Stadt sucht Baulücken zum Füllen

Neustädter wollen Informationen sammeln und unter anderem die Verkaufsbereitschaft erfragen
„Es gibt Nachfragen nach Bauland“, freut sich Bürgermeister Thomas Groll über das Interesse insbesondere junger Familien, die sich in Neustadt ansiedeln wollen: „Aber leider haben wir derzeit nichts im Angebot.“
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Stadt kann derzeit weder Bauland anbieten, noch verfügt sie über ein Baugebiet. Eine Neuausweisung ist zwar geplant, doch da dies ein komplexer und langwieriger Vorgang ist, scheint sich dieses Vorhaben in naher Zukunft nicht umsetzen zu lassen. Immerhin habe ein heimisches Kreditinstitut bei der ehemaligen Firma Will eine Fläche erworben, auf der Raum für 12 bis 15 Bauplätze sei: „Ich gehe davon aus, dass bald der Startschuss fällt und die Bauleitplanung auf den Weg gebracht wird. Das ist schön – aber eben kein städtisches Baugebiet“, sagt Bürgermeister Thomas Groll.
Vor einigen Janren erstellte die Stadt ein Baulückenkataster – das zeigt, dass es in Neustadt mehr als 100 freie Flächen gebe, auf denen Interessierte bauen könnten. Diese Flächen befinden sich jedoch in privater Hand – teilweise von Neustädtern oder Menschen aus der Umgebung, aber eben auch teilweise von Menschen, die nicht mehr in der Nähe der Stadt wohnen. „Wir wissen leider nicht, wie die Verkaufsbereitschaft ist“, bedauert Groll. Er könne angesichts des derzeitigen Geldmarktes durchaus verstehen, dass es keinen attraktiven Grund für einen Verkauf von Grundstücken gebe: „Aber für Menschen, die nicht hier ansässig sind, könnte es ja schon interessant sein, sich von einer Fläche zu trennen.“
Es gebe schließlich einige Interessenten. Noch dazu liege es im Interesse der Kommune, dass freie Grundstück in erschlossenen Gebieten gefüllt werden, damit die technische Erschließung (Kanal, Strom, Gas) ausreichend ausgelastet ist, meint Groll: „Es geht dabei um Kostenersparnisse für die Kommune, aber auch für die einzelnen Bürger beziehungsweise Anlieger.“
Aus diesen Gründen schreibt die Stadt Eigentümer von Baulücken an und hofft, dass diese einen Fragebogen ausfüllen. Die Stadt möchte wissen, ob Beratungsbedarf hinsichtlich der Grundstücksnutzung besteht und/oder eine Bebauung oder eine Veräußerung des Geländes vorgesehen ist. „Die Angaben in den Fragebögen werden streng vertraulich ausschließlich für diese internen Zwecke verwendet“, betont Groll und bittet, die Bögen bis zum 8. Juni an die Stadt zurückzuschicken. Der Fragebogen, der einer „Stimmungsaufnahme“ diene, werde in dieser Woche versendet.
„Wenn es uns so gelingt, fünf oder sechs Bauplätze zu vermitteln, hat sich die Aktion bereits gelohnt“, sagt er. Doch ist
es überhaupt eine Aufgabe der Kommune, sich um die Baulücken von Privatmenschen zu kümmern? „Ich denke schon, dass eine Kommune dafür Sorge tragen sollte, dass junge Menschen hier wohnen bleiben oder zuziehen können. Wir haben in entfernter Vergangenheit den Fehler gemacht, Baugebiete auszuweisen aber die Flächen nicht anzukaufen – deswegen wollen wir nun eben anders tätig werden.“
Neustadt habe sich schließlich zu einer attraktiven Wohnstadt entwickelt und baue noch dazu die kulturellen, sportlichen und bürgerschaftlichen Angebote sukzessive aus. „In den vergangenen Jahren haben wir die Betreuung in den Kindergärten deutlich verbessert, nun richten die den Fokus auf die Seniorenarbeit. Außerdem gibt es eine gute Bus- und Bahnanbindung, wir befinden uns in der Nähe wichtiger Industriestandorte, haben bald ein topmodernes Bürgerhaus und ein attraktives Freibad – ich denke schon, dass Neustadt für die Menschen als Wohnstadt sehr interessant ist“, resümiert der Rathauschef.
In einem weiteren Schritt will die Stadt die Vermarktung leerstehender Gebäude in der Innenstadt angehen. Ein noch immer existierendes Förderprogramm für solche Häuser hatte sie bereits vor Jahren aufgelegt.
Weitere Informationen zur Fragebogenaktion oder zum Projekt erteilt Silke Nauß von der Stadtverwaltung unter Telefon 06692/8933.