Weihnachtsmarkt kommt hinter Glas

Stadt Neustadt gibt heimischen Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke im Rathaus-Foyer zu zeigen
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Weihnachtsmärkte und Adventsbasare fallen, wie so viele Veranstaltungen auch, der Corona-Pandemie zum Opfer. Das gilt auch für die Junker-Hansen-Stadt. „Der Neustädter Advent: abgesagt. Der traditionelle Basar von St. Maria: abgesagt. Doch eins ist klar: Die besinnliche Zeit steht vor der Tür und Weihnachten wird kommen – daran kann auch Corona nichts ändern.“ Für Neustadts Bürgermeister Thomas Groll ist klar: Die Menschen, die angehalten sind, zuhause zu bleiben, werden sich ihr HEeim trotzdem weihnachtlich gestalten wollen – vielleicht sogar mehr als in den vergangenen Jahren. Dazu gehört neben der passenden Stimmung auch eine angemessene Dekoration, die es sonst eben auf den lokalen Märkten und Basaren gibt. Ebenso wie hübsche handgemachte Geschenke.

Große Vitrine im Foyer

Daher machten sich Bürgermeister Thomas Groll und Rathaus-Mitarbeiterin Sonja Stark Gedanken darüber, wie sie ihren Mitbürgern aushelfen können. Grundlage ihrer Überlegung: Genügend Künstler, die mit ihren Handarbeiten die Menschen erfreuen, gibt es im Stadtgebiet. Stellte sich nur noch die Frage, wie sie den Neustädtern die Möglichkeit geben, sich über die Produkte zu informieren. So entstand die Idee, die große Vitrine im Foyer des Rathauses umzugestalten. Normalerweise dürfen dort die kleinen Künstler aus den heimischen Kindertagesstätten ihre Bilder und Basteleien der Öffentlichkeit präsentieren. Nun sind eben die großen Künstler des Stadtgebietes an der Reihe.

Die Stadt hat den „Weihnachtsmarkt hinter Glas“ organisiert. Mit dabei sind Eva-Maria Decher, Andreas Dippel, Andreas Matz sowie Eliane Piddiu-Ripken und Rolf-Dieter Reuscher – Letztere gehören zu den Künstlern der ersten Stunde, also jenen, die schon beim ersten Neustädter Nikolausmarkt ihre Kunstwerke anboten und seitdem ständig mit von der Partie sind. Reuscher hat sich auf das Kunsthandwerk spezialisiert und bietet vornehmlich Lichterbögen und Krippenteile an. Seine Faszination für das Arbeiten mit Holz habe er vor mehr als 20 Jahren entdeckt, betont er. Schon früher habe er immer mal wieder mit Holz gewerkelt und beispielsweise kleine Kisten daraus gebastelt. Dann ging der gelernte Kfz-Meister und langjährige Berufssoldat in den Ruhestand und machte die Holzkunst zum Hobby – das keine Grenzen kennt und teilweise, wie die Lichterbögen, sehr feingliedrig ist. „Wenn ich eine Idee habe, setze ich sie um“, sagt er und betont, dass er eben das herstellt, auf das er gerade Lust habe.

Bei Groll jedenfalls haben die Kunstwerke Bewunderung ausgelöst – insbesondere wahrscheinlich, weil der Rathauschef sich noch gut ans Arbeiten mit der Laubsäge erinnert. In der Schulzeit sei es so weit gekommen, dass sein Lehrer ihm auftrug, seine eigenen Sägeblätter mitzubringen, da er zu viele davon zerstört hatte. „Wahrscheinlich hat er zu fest gedrückt“, analysiert Reuscher, dem der Bürgermeister beipflichtet: „Das stimmt mit Sicherheit. Ich wollte ja auch schnell vorankommen.“

Reuscher ist inzwischen 77 Jahre alt. Und während das Stadtoberhaupt sich seit Langem schon nicht mehr mit Werken und Handarbeiten auseinandersetzt, denkt er noch lange nicht ans Aufhören: „Ich mache so lange weiter, wie die Hand ruhig ist – das ist beim Sägen sehr wichtig.“

Wer sich den Schmuck, die Holzkugelschreiber, die weihnachtlichen Holzarbeiten, die Stoff-Kunstwerke und alle weiteren Produkte des „Weihnachtsmarktes hinter Glas“ im Rathaus anschauen (und vielleicht sogar einige erwerben) möchte, kann dies an Werktagen zwischen 8.30 und 12.30 Uhr tun – da die Rathaustür aufgrund der Pandemie und der Hygieneregeln aber derzeit verschlossen bleibt, ist dies nur nach telefonischer Terminvereinbarung mit Sonja Stark unter 0 66 92 / 89 22 möglich. Sie ist auch für die Organisation zuständig: Wer also ebenfalls „Selbstgemachtes“ anbieten möchte, sollte Kontakt zu ihr aufnehmen – denn eine Vitrine ist noch frei. Die Ausstellung ist bis zum 8. Januar 2021 zu sehen. Die Stadt denkt bereits darüber nach, auch im Frühjahr einen Markt hinter Glas zu „veranstalten“.

Außerdem lässt die Kommune in der Woche vor dem Ersten Advent einen Weihnachtsbaum aufstellen, den Vorschüler aus der Kernstadt mit Bildern ihrer (nicht materiellen) Wünsche für die Nach-Corona-Zeit schmücken.