Drama um Bahnhof hat kein Ende

Aktueller Eigentümer ist insolvent / Bürgermeister zurückhaltend bei Kaufplänen
Von Michael Rinde
Neustadt.
Es ist still geworden um die Zukunft des Neustädter Bahnhofs. Das historische Gebäude aus dem Jahr 1850 gehört seit 2019 einem Unternehmen, der Aedificia GmbH. Am Anfang gab es Ankündigungen für Neustadt, die sich verheißungsvoll anhörten: Ein Backshop, ein kleines Hotel für Durchreisende oder auch eine Wäscherei. Passiert ist nichts von dem, im Gegenteil.
Kein Kauf ohne Partner

Neustadts Bahnhof ist dem Verfall ausgesetzt, was sich zuletzt im August 2023 drastisch zeigte. Rund um den früheren Fahrkartenschalter waren Deckenteile heruntergekommen, im Dach gab es ein Loch plus Wasserschaden. Die Bauaufsicht des Landkreises hatte bei dem Denkmal Abhilfe verlangt. Übernommen hatten das am Ende Bahn AG und Stadt Neustadt, wie Bürgermeister Thomas Groll (CDU) der OP erläutert.

Zwischenzeitlich hatte es Kaufgespräche zwischen der Stadt und dem Eigentümer gegeben. Der hatte den Neustädter Bahnhof seinerzeit im Paket mit 39 weiteren Bahnhofsgebäuden gekauft. Doch aus den Gesprächen ist zumindest bisher nichts geworden. Denn: „Das Unternehmen ist inzwischen insolvent“, sagt Groll, was einen Kauf noch zusätzlich erschwere.

Ohnehin ist der Neustädter Bürgermeister mittlerweile davon ein großes Stück weit abgerückt, das historische Gebäude als Stadt zu kaufen. Denn: Eine Sanierung des historischen Gebäudes könnte die Stadt finanziell nicht stemmen. Und ein erneutes „Groschengrab“ wie dereinst das Deutsche Haus kann sich Neustadt auch nicht leisten. Außerdem sind noch zahlreiche weitere Fragen zu klären, bevor absehbar ist, was mit dem historischen Gebäude wird. Ob die Bahn den jetzigen Bahnhof so überhaupt weiterhin braucht oder ihn vielleicht durch einen Haltepunkt nahe am Gebäude ersetzt, ist noch zu beantworten.

Ein zentrales Problem neben dem Zustand ist die mangelnde Barrierefreiheit des Bahnhofes. Zwar gibt es die Aussicht, dass Neustadt bei der nächsten Tranche der Bahnhofsumbauten dabei sein könnte. Aber wann das geschieht, das ist offen.

Park&Ride ist offen

Nach mehr als drei Jahrzehnten ist auch die Frage nach dem Bau einer Park-and-Ride-Anlage weiterhin unbeantwortet. Aktuell, so Groll, habe die Bahn noch „Eigenbedarf“ für die in Frage kommenden Flächen wegen eigener Baustellen.

Unter dem Strich will Neustadts Bürgermeister deshalb, dass es zu einem Gesamtkonzept für das Bahnhofsgebäude kommt. Die Bahn müsste dazu entscheiden, ob sie sich einen gemeinsamen Rückkauf des Gebäudes vorstellen könnte, eventuell mit Neustadt als Partner. Zuerst sei die Bahn nicht abgeneigt gewesen. Doch dann „erwischte“ das 60-Milliarden-Euro-Urteil des Verfassungsgerichtes neben der Bundesregierung auch das Unternehmen. Seitdem ist offenbar alles wieder ungewiss. Selbst bei einem gemeinschaftlichen Kauf bräuchte es Fördergelder in entsprechender Höhe, um das Haus grundzusanieren und für neue Aufgaben vorzubereiten.

Groll fordert schnell Klarheit

„Es wäre gut, wenn wir 2024 Antworten auf alle diese Fragen bekommen, damit wir weiterplanen können“, fordert der Neustädter Bürgermeister in Richtung Bahn AG.

An anderer Stelle kann und soll zügig etwas geschehen, und zwar in Sachen Sicherheit. Neustadt ist Mitglied im Programm „Kompass Bahnhof“; kürzlich fand eine Begehung statt. Zwar ist der Bahnhof kein Kriminalitätsschwerpunkt, aber es muss etwas für das Sicherheitsgefühl getan werden. Mehr Licht soll in dunkle Teile des Gebäudes. Die Sauberkeit lässt auch zu wünschen übrig. Bei letzterem hat die Stadt die Bahn um mehr Reinigungen gebeten.