Seit 25 Jahren ist eine Park-and-Ride-Anlage für Neustadts Bahnhof im Gespräch
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Die Linien der Parkplätze auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Bahnhof sind kaum erkennbar, auch die anderen Parkplätze werden ohne erkennbare Einzeichnungen genutzt. (…) Zu den Stoßzeiten werden die Autos von den Pendlern teilweise in der Willingshäuser und der Kasseler Straße abgestellt.“
Die Zustände am Neustädter Bahnhof sind der SPD-Stadtverordneten Anke Stark ein Dorn im Auge. Entsprechend hatte sie eine große Anfrage bei Stadtverordnetenvorsteher Franz-W. Michels eingereicht – und erhielt von Thomas Groll eine ausführliche Antwort. Der Bürgermeister widmet sich dabei auch einer Park-and-Ride-Anlage, für die er sich seit dem Jahr 1996 – als er noch Stadtverordneter war – einsetzt.
Schon 2015 hatte er auf Anfrage der SPD die offenbar unendliche Geschichte zusammengefasst. Seitdem habe sich nicht viel getan, bedauert er und berichtet, die neuerliche Nachfrage der Sozialdemokraten zum Anlass genommen zu haben, erneut sich bei der Bahn zu erkundigen – und wieder eine unbefriedigende Antwort erhalten zu haben. Der Bericht Grolls grob zusammengefasst: Die Stadt hatte sich bereits in den 90ern mit der Deutschen Bahn in Verbindung gesetzt, einen Entwurf für eine Anlage eingereicht, doch letztlich vor allem wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen keine Einigung über einen Erwerb der entsprechenden Flächen erzielen können.
Danach gab es ein Hin und Her bei den Überlegungen, was sich machen lässt – bis die Bahn 2008 erklärte, alle Mitteilungen zu möglichen verfügbaren Flächen seien nicht mehr nutzbar. 2009 folgte eine Machbarkeitsstudie, doch umsetzen ließ sich weiterhin nichts. Gründe seien zum einen die „in Teilen nicht nachvollziehbare Handlungsweise der DB“ aber auch die Haushaltskonsolidierung gewesen, teilte Groll im Jahr 2015 mit.
Kritik von Groll
Seitdem habe sich in Sachen Planung und Umsetzung nicht viel getan, berichtete er jüngst und erklärte, dass die Bahn derzeit ihre Flächen aufgrund von Bauprojekten bis zum Jahr 2023 selber benötige. „Es ist daher zu überlegen, ob im kommenden Jahr wieder Gespräche mit der Bahn im Hinblick auf eine Park-and-Ride-Anlage aufgenommen werden sollen“, heißt es in Grolls Antwort auf die jüngste Anfrage. Doch ruhen ließ er das Thema dann doch nicht, sondern schrieb erneut die Bahn an. Dabei erfuhr er, dass sich derzeit keine Aussage zu einem möglichen Flächenverkauf machen lasse und dass die alte Machbarkeitsstudie keine Gültigkeit mehr habe. Gespräche seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend – eine Antwort, die dem Rathauschef die Zornesröte ins Gesicht treibt: „Meine Idee war, jetzt zu reden, nach Möglichkeit Fördermittel einzuwerben und gegebenenfalls schon zu planen. Es war uns ja bekannt, dass vor 2023 nichts geht. Dass aber die Bahn augenscheinlich vor 2023 nicht einmal reden will, finde ich enttäuschend. Die Bahn müsste doch auch Interesse daran haben, gute Parkplätze für ihre Kunden zu haben.“
Eine gute Nachricht für die Bürger hat Groll jedoch: Im Rahmen der Beantwortung der Fragen Starks, die auch fehlende Stellplätze für Fahrräder bemängelt, berichtet er, dass unter Zuhilfenahme von Fördermitteln zwei „Doppelstockanlagen“ gebaut werden sollen, die Platz für insgesamt 72 Fahrräder bieten sollen. Eine der Flächen gehört der Kommune, die andere dem Unternehmen, das das Bahnhofsgebäude gekauft hat. Jenes Unternehmen stelle die Fläche zur Verfügung, die Stadt muss dafür im Gegenzug Pflegearbeiten auf dem Gelände übernehmen. Und das Bahnhofsgebäude – in dem sich seit der Vorstellung der großen Ziele vor zwei Jahren nichts getan hat – sei der Stadt auch zum Kauf angeboten worden, sagt der Bürgermeister.
Interesse an Leihstationen
Der Preis liege allerdings ein Vielfaches über dem seinerzeitigen Kaufpreis. „Ein Erwerb ist daher für die Kommune nicht umsetzbar, da auch erhebliche Sanierungskosten für das Gebäude anfallen dürften“, so Groll. Der Hoffnung Starks, die Treppen des Bahnhofs mit „Schieberampen“ für Fahrräder zu versehen, machte er mit einer Information der Bahn derweil zunichte: Die Rampen erfüllten keineswegs die Anforderungen eines barrierefreien Zugangs, sie stellten eher ein erhöhtes Unfallrisiko dar – entsprechend würden solche Bauwerke abgelehnt.
Zuletzt widmete sich Groll einem weiteren Teilaspekt der Anfrage: Stark hatte nach kommunalen Fahrrädern gefragt, die im Zuge des Marketings Tagestouristen angeboten werden könnten, um die Stadt zu erkunden. Der Tourismusservice „Rotkäppchenland“, dem Neustadt angehört, bemühe sich derzeit, in Mitgliedskommunen Leihstationen für E-Bikes aufzustellen: „Die Schaffung solcher Anlagen und der Erwerb der Fahrräder würde zu 100 Prozent gefördert. Die Kommunen müssen lediglich für den Unterhalt sorgen. Die Stadt Neustadt hat hier ihr Interesse bekundete“, erklärte Groll.