„Arche Mengsberg" soll alte Rassen aufnehmen

Verein sorgt sich um Tiere und initiiert daher ein Projekt
Wenn alles so läuft, wie es sich die Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins vorstellen, dann wird es bald an vielen Stellen in Mengsberg blöken, muhen, mähen und bellen.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg. „Genauso wichtig wie der Erhalt alter Landmaschinen, Automodelle und Kunstgegenstände oder die Pflege von altem Liedgut sollte für uns Menschen der Erhalt und Schutz von gefährdeten Haustierrassen sein“, sagt Armin Staufenberg und fragt: „Wo könnten diese Tiere besser aufgehoben und geschützt sein als an dem Ort, an dem sie auch über Jahrhunderte vorkamen?“
Staufenberg und die Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins wollen aus diesem Grund ein ganz besonderes Projekt auf die Beine stellen: Sie möchten Mengsberg zum ersten „Arche-Dorf“ Hessens machen, in dem gefährdete Rassen wie Rinder, Schafe, Schweine, Pferde, Esel, Hunde, Kaninchen, Enten, Puten oder Bienen gehalten und genutzt aber auch ausgestellt und mittels Schautafeln näher erklärt werden. „Mit dem Titel Arche-Dorf hätte Mengsberg ein Alleinstellungsmerkmal und ein werbeträchtiges Aushängeschild, das eine touristische Erschließung mit allen damit verbundenen Chancen ermöglichen könnte“, betont Staufenberg.
Der Mengsberger sorgt sich um alte Rassen und bedauert, dass man immer weniger der ursprünglich in den Dörfern heimischen Tiere im Ort antreffe. Wenn stoße er zumeist auf „Turbo-Nutztiere“, die hochspezialisiert seien. „Sie spiegeln auch nicht mehr die Artenvielfalt wider. Ich möchte die Basis der Tiere zeigen“, sagt der 46-Jährige und ergänzt: „Natürlich sind sie nicht so leistungsfähig, aber sie haben viele andere Vorteile: Sie sind robuster, langlebiger und vielfach nutzbar.“ Zum Beispiel eigneten sich alte Kuhrassen nicht nur zum Milchgeben sondern auch als Lastentier – mithin geht es ihm bei dem Projekt nicht nur um die Präsentation sondern auch um die Nutzung und die Rettung der Tiere.
Arche-Projekt passt zu Teilnahme an Wettbewerb
Auf Seiten der Stadt ist die Begeisterung für die Idee groß. Bürgermeister Thomas Groll erinnerte sich aus seiner Zeit als Geschäftsführer des Regionalbauernverbandes Wetter-au-Frankfurt an einen Lernbauernhof mit zahlreichen Tieren, der ein großer Anziehungspunkt gewesen sei. Zudem habe er als Mensch, der gerne in den Zoo gehe, festgestellt, dass viele dieser Einrichtungen in jüngster Vergangenheit alte Haustierrassen in ihrem Konzept aufgenommen hätten. Die Stadt werde sich an dem Projekt in Mengsberg beteiligen und Flächen zur Verfügung stellen. Auch Ortsvorsteher Karlheinz Kurz ist von der Idee des „Arche-Dorfes“ Mengsberg ganz angetan: „Es fördert die Gemeinschaft im Ort und lockt vielleicht den ein oder anderen Touristen an.“
„Wir müssen mit kleinen Zielen anfangen“, betont Helmut Zieße, der Vorsitzende des Heimat- und Verschönerungsvereins. Zunächst gelte es Bürger zu finden, die sich an dem Projekt beteiligen – sei es, indem sie Flächen zur Verfügung stellen, bei der Pflege von Tieren und Gehegen mitarbeiten, Infotafeln errichten, Tiere aufnehmen oder andere Aufgaben erledigen. Bisher haben sich fünf Freiwillige gefunden, „wir brauchen aber mindestens zehn“, hebt Staufenberg hervor, der Ansprechpartner für Interessierte ist.
Das Arche-Dorf würde auch perfekt zum Plan der Mengsberger passen, im Jahr 2011 am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilzunehmen, schließlich sind dabei das Miteinander der Bürger oder Natur- und Umweltaspekte wichtige Kriterien. Die Planungen laufen bereits auf Hochtouren, so richtet der Heimat- und Verschönerungsverein derzeit eine Homepage für den Neustädter Stadtteil unter www.mengsberg.de ein. Am Mittwoch findet um 20.30 Uhr eine Dorfversammlung zum Wettbewerb in der Hegeholzklause statt.