Elterninitiative wirbt in Neustadt für die Gründung eines Waldkindergartens – Bürgermeister aufgeschlossen
In Neustadt, so zeigen es die Statistiken auf, gibt es spätestens ab 2019 Bedarf für zusätzliche Kindergartenplätze. Vielleicht hilft das Angebot eines Waldkindergartens.
von Michael Rinde
Neustadt. Seit geraumer Zeit arbeiten Eltern in einer Initiative auf das Ziel hin, auch in Neustadt einen Waldkindergarten entstehen zu lassen. In den vergangenen Monaten gab es einen engen Dialog zwischen der Elterninitiative und Bürgermeister Thomas Groll (CDU). Am Mittwochabend präsentierte die Initiative erstmals ihre Überlegungen, flankiert von Informationen Grolls, der bereits Gespräche mit Fachbehörden wie auch Erzieherinnen aus den Neustädter Kindergärten geführt hat.
Acht Eltern stehen hinter der Initiative. Sie haben sich in der Krabbelgruppe des Kindergartens Regenbogen kennengelernt. Der nächstgelegene Waldkindergarten befindet sich in Treysa. Er heißt „Schwälmer Wurzelzwerge“. Merve Hamei von der Neustädter Elterninitiative hat ihr Kind dort ab Mai angemeldet.
Dem Ausschuss gaben zwei Mütter und eine Erzieherin zunächst einen grundlegenden Überblick und lieferten Argumente für Waldkindergärten:
Es gehe um naturnahes Aufwachsen als Gegenpol zum ständigen Aufenthalt im Haus, das Sammeln von Sinneserfahrungen bis hin zu „phantasievollem Spielen“. „Die Natur liefert uns das Material dazu“, sagte Hamei exemplarisch. In ihrer Präsentation verweisen die Eltern auf Erfahrungswerte aus anderen Waldkindergärten: Kinder, die dieses Angebot genutzt hätten, seien gesünder, Beweglichkeit und auch die Konzentrationsfähigkeit seien höher. „Das bestätigen auch Grundschullehrer“, so die Eltern. Die klassische Vorschularbeit sei in Projekten problemlos möglich. Ein Waldkindergarten ist ein Ganzjahresangebot, sprich die Kinder sind auch im Herbst und Winter im Freien. Für zu schlechtes Wetter reichte für das Erste ein Bauwagen, außerdem ist eine „Notunterkunft“ in erreichbarer Nähe vorgeschrieben.
Interesse bei Eltern scheint vorhanden
Eine solche Unterkunft kann ein einzelner Raum sein. Denkbar wäre ein solches Waldkindergarten-Angebot zunächst in der Zeit von 8 bis 13 Uhr. Eine geeignete Waldfläche läge in der Nähe der Grillhütte der Kernstadt. Zu Fuß ließen sich die Kindertagesstätte Regenbogen wie auch die Waldschule von dort aus erreichen. Dort könnte zudem die „Notunterkunft“ bereitstehen.
Wie die OP berichtete, wird die Stadt Neustadt ab dem Sommer den Schulpavillon nutzen, zunächst für die Kleiderstube. „Die Fachabteilung des Kreises hat signalisiert, dass es möglich ist, einen Raum des Pavillons dafür zu nutzen“, sagte Groll
in der Sitzung des Ausschusses für Grundsatzangelegenheiten (früher Haupt- und Finanzausschuss). Diese „Notunterkunft“ wäre ohnehin nur Anlaufpunkt bei wirklich schlechtem Wetter, wo Kindern der Aufenthalt im Freien nicht mehr erlaubt wäre. „Zum Beispiel bei Gewitter, Stürm oder Temperaturen unter minus acht Grad“, sagte Hamei.
Unter Neustädter Eltern gäbe es Interesse, davon hat sich die Initiative schon einen Eindruck verschafft. 12 bis 15 Kinder könnten zu den ersten gehören, die einen Waldkindergarten Neustadt besuchten. „Und diese Zahl kommt nur durch Mundpropaganda zustande, also ohne Werbung“, so eine Mutter bei der Präsentation.
Vielleicht kommt es den engagierten Eltern entgegen, dass in Neustadt in absehbarer Zeit Bedarf für Betreuungsplätze für Kinder über drei Jahren bestehen wird. Wie Statistiken und die Entwicklung der Geburtenraten zeigten, fehle es voraussichtlich ab 2019 an Kindergartenplätzen, sagte Groll. Eine Option wäre der Bau eines neuen Gruppenraumes in der Kindertagesstätte Regenbogen.
Dies geschähe auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt Neustadt ihr Familienzentrum neu ausrichten will.
Die andere Möglichkeit wäre der eingruppige Waldkindergarten, wobei es vorstellbar ist, sogar in Kooperation mit dem „Regenbogen“ ein Ganztagsangebot zu schaffen. Also morgens das Angebot im Wald, nachmittags ein Betreuungsangebot in der Kindertagesstätte, abhängig von deren Kapazitäten.
Vertretung muss organisiert werden
Eine Waldkindergarten-Gruppe könnte bis zu 20 Kinder umfassen, betreut von zwei Erziehern. Für Groll steht und fällt das Thema dabei mit der Frage der Vertretung der beiden Erzieherinnen. Eine dritte Mitarbeiterin würde den finanziellen Rahmen wohl sprengen. „Aber das wäre nicht unlösbar“, sagte Groll. Nach Gesprächen mit Mitarbeiterinnen aus den Kindertagesstätten könnte sich der Verwaltungschef eine interne Vertretungsregelung vorstellen.
Groll sprach sich im Ausschuss dafür aus, die Gründung eines Waldkindergartens „ernsthaft weiterzuverfolgen und sich darüber Gedanken zu machen“. Spätestens bis zum Herbst möchte er ein Signal des Stadtparlaments einholen.
Ausdrücklich würdigten Bürgermeister und Eltern die bisher sehr gute Zusammenarbeit bei dem Thema. Als möglicher Starttermin wurde das Frühjahr 2018 genannt.
Als eine Informationsquelle verweist die Elterninitiative auf den Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland, im Internet unter www.bvnw.de zu finden.
Die Neustädter Elterninitiative ist für Interessierte auch über die E-Mail-Adresse wakiga-neustadt@web.de erreichbar.