, unter anderem ein Kreuz und einen Rosenkranz, die er von Papst Johannes Paul II. bekommen hatte. Mit vielen Gästen tauschte er sich nach dem Festvortrag noch im persönlichen Gespräch aus und zeigte sich – wie schon so oft bei Veranstaltungen in der Region – als sehr nahbar und zugänglich.

Unter den Augen von Thomas Groll trug er sich zudem ins Goldene Buch der Stadt ein. Der Rathauschef wies dabei auch schon auf weitere Festvorträge hin: Als nächstes ist am 16. Mai um 17 Uhr Bundespräsident a.d. Christian Wulff in Neustadt zu Gast, um über „80 Jahre Kriegsende“ zu sprechen. Musikalisch hatte das „Trio Semplice con piano forte“ die Veranstaltung untermalt – unter anderem mit dem „Marche Pontificale“, der Nationalhymne des Vatikanstaates.