Zwei Hochkaräter kommen noch

 

Stadt Neustadt widmet sich während Gedenkveranstaltungen der RAF und Konrad Adenauer

Die Stadt hat für dieses Jahr zwei weitere Experten für ihre Gedenkveranstaltungen bekommen: Hanns-Eberhard Schleyer wird sich dem RAF-Terror widmen, Hanns Jürgen Küsters über Konrad Adenauer sprechen.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Einen gewissen Stolz kann Bürgermeister Thomas Groll nicht verbergen, wenn er sich über die außergewöhnlichen Redner freut, die jahrein jahraus nach Neustadt zu Gedenkveranstaltungen kommen. Es ist aber auch schon eine Besonderheit, welche großen Persönlichkeiten er in die vergleichsweise kleine Stadt holt. In diesem Jahr war bereits Horst Teltschik zu Gast – ein enger Vertrauter Helmut Kohls, der über den Kanzler der Einheit sprach. Und auch für die nächsten zwei Gedenkveranstaltungen hat Groll Außergewöhnliches vor.

Am 27. September (16 Uhr) geht es um den Terror der Roten Armee Fraktion (RAF), der 1977 mit dem „Deutschen Herbst“ seinen traurigen Höhepunkt erreichte. Referent in Neustadt ist dann Hanns-Eberhard Schleyer, der älteste Sohn Hanns-Martin Schleyers. Im September 1977 war der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie beziehungsweise der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände von der Terror-Organisation entführt und später ermordet worden. Für die Gedenkveranstaltung mit Hanns- Eberhard Schleyer plant die Stadt keine Festrede, vielmehr wird Groll mit seinem Gast ein Gespräch führen, in dem es um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geht. „Viele Menschen sehen Freiheit, Demokratie und soziale Marktwirtschaft als Gott gegeben an. Dem ist aber nicht so. Nein, das ist sogar auf der Welt inzwischen fast schon eine Ausnahme“, betont Groll. Natürlich werde auch der Tod Hanns- Martin Schleyers zur Sprache

kommen: „Aber es soll dabei auch um die Lehren gehen, die wir aus der Geschichte gezogen haben. Hanns-Martin Schleyer ist als Geisel der RAF für unser Gemeinwesen gestorben.“

Im Jahr 2018 geht’s unter anderem um Helmut Schmidt

Im November kommt dann anlässlich des 50. Todestages von Deutschlands erstem Bundeskanzler Konrad Adenauer der renommierte Professor Hanns-Jürgen Küsters in die Junker-Hansen-Stadt, den Groll als „den Adenauer-Forscher schlechthin“ bezeichnet. Er habe eigentlich einen Politiker verpflichten wollen, der einst in Adenauers Bundestag saß, gibt der Bürgermeister zu. Diese seien allerdings alterstechnisch allesamt hoch in den 80ern: „Da ist das etwas schwierig.“ Über Friedrich Bohl sei dann der Kontakt zu Küsters entstanden – eine Chance, die sich der Bürgermeister natürlich nicht entgehen ließ. Um sich auf den Termin angemessen vorzubereiten, liest er derzeit das Buch „Konrad Adenauer – Der Vater, die Macht

und das Erbe: Das Tagebuch des Monsignore Paul Adenauer 1961-1966“, das Küsters im Februar herausgab. Darin bekommt der Leser neue, Einblicke in Konrad Adenauers Politik in der Endphase als Kanzler und CDU- Parteivorsitzender.

Und natürlich laufen die Planungen für das Jahr 2018 bereits: Dann will sich die Stadt den Themen „70 Jahre Währungsreform“ beziehungsweise Einführung der Deutschen Mark, „80 Jahre Reichspogromnacht“ und „100 Jahre Helmut Schmidt“ widmen.