Stadt hofft auf eigenen „Schutzmann“
Neustädter nehmen an „Sicherheitsinitiative Kompass“ teil und hätten gerne „ihren“ Polizisten
Seit 1994 hat Neustadt keinen eigenen Polizisten mehr im Stadtgebiet. Das soll sich ändern. Daher beteiligt sich die Stadt an der Initiative „Kompass“ des Landes Hessen.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Zusammenarbeit von Stadt und der Polizeidienststelle Stadtallendorf ist gut, betont Bürgermeister Thomas Groll. Nichtsdestotrotz würde es ihm wie auch den Stadtverordneten besser gefallen, wenn sich täglich zwischen 8 und 16 Uhr ein Polizist im Stadtgebiet aufhalten würde – und genau das soll die Aufnahme der Neustädter in die „Kompass-Sicherheitsinitiative“ mit sich bringen. „Wir glauben, für die Bürger ist es besser, wenn die Polizei regelmäßig bei uns Präsenz zeigt“, sagt der Rathauschef und ergänzt: „Das würde eine Steigerung des objektiven und auch des subjektiven Sicherheitsgefühls bedeuten – natürlich auch vor dem Hintergrund der großen Zahl an Geflüchteten.“ Mit ihnen habe es zwar eigentlich in den vergangenen Jahren keine wirklichen Probleme gegeben, aber es sei auch sinnvoll, ihnen die Bedeutung von Polizei in Deutschland näherzubringen: „Man könnte die Arbeit eines Schutzmanns vor Ort gut mit der Gemeinwesenarbeit und der Jugendpflege verschachteln“, stellt Groll heraus.
Ein Ziel des Kompass-Programms sei es, die „Sicherheitsarchitektur in den Kommunen individuell weiterzuentwickeln und passgenaue Lösungen für Probleme vor Ort“ zu entwickeln. Das geht natürlich nur in Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort. Der Schwerpunkt liege dabei auf der Prävention. Das Land stellt in der Beschreibung seines Programms heraus, dass „alle Partner, die Aufgaben im Bereich der Sicherheit wahrnehmen, an einem Tisch Zusammenkommen“ müssen. Damit seien nicht nur Polizei und örtliche Sicherheitsbehörden gemeint, sondern ebenso kommunale Dienstleister, Unternehmen, die Feuerwehr, Kirchen, Schulen oder Vereine. Sie sollen ihr Fachwissen einbringen, dann mit dem Polizisten die Sicherheitslage analysieren und Bedürfnisse herausstellen.
„Kompass“ steht für „Kommunal-Programm Sicherheits- Siegel“. Die Stadt will ein solches Sicherheits-Siegel bekommen. Sie steht aber auch in der Pflicht: Sie muss Bürgersprechstunden und -Versammlungen, Ortsbegehung und Wohnquartier-Gespräche initiieren, einen Präventionsrat einrichten, einen „Kompass“-Ansprechpart-
ner benennen und eben die Sicherheitssituation analysieren und Präventionsprojekte entwickeln.
Das Programm wurde in den Modellkommunen Hanau, Maintal, Bad Homburg und Schwalbach getestet. „Die Erfahrungen sind positiv“, sagt Groll. So sei dann in einem Gespräche mit dem ehemaligen Dienststellenleiter in Stadtallendorf der Entschluss gefasst worden, dass die Sicherheitsinitiative gut zu Neustadt passe. „Der wesentliche Mosaikstein für uns ist der Schutzmann vor Ort“, resümiert der Bürgermeister und stellt heraus, dass der Polizist im Rathaus-Nebengebäude einen Raum bekommen könnte: „Neustadt wäre dann noch sicherer.“ Die Stadtverordneten stimmten dem Ansinnen zu, sich um Aufnahme in die Kompass-Initiative zu bewerben.
Das Land hat die Stadt als Partner akzeptiert. Am Freitag gibt es ein erstes Gespräch zwischen Vertretern der Polizeidirektion Mittelhessen und der Stadt Neustadt. Kosten sind für die Kommune mit einer Beteiligung nicht verbunden.