Städtisches Kursbuch vorgestellt

 

Neustadt will sieben Millionen Euro in die „Perlen“ seiner Innenstadt investieren

Das Stadtentwicklungskonzept für die Jahre bis 2025 stellte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll kürzlich vor. Er veranschaulichte die Bauprojektideen während eines Stadtrundgangs mit Offiziellen und Einwohnern.

von Katja Peters

Neustadt. Gespickt mit vielen Ideen war der Stadtrundgang, zu dem Neustadts Bürgermeister Thomas Groll zusammen mit der Städtebauarchitektin Heike Brandt eingeladen hatte. Treffpunkt war der Bahnhof und es hatten sich einige städtische Offizielle aber auch viele Einwohner eingefunden, die neugierig auf die Ausführungen der Stadtplanerin und des Bürgermeisters waren. „Das Projekt „Soziale Stadt“ ist unser Kursbuch für die Zeit von heute bis ins Jahr 2025“, brachte es Thomas Groll auf den Punkt. Sieben Millionen Euro erwartet die Stadt aus dem Förderprogramm – Geld, das sie für die Bürger investieren will. Er sprach von einem integrierten Stadtentwicklungskonzept, dass er bei dem Rundgang vorstellen wolle und die Orte „wie eine Perlenkette ablaufen möchte“.

Die erste „Perle“ war dann auch gleich der Bahnhof, der in seinen Augen unbedingt barrierefrei gestaltet werden muss. Schließlich sei er die „Eintrittskarte in unsere Stadt“. Für die Umgestaltung des 1852 erbauten Gebäudes und der Nebenplätze gäbe es auch schon eine Machbarkeitsstudie: „Wir müssen die Bahn gewinnen, sich hier einzubringen.“ Das bestätigte auch Heike Brandt vom Planungsbüro. Die Aussage der Bahn, dass Menschen mit Behinderung doch einfach den barrierefreien Bahnhof in Stadtallendorf nutzen können, zähle für sie nicht. „Die Anzahl der älteren Bewohner nimmt auch in Neustadt immer mehr zu, sodass wir hier auf die aktuelle Entwicklung reagieren müssen“, betonte die Stadtplanerin aus Kassel.

Der Beginn der Marktstraße wurde in der Vergangenheit bereits umgestaltet, jedoch sieht Heike Brandt hier etliches Potenzial. Vor allem die Pergola sei verbesserungswürdig und eine Vergrößerung der Freifläche sei ebenfalls denkbar. „Unsere Altstadt hat Stärken, aber mit den Leerständen eben auch Schwächen“, stellte der Bürgermeister fest. Besonders der Marktplatz könnte eine Aufbesserung erfahren. Derzeit wird er weitestgehend als Parkplatz genutzt, dabei „ist er ein Juwel aus städtebaulicher Sicht“, so Heike Brandt. Beide können sich dort ein Eiscafe vorstellen. „Wir haben auch schon über Platzsharing nachgedacht. Sprich, tagsüber könnte der Bereich der Pizzeria als Eiscafe funktionieren und abends wieder als Gaststätte. Gespräche gab es dazu allerdings noch nicht“, so das Stadtoberhaupt. Ebenfalls ist ein wöchentlicher regionaler Markttag denkbar. Sicher ist auf jeden Fall, dass Absperren nicht gleich „Leben einhauchen“ bedeutet.

Nächste „Perle“ des Stadtrundganges war das älteste Haus in Neustadt an der Kreuzgasse 7, das wohl seit 20 Jahren leer steht und in kommunalem Besitz ist. Eine konkrete Idee gibt es noch nicht. Hier sind die Einwohner gefragt, die ihre Gedanken selbstverständlich auch zu den anderen Orten kundtun können. „Das ist uns ein großes Anliegen. Wir wollen mit den Einwohnern zusammen unsere Stadt schöner und lebenswerter machen und ihnen nicht irgendwas vor die Nase setzen“, betonte Thomas Groll am Weidenbrunnen. Dort sehen alle Verbesserungsbedarf. Nicht nur, dass er von der Straße gar nicht auffällt, auch läuft das Wasser nicht so aus der Pumpe, wie es eigentlich sein sollte. Das Wasser sollte erlebbarer werden. Eventuell kann das Restaurant, welches demnächst gegenüber öffnet, diesen Bereich mit nutzen, wenn der Verkehr es tagsüber zulässt.

Erlebbarer soll auch der Bürgerpark werden. Denn so richtig bekannt ist das Kleinod aus Neustadt nicht, jedenfalls nicht unter den Gästen. Auch dort soll das Wasser mehr integriert werden, beispielsweise durch eine Terrasse, die mit treppenartigen Sitzplätzen ins Wasser ragt. Und die Bäume müssen reduziert werden, damit der Park einsehbarer und eben auch optisch attraktiver wird. Ein Begegnungscafe ist ebenfalls denkbar, genauso wie ein Kulturpfad. Vor allem soll er abends sicherer werden, weil sich viele im Dunkeln nicht trauen, durch den Park zu laufen. „Das kriegen wir nur mit mehr Angeboten und mehr Nutzbarkeit hin“, hatte Thomas Groll auch gleich eine Lösung parat.

Die gibt es auch schon für das Haus der Begegnung. Das soll abgerissen und neu aufgebaut und dann einer vielfältigen Nutzung zugeführt werden. Karneval, Schule, Familienfeiern, Catering mit Bürgerhaus-Charakter, Begegnungsstätte, Bücherei, Familienzentrum – sie alle sollen in dem Neubau mit der großen Aula untergebracht werden. „Alle Einwohner von 0 bis 99 Jahren sollen sich dort wohlfühlen und Angebote finden“, blickt der Bürgermeister hoffnungsvoll in die Zukunft. Finanziert wird es nicht nur über das Projekt „Soziale Stadt“ sondern auch über ein weiteres Förderprogramm. Insgesamt sollen allein beim Haus der Begegnung fünf Millionen Euro investiert werden.

Genau gegenüber befindet sich eine weitere Perle der Stadt, die dringend eine Verjüngungskur benötigt. Genaue Vorstellungen für den Schulhof hat Schulleiter Volker Schmidt. Ganz wichtig sei ihm ein neues Schachbrett, denn schließlich ist die Neustädter Schule ja eine Schachschule. Letzte „Perle“ war der Spielplatz an der Leipziger Straße, der demnächst neugestaltet wird und im Oktober eröffnet werden soll. Kleine Veränderungen sollen ein großes Ganzes ergeben. Klettergerüst, Chill-Ecke, Slackline, Sandkasten und Seilbahn sind bereits bestellt.