Franz Münterfering spricht bei Gedenkveranstaltung über Helmut Schmidt, Bodo Ramelow über Karl Marx
Horst Eckel, Hanns-Eberhard Schleyer, Horst Teltschik, Eberhard Diepgen, Sabine Bergmann-Pohl – das ist nur ein Teil der Liste besonderer Persönlichkeiten, die in Neustadt sprachen. Nun kommen zwei weitere Promis dazu.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Stadt Neustadt hat den ehemaligen SPD-Vorsitzenden und Vizekanzler Franz Müntefering sowie Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow als Redner für zwei ihrer Gedenkveranstaltungen gewonnen. Das sozialdemokratische Urgestein widmet sich am 19. November Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Der erste Ministerpräsident der Partei „Die Linke“ soll indes am 15. Mai über das Thema „200 Jahre Karl Marx“ sprechen.
„Muss eine Kleinstadt wie Neustadt Karl Marx thematisieren?“, fragt Bürgermeister Thomas Groll, der Initiator der Reihe der Gedenkveranstaltungen, und gibt die Antwort gleich mit: „Ich denke: Ja. Natürlich ist die Thematik nicht unumstritten, wenn man an Schlagworte wie Marxismus oder Leninismus denkt. Aber eigentlich wollen wir eines der größten deutschen Philosophen und Gesellschaftskritikers gedenken. Dafür, dass ihn diktatorische Systeme im 20. Jahrhundert zu ihrer Legitimation nutzten, kann der Denker aus Trier schließlich nichts.“
Den Kontakt zu Ramelow, der einst auch in Marburg lebte und dort sowohl seine Schulabschlüsse machte und dort arbeitete, hat der Landtagsabgeordnete Jan Schalauske (Die Linke) hergestellt. Bei Müntefering bekam die Stadt Unterstützung vom Bundestagsabgeordneten Sören Bartol (SPD). Aber inzwischen seien die Gedenkveranstaltungen der Stadt Neustadt auch so schon attraktiv für prominente Redner – auch wenn die Suche nicht leicht sei und einiges an Geschick erfordere. „Ich lege immer eine Liste bei, wer bei uns schon gesprochen hat“, berichtet Groll und freut sich, dass dies scheinbar Eindruck hinterlasse.
Sein Ziel sei stets, „bekannte Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben“, zu verpflichten – und die gleichzeitig auch „dem Gedankenkreis“ des Themas der jeweiligen Gedenkveranstaltung entstammen.
So biete sich anlässlich des 100. Geburtstages des 2015 verstorbenen Alt-Bundeskanzlers Helmut Schmidt Parteigenosse Müntefering an – zum einen, weil er ebenfalls ein bekannter Sozialdemokrat ist, zum anderen, weil er die Kanzlerschaft des Hamburgers als junger Bundestagsabgeordneter miterlebte und ihm später in unterschiedlichen Funktionen begegnete. Mit Schmidt würdige die Stadt einen der großen Staatsmänner der „Bonner Politik“, dessen Wort auch im vereinigten Deutschland noch gezählt habe, sagt Groll und ergänzt: „Sein Eintreten für den Nato-Doppelbeschluss habe einen wichtigen Beitrag zum Niedergang der Diktaturen des Ostblocks geleistet.“
Anmeldungen sind bis zum 8. Mai möglich
Seit zehn Jahren organisiert die Stadt Neustadt anlässlich von Jubiläen Gedenkveranstaltungen. Auch in diesem Jahr hat Groll noch weitere Anlässe im Blick, die in die Reihe passen würden: das Ende des Ersten Weltkrieges und der Hohenzollern-Monarchie, die Einführung des Frauen-Wahlrechts 1918, die Währungsreform oder den Zusammentritt des Parlamentarischen Rates zur Erarbeitung des Grundgesetzes 1948.
Die Gedenkveranstaltung zu Karl Marx, der mit Friedrich Engels der einflussreichste Theoretiker von Sozialismus und Kommunismus ist, findet am 15. Mai ab 17.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Momberg statt. Bis zum 8. Mai nimmt die Stadt Anmeldungen entgegen.