5,4 Hektar der 32 Hektar großen Neustädter Bundeswehr-Liegenschaft sind vermarktet
In rekordverdächtiger Zeit hat die Stadt Neustadt Baurecht für sieben Hektar der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne geschaffen. Eine Spedition ist erster Investor.
von Michael Rinde
Neustadt. In drei Jahren, so die aktuellen Stationierungsplanungen, ziehen die letzten Soldaten aus der Neustädter Ernst-Moritz-Kaserne ab. Schon im vergangenen Jahr hat der Bund etwa 7 Hektar Kasernenfläche für die Vermarktung freigegeben (die OP berichtete).
Inzwischen ist der überwiegende Teil davon schon verkauft. Im August hat die Spedition Geisel mit Sitz in Schwalmstadt 5,4 Hektar gekauft. Die Spedition hatte die Flächen vorher bereits angemietet. Auch für die übrigen 1,6 Hektar des früheren Technikteils der Kaserne gebe es bereits Interessenten. Inzwischen existiert auch das nötige Baurecht. Seit wenigen Tagen ist der Bebauungsplan der Stadt in Kraft, der Flächennutzungsplan ist geändert. In einem kleinen Kraftakt hat die Stadt Neustadt innerhalb von nur zwölf Monaten die rechtlichen Grundlagen geschaffen.
Der erste Abschnitt der Konversion, der Umwandlung von militärischen in zivile Flächen, läuft aus Sicht von Bürgermeister Thomas Groll bisher sehr gut.
Es gibt auch schon Gespräche mit der Bundeswehr über die Freigabe von weiteren Flächen des Technikteils der Kaserne.
Hartmut Röder hat schon umfangreiche Erfahrung mit Konversion. Sein Büro GKU managt auch den Umwandlungsprozess in Neustadt. „Wir sind seinerzeit mit dem Ziel angetreten, Arbeitsplätze in die Kaserne zu bringen“, sagt Röder. Jetzt sehe es so aus, dass bis zu 80 Arbeitsplätze allein in dem früheren Technikteil entstehen könnten. Die Spedition Geisel als großer Investor habe beispielsweise schon eine Baugenehmigung für ein neues Hochregallager beantragt.
Derzeit läuft die Versorgung mit Wasser und Strom nach wie vor über die Bundeswehr. Im nächsten Jahr soll der Technikteil der Kaserne komplett neu erschlossen werden. Billig wird das nicht. Etwa zwei Millionen Euro kostet es voraussichtlich, neue Ver- und Entsorgungsleitungen und Straßen zu bauen.
Die Hälfte davon zahlt das Land. Die andere Hälfte will die Stadt über die Erschließungskosten-Pauschalen hereinholen, die die künftigen Eigentümer zahlen müssen. „Wir haben immer betont, dass wir uns nur dann einbringen, wenn wir keinen Cent für die Neuerschließung bezahlen müssen“, betonte Groll gestern noch einmal.
Übrig bleiben weitere rund 25 Hektar Kasernenfläche, für die es nach 2012 eine neue Verwendung geben muss. Allen Beteiligten ist klar, dass dieser zweite Teil der Neustädter Konversion erheblich schwieriger werden dürfte. Dann geht es um Wohn- und Verwaltungsgebäude, nicht mehr um Betriebsflächen. Als Mietwohnungen eignen sich die Unterkünfte nicht.
„Möglicherweise bleibt dann nur die Abrissbirne“, meint Groll derzeit. Dass die Stadt auf der Kasernenfläche ein neues Baugebiet schafft, ist ebenso unwahrscheinlich. Denn das liefe der erklärten Neustädter Politik zuwider, Neubürger in den vorhandenen Ortskernen anzusiedeln und keine neuen Gebiete auszuweisen.