Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Einmal mehr nutzt der Landkreis Marburg-Biedenkopf die Sommerferien, um an Schulen insgesamt 40 Bauprojekte umzusetzen – Vorteil in diesem Jahr: Schon während des Lockdowns waren kleinere Arbeiten möglich gewesen. Die Investitionen belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro. „Wenn es an anderen Stellen in der Verwaltung ruhiger wird, dann legt Gerrit Schöneberger mit seinem Team erst richtig los“, sagte Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter und Schuldezernent, als er gemeinsam mit dem Fachdienstleiter für technisches Gebäudemanagement und Joachim Debus, der für die Schule im Ostkreis zuständig ist, den Arbeitsfortgang an der Waldschule in Neustadt unter die Lupe nahm.
Dort fließen 50 000 Euro in die Erneuerung der Fenster in einem Musikraum, zudem werden für 20 000 Euro Klassenräume saniert. Im vergangenen Jahr sei es bereits unter anderem mit der Erneuerung des Dachs und von Decken in Klassenräumen (für insgesamt rund 260 000 Euro) losgegangen, berichtete Debus. Die neuen Decken sorgten für mehr Schallschutz, zudem werde in diesem Zug auch die Beleuchtung erneuert.
Waldschul-Leiterin Sandra Claar würdigte während des Termins das Engagement des Kreises, betonte aber auch, dass zuvor fast 20 Jahre lang nichts passiert sei. Außerdem wünschte sie sich im Gespräch mit dem Schuldezernenten, dass es in der Verwaltung des Kreises bessere Absprachen gebe und insgesamt etwas flüssiger laufe.
Es sei extrem anstrengend, dass sie beispielsweise mit einer Vielzahl von Mitarbeitern habe Kontakt aufnehmen müssen, damit ein Whiteboard installiert werden könne. „Ich weiß nicht, wie viele E-Mails und Anträge ich schreiben musste“, sagte sie, ärgerte sich, mehrfach keine Antwort bekommen zu haben, und betonte: „Das ist total frustrierend.“ Aber auch an anderen Stellen sei es kompliziert: So seien von 260 Waldschülerinnen und -schülern erst 16 mit einem iPad ausgestattet worden: „Dabei haben wie vier Intensivklassen und eine recht schwierige Schülerschaft insgesamt. Wir könnten in vielen Bereichen eine bessere Unterstützung gebrauchen.“
Zachow nahm die Kritik auf und verwies darauf, dass in Neustadt durch das Großprojekt an der Martin-von-Tours-Schule in der Querallee viel zu koordinieren gewesen sei und entsprechend der Fokus vorerst darauf gelegen habe. In Sachen iPads sei der Kreis, der jeden Schüler mit solch einem Gerät ausstatten will, sozusagen von oben herab vorgegangen und eben jetzt erst bei den Grundschulen angekommen. „Ich rate immer zu Hartnäckigkeit“, sagte er in Richtung Claar – die dann noch darauf verwies, dass es vielleicht jetzt, da die Decken geöffnet sind, sinnvoll wäre, die notwendigen Kabel zu verlegen, die für die Digitalisierung notwendig sind.
„Bei den Rasterdecken können wir einzelne Platten herausnehmen und so im Notfall auch im Nachhinein noch Kabel verlegen“, kommentierte Debus, während Zachow auf die geplante Digitalisierung zu sprechen kam. Acht Millionen Euro erhalte der Landkreis vom Bund im Rahmen des Digitalpakts. Ein Vorteil sei, dass durch den Breitbandausbau Glasfaser bis vor die Türen fast jeder Schule im Kreis liege – allerdings hätten an den einzelnen Standorten teilweise die elektrotechnischen Voraussetzungen gefehlt.
Diese seien nun größtenteils geschaffen. Entsprechend ist er guter Dinge, dass bis Ende des ersten Quartals 2022 WLAN in allen Klassenzimmern des Kreises verfügbar ist – einzige Sorgen sind die gut gefüllten Auftragsbücher der Handwerksbetriebe sowie die Materialknappheit, die in den vergangenen Monaten Firmen gequält habe. Und an der Alfred-Wegener-Schule in Kirchhain stehe noch ein energetisches Sanierprojekt bevor – dort sei eine Verzögerung auch nicht auszuschließen.