Bei zehn Fragen einer Meinung

Haus der Begegnung, Autobahn-Ausbau und Stadtentwicklung waren Themen beim OP-Wahltalk

Georg August Metz (SPD) will mehr Betriebe nach ‚ Neustadt holen. Amts­inhaber Thomas Groll (CDU) erklärte, dass er in den vergangenen sechs Jahren bereits zahlreiche „Klinken geputzt“ habe,

von Anna Ntemiris

Neustadt. Was ist, wenn der Bau der A49 in Treysa endet? Welche Auswirkungen wird es für die Neustädter geben? Die­se Frage beschäftigt die Bürger und war daher auch eines der Themen während des OP-Wahl­talks am Donnerstagabend. Die beiden Kandidaten, Amtsinha­ber Thomas Groll (CDU) und sein Herausforderer Georg Au­gust Metz (SPD), waren einer Meinung: Ein abschnittsweiser Bau der A49 würde Verkehrs­chaos nach Neustadt bringen und keinerlei Vorteile. „Ich wür­de den Tankstellen die Kunden gönnen, aber ansonsten sehe ich ein Ende in Treysa als Bedro­hung an“, sagte Groll. „Da sind wir uns einig“, fügte Metz hin­zu. Das Publikum – mehr als 350 Zuhörer waren gekommen- rea­gierte mit Applaus.

Auf Nachfragen aus dem Pu­blikum, so etwa von Elke Dippel, erklär­te Groll, dass er einen zeitlich befristeten Baustopp Frage für akzeptabel hält. Ein Baustopp wä­re aber nicht länger als zehn Jahre auszuhal­ten. „Ich würde gar keinen Zeit­raum akzeptieren“, sagte Metz. Ein Baustopp werde aber mit Sicherheit eintreten, kritisierte Groll. In den betroffenen Stra­ßen wie der Querallee oder Hindenburgstraße müsste in dieser Zeit ein Verbot für den Schwer­lastverkehr gelten, schlug der Bürgermeister vor.

Ein weiteres Thema, das die Neustädter seit Jahren bewegt, ist das Haus der Begegnung. Bei­de Bewerber wollen einen Neu­bau, doch sie wissen, dass die derzeitige Finanzlage der Stadt dies nicht zulässt. „Ein Neubau wäre mit zwei bis drei Millionen Euro immer noch günstiger als eine Sanierung, die bis zu vier Millionen Euro kosten würde“, rechnete der SPD-Fraktionschef vor. „Wir könnten dieses Volu­men stemmen, aber natürlich nicht gleich, weil wir solch eine Investition nicht genehmigt be­kommen würden“, so Metz.

Es sei aber wagemutig, etwas zu planen, was in zehn Jahren realisiert werden könnte, mein­te Groll. Wer wisse schon, was in zehn Jahren sei. Man müs­se darüber nachdenken, ob man mit

dem Landkreis zusammen die Halle der Waldschu­le abreißt und neu baut, al­ternativ an der Lehmkaute ei­ne neue Halle baue oder die Sa­nierung auf wichtige Gebäude­teile beschränke. „Wir müssen Grundsatzentscheidungen tref­fen, wir brauchen Planungssicherheit“, sagte der CDU-Politiker. Er betonte, dass eine Sa­nierung aufs Notwendigste be­schränkt werden müsste. Aber wenn das Dach zum Beispiel ka­putt gehe, sollte man nicht län­ger warten. Ein weiteres Sor­genkind der Neustädter ist die Innenstadt. Der Handel habe sich von der Marktstraße in den Kaufpark verlagert, räumte Groll ein. Er habe aber in den vergan­genen Jahren wieder Dienstleis­ter in die Innenstadt „holen“

können. Metz versprach, dass er sich stärker als der Amtsinhaber um Gewerbeansiedlungen in Neustadt bemühen werde. Auf dem Kasernengelände könn­te ein Handwerkerpark entste­hen. Er zeigte sich zuversicht­lich, dass ihm die Anwerbung von Betrieben gelingen könnte. Mit Unterstützung der Indus­trie- und Handelskammer müs­se man Unternehmer zu Ge­schäftsgründungen animieren.

„Die Belegung leerer Flächen ist die beste Unterstützung für die bestehenden Geschäfte“, so Metz. Auch durch mehr Ver­anstaltungen könnte mehr Fre­quenz in der Innenstadt erreicht werden. An dieser Stelle wur­de Groll, der erklärte stets „Klinken zu put­zen“ zynisch: „Es wird Milch und Honig flie­ßen“, kommentierte er die Äußerungen seines Kontrahenten. Dennoch blie­ben beide Politiker während der zweistündigen Debatte sachlich und fair.

Die Mode­ratoren, OP-Chefredakteur Christoph Lin­ne und Redak­teur Florian Lerchbacher, achteten da­bei durch Nachfragen, dass die Kandidaten in ihren Antwor­ten möglichst konkret wurden. Lerchbacher zum Beispiel fragte beim Thema Ankurbelung des Tagestourismus nach: „Wie krieg‘ ich meine Mutter dazu, dass sie Neustadt wie­der besucht?“ Er ernte­te mit dieser Frage nicht – nur Sympathie im Publikum, sondern auch einen Vorschlag: Es müss­te einheitliche Wertgutscheine als Geschenk geben, die nur in Neustadt eingelöst wer­den, so Groll. Metz schwebt ein Mühlen­cafe vor – da­für müsste es aber einen Betreiber geben.

Ob beide ihre Vorstellungen verwirklichen können, wird am 20. Januar entschieden. In der Schluss-Fragerunde, bei der die Antwort nur Ja oder Nein lau­ten durfte, schlossen beide Kan­didaten aus, dass sie im Falle ei­ner Niederlage ein drittes Mal – also in sechs Jahren – antre­ten werden. Ob als Bürgermeis­ter oder nicht: Groll versprach, Lerchbachers Mutter eine Stadt­führung zu geben. Auch das sorgte für Erheiterung im Saal.

Fragen/Aussagen der Ja-/Nein Runde

Auf den Weiterbau der A49 haben wir keinen Einfluss. nein

Aus wirtschaftlichen Gründen wäre Neustadt besser ein Stadtteil von Stadtallendorf. nein

Planen Sie den Kauf der restlichen Kasernenfläche für zukünftige Investitionen? nein

Werden Sie sich aus finanziellen Gründen dafür stark machen, dass in den kommen­den Jahren Gebühren steigen? ja

Schließen Sie das Hallenbad in Mengsberg? nein

Über kurz oder lang muss ein Verein die Ausrichtung der Trinitatis-Kirmes überneh­men und das Risiko tragen, nein

Treten Sie im Karneval als Büttenredner auf? nein

In städtischer Hand sind Bürgerhäuser nicht mehr zukunftsfähig, Vereine müssen die

Trägerschaft übernehmen. nein

Die Beitragsregelung beim Straßenbau halte ich in ihrer derzeitigen Form für angemessen. ja

Wenn’s dieses Mal mit der Wahl nix wird, sehen wir uns in sechs Jahren wieder. nein