Sie erfüllen sich Traum vom Eigenheim

Von Marcello Di Cicco

Neustadt.
Daniela Metzler (29) erinnert sich gut an die Anfänge des Hausumbaus. Mit Freunden rissen sie und ihr Freund Kirill Flad (32) Tapeten von den Wänden, entrümpelten das vom Vorbesitzer noch eingerichtete Haus. „Damals hatten wir nicht den Plan, dass es eine Riesenbaustelle wird“, erzählt die 29-Jährige. „Ein paar Feinarbeiten“ wollten sie machen, auf jeden Fall die Fenster des knapp 100 Jahre alten Hauses austauschen. Das war vor knapp drei Jahren. Beim Ortstermin mit der OP steht Metzler dieser Tage in jener „Riesenbaustelle“.
Aus den freigelegten Wänden ragen Kabel heraus, in den Ecken der entkernten Räume stehen Dämmwolle, Rigipsplatten und Leitern, die auf ihre Verwendung warten, auf dem Fußboden liegen Holzbohlen. Zumindest im Erdgeschoss des Hauses, das bei Fertigstellung über 150 Quadratmeter Wohnfläche verfügen wird, sieht es so aus wie in vielen Häusern, in denen sich der Traum vom Eigenheim in der Entstehung befindet.

Finanzielle Förderung ein Anreiz für Umbau

Seit April 2020 sind Metzler und Flad ein Paar. Schnell wuchs der Wunsch, sich eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, auch in Form von eigenen vier Wänden. Knapp sechs Monate nach der ersten Besichtigung kauften beide im August 2021 ein Haus am Neustädter Ruschelberg, entschieden sich damit gegen einen Neubau, denn: „Zu jener Zeit war es nicht einfach, in Neustadt überhaupt an Grundstücke zu kommen“, erinnert sich Flad.

Auch wenn das Haus nicht gleich Liebe auf den ersten Blick war – ihr Eigenheim liege in einer ruhigen Wohngegend, das 450 Quadratmeter große Grundstück verfügt über einen kleinen Garten und befindet sich in der Nähe der Familien der beiden. Damit erfüllt es jene Bedingungen, die dem Paar wichtig waren. Und: „Die Förderungen der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) waren damals noch attraktiver als zurzeit“, nennt Flad einen weiteren Grund, der für den Um- und gegen einen Neubau sprach.

Ölheizung raus, Luftwärmepumpe rein

Unzählige Stunden haben Metzler und Flad seither in ihrem Haus verbracht, es entrümpelt, altes Baumaterial entfernt, mit Schweiß, Muskelkraft und Herzblut Neues entstehen lassen – alles neben Vollzeitjobs und Hobbys, für die seither etwas weniger Zeit bleibt. Wer (um-)baut, übt sich eben auch im Verzicht. Ob sie die Entscheidung für den großen Hausumbau je bereut haben? Metzler schmunzelt: „Klar gab es immer mal wieder Zweifel, weil es extrem viel Arbeit ist“, sagt die Neustädterin, die als gewerbliche Kundenberaterin bei der Sparkasse arbeitet. Aber der Aufwand habe sich gelohnt, schließlich habe sich das Paar mit der umfassenden Sanierung „für die Zukunft gewappnet“, betont Flad. So ist die alte Ölheizung einer Luftwärmepumpe gewichen. Eine Photovoltaikanlage, Außendämmung des Gebäudes und neue Fenster komplettieren die energetische Sanierung. Das alles hat naturgemäß seinen Preis. „Unterm Strich sind unsere Investitionskosten nicht geringer als bei einem Neubau. Die finanzielle Förderung macht es für uns allerdings attraktiv“, sagt Flad, der Leiter der Sparkassen-Filiale in Rauschenberg ist, daher gute Einblicke in die finanziellen Belange rund ums Thema Bauen und Wohnen hat – und auch aus eigener Erfahrung weiß, vor welchen Herausforderungen Häuslebauer in Zeiten von Corona, Kriegen und Krisen stehen.

Explodierende Baustoffpreise etwa führten dazu, dass verbindliche Angebote ausblieben. „Da war immer eine gewisse Vakanz vorhanden. Für uns war es letztlich eine glückliche Fügung, dass wir in der Firma Schwalmbau einen passenden Unternehmer gefunden haben, der uns unterstützt hat“, erzählt Flad. Zunächst wollte das Paar den Umbau in die eigene Hand nehmen. „Als Laie ist das aber schwierig“, weiß Metzler inzwischen.

Zinsentwicklung macht es Häuslebauern schwer

Auch bei der Entwicklung der Bauzinsen erlebten Bauherrinnen und Bauherren in den vergangenen Jahren oft böse Überraschungen. „Es war nicht absehbar, dass die Zinsen plötzlich so schnell steigen würden“, sagt Flad. Nach Angaben der Online-Plattform „Statista“ lagen die Bauzinsen für Immobiliendarlehen – bei zehnjähriger Sollzinsbindung – im Januar 2022 bei noch bei 1,0 Prozent, ein knappes halbes Jahr später schon bei 3,34 Prozent. „Wir haben in unserer Kalkulation sehr großzügig gerechnet – aber das wird trotzdem knapp“, meint Flad.

Auch die Container-Kosten für Bauschutt hätten zuletzt arg zugelegt. Pro Tonne hatte das Paar zunächst 19,30 Euro (netto) für die Entsorgung gezahlt, am Ende waren es netto 45 Euro. „Der volle Container hatte erst knapp 400 bis 500 Euro gekostet, in diesem Jahr kostete schon der halbe Container so viel“, erzählt das Paar, das sich glücklich schätzt, zumindest diese Kosten nun nicht mehr stemmen zu müssen. Denn seit April dieses Jahres „sind wir richtig im Aufbau“, erzählt Metzler freudig, schaut dabei auf das Haus, das – anders als zunächst geplant – gleich ein komplett neues Dach bekommen hat.

Ende Juni soll das Eigenheim bezugsfertig sein

Die Fertigstellung rückt von Woche zu Woche in greifbare Nähe. Ende Juni, so der Wunsch der beiden, wollen sie ihr neues Eigenheim beziehen, und damit noch vor ihrer Hochzeit, die Mitte Juli ansteht. Der Stresstest Hausumbau – das Paar hätte ihn dann weitgehend überstanden. Wobei: So richtig sei die Beziehung seit dem Großprojekt nie auf die Probe gestellt worden, sind sich beide einig.

„Kiri hat das Motto ‚Happy wife, happy life‘ verstanden“, sagt Metzler und lacht. Eine glückliche Ehefrau sorgt laut der Redewendung für ein glückliches (Ehe-)Leben, auch wenn es um ihre Wünsche und Träume beim Hausumbau geht. Für Daniela Metzler und Kirill Flad soll sich dieses Leben zum Großteil am Ruschelberg in Neustadt abspielen. In jenen vier Wänden, die sie dann selbst mit erschaffen haben.