Skulptur soll Leben zurückgeben

Kunstwerk vor dem Rathaus erinnerte an jüdische, von den Nationalsozialisten ermordete Neustädter
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Wir möchten den Menschen das Leben zurückgeben und sie wieder in der Stadtgesellschaft aufnehmen“, sagt Bürgermeister Thomas Groll über die Idee der Neustädter, ein Kunstwerk vor dem Rathaus aufzustellen, das an die durch die Nationalsozialisten vertriebenen und/oder ermordeten jüdischen Mitbürger erinnert. Die Idee, Stolpersteine zu verlegen, verwarfen die Neustädter ebenso wie den Ansatz, eine Tafel aufzustellen – insbesondere der zweite Ansatz sei nicht geeignet, die Idee der Stadt umzusetzen, erklärt der Rathauschef.

Und so fiel die Wahl auf ein Kunstwerk, zu dem der Anzefahrer Künstler Hans Schohl nach Gesprächen mit Kommunalpolitikern und Monika Bunk von der Jüdischen Gemeinde Marburg die ursprüngliche Idee hatte. Bauarbeiter stellten die Skulptur nun vor dem Rathaus aus: Sie besteht aus einer Bank und einem Pult, auf dem ein Buch ausliegt – und das die fiktive Lebensgeschichte des Neustädters Hans Lilienthal beinhaltet. Dieses Detail war eine Gemeinschaftsidee, die während eines Gruppentreffens (als dies noch möglich war) entstanden war.

Hans Lilienthal war im Jahr 1930 in Neustadt geboren worden – und wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz von den Nazis ermordet. Ehrenstadtrat Ludwig Dippel könne sich noch erinnern, berichtet Groll: „Er erzählte mir, dass er in seiner Schulklasse war. Sie spielten manchmal miteinander – doch eines Tages sei der Junge weg gewesen und es war alles anders.“ „Skulptur soll Leben zurückgeben“ weiterlesen