Sicherheitsleute schauen nach dem Rechten

Stadt Neustadt und Bahn schließen „Ordnungspartnerschaft“
Von Michael Rinde

Neustadt. Bahnhöfe haben, was die Sicherheit und das Wohlfühlen angeht, oftmals einen schlechten Ruf. Das räumt auch Carsten Hoepfner, der Leiter des Bahnhofsmanagements in Gießen, ganz freimütig ein. Neustadts Bahnhof ist dabei keine Ausnahme, wie zuletzt eine Umfrage als Teil der Sicherheitsinitiative „Kompass“ zeigte.

Auch in Neustadt galten in der Befragung der Bahnhof, außerdem der Bürgerpark, als Zonen, in denen sich die Bürger unsicher fühlen. Im Bürgerpark hat die Stadt gehandelt, unter anderem durch zusätzliche Lampen und das Entschärfen vermeintlich „gefährlicher, dunkler“ Ecken. Jetzt geht Neustadt gemeinsam mit der Bahn einen weiteren Schritt beim Sicherheitsgefühl und schließt eine „Ordnungspartnerschaft“. Die besteht beispielsweise auch zwischen Bahn und der Stadt Marburg oder der Stadt Wetzlar.

Beide Partner wollen sich für Ordnung und Sicherheit im und rund um den Bahnhof stark machen und damit das Sicherheitsgefühl bei den Bahnkunden und den Anliegern verbessern. Die Stadt will künftig, so Bürgermeister Thomas Groll, zum Beispiel zu unterschiedlichen Terminen einen Sicherheitsdienst einsetzen. Geplant sind, voraussichtlich ab September, zunächst fünf Stunden wöchentlich. „Vor allem in den Nachmittagsstunden etwa, wenn hier Betrieb ist“, sagt Groll. Wann die „schwarzen Sheriffs“ genau vor Ort sind, ist dabei nicht festgelegt, die Uhrzeiten werden wechseln. Zudem kommt das Ordnungsamt zum Einsatz. Außerdem wollen Bahn und Stadt ihren Austausch miteinander verbessern, also Erfahrungen austauschen. „Sicherheitsleute schauen nach dem Rechten“ weiterlesen

Die unendliche Geschichte

Seit 25 Jahren ist eine Park-and-Ride-Anlage für Neustadts Bahnhof im Gespräch
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. „Die Linien der Parkplätze auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Bahnhof sind kaum erkennbar, auch die anderen Parkplätze werden ohne erkennbare Einzeichnungen genutzt. (…) Zu den Stoßzeiten werden die Autos von den Pendlern teilweise in der Willingshäuser und der Kasseler Straße abgestellt.“

Die Zustände am Neustädter Bahnhof sind der SPD-Stadtverordneten Anke Stark ein Dorn im Auge. Entsprechend hatte sie eine große Anfrage bei Stadtverordnetenvorsteher Franz-W. Michels eingereicht – und erhielt von Thomas Groll eine ausführliche Antwort. Der Bürgermeister widmet sich dabei auch einer Park-and-Ride-Anlage, für die er sich seit dem Jahr 1996 – als er noch Stadtverordneter war – einsetzt.

Schon 2015 hatte er auf Anfrage der SPD die offenbar unendliche Geschichte zusammengefasst. Seitdem habe sich nicht viel getan, bedauert er und berichtet, die neuerliche Nachfrage der Sozialdemokraten zum Anlass genommen zu haben, erneut sich bei der Bahn zu erkundigen – und wieder eine unbefriedigende Antwort erhalten zu haben. Der Bericht Grolls grob zusammengefasst: Die Stadt hatte sich bereits in den 90ern mit der Deutschen Bahn in Verbindung gesetzt, einen Entwurf für eine Anlage eingereicht, doch letztlich vor allem wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen keine Einigung über einen Erwerb der entsprechenden Flächen erzielen können.

Danach gab es ein Hin und Her bei den Überlegungen, was sich machen lässt – bis die Bahn 2008 erklärte, alle Mitteilungen zu möglichen verfügbaren Flächen seien nicht mehr nutzbar. 2009 folgte eine Machbarkeitsstudie, doch umsetzen ließ sich weiterhin nichts. Gründe seien zum einen die „in Teilen nicht nachvollziehbare Handlungsweise der DB“ aber auch die Haushaltskonsolidierung gewesen, teilte Groll im Jahr 2015 mit.

Kritik von Groll

Seitdem habe sich in Sachen Planung und Umsetzung nicht viel getan, berichtete er jüngst und erklärte, dass die Bahn derzeit ihre Flächen aufgrund von Bauprojekten bis zum Jahr 2023 selber benötige. „Es ist daher zu überlegen, ob im kommenden Jahr wieder Gespräche mit der Bahn im Hinblick auf eine Park-and-Ride-Anlage aufgenommen werden sollen“, heißt es in Grolls Antwort auf die jüngste Anfrage. Doch ruhen ließ er das Thema dann doch nicht, sondern schrieb erneut die Bahn an. Dabei erfuhr er, dass sich derzeit keine Aussage zu einem möglichen Flächenverkauf machen lasse und dass die alte Machbarkeitsstudie keine Gültigkeit mehr habe. Gespräche seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend – eine Antwort, die dem Rathauschef die Zornesröte ins Gesicht treibt: „Meine Idee war, jetzt zu reden, nach Möglichkeit Fördermittel einzuwerben und gegebenenfalls schon zu planen. Es war uns ja bekannt, dass vor 2023 nichts geht. Dass aber die Bahn augenscheinlich vor 2023 nicht einmal reden will, finde ich enttäuschend. Die Bahn müsste doch auch Interesse daran haben, gute Parkplätze für ihre Kunden zu haben.“ „Die unendliche Geschichte“ weiterlesen