Beim Bahnhof „ist kein Zug drin“

Stadt will mit gutem Beispiel vorangehen und Studie zur Entwicklung der Bahnhofsanlage auf den Weg bringen
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Wie geht es weiter mit dem Bahnhof Neustadt und seinem Umfeld? Diese Frage kommt immer wieder auf, wenn es um die Weiterentwicklung der Stadt geht: Während der Zukunftswerkstätten war dies beispielsweise ein Thema. Aber auch Studenten aus Kassel und Ägypten sprachen den Bahnhof an und schlugen vor, ihn zu einem „Mobilitätshub“ zu entwickeln – also einer Mobilitätszentrale mit unter anderem Bushaltestelle, Carshing und E-Mobilitäts-Angebot, an der die Menschen problemlos von einem auf das nächste Verkehrs- beziehungsweise Fortbewegungsmittel wechseln können.

In der Realität sieht’s allerdings etwas anders aus: Schon seit vielen Jahren bemüht sich Bürgermeister Thomas Groll beispielsweise, mit der Bahn eine vernünftige Park-and-Ride-Anlage auf den Weg zu bringen. Und auch beim Gebäude geht’s nicht weiter: Die Aedificia GmbH hatte dieses vor rund vier Jahren erworben und wunderbare Visionen entwickelt – passiert ist seitdem allerdings eigentlich nichts. Das ging so weit, dass die Stadt bereits angefragt hat, ob sie dem Unternehmen das Bahnhofsgebäude abkaufen kann – die aufgerufenen Preise lagen jedoch so viel höher als der ursprüngliche Kaufpreis, dass die Kommune bisher dankend ablehnte.

Stadt wartet auf Termin zur Besichtigung des Gebäudes

Eine Interesse bestehe aber immer noch, sagt Groll, verweist auf die Pläne der Stadtentwicklung und berichtet, dass sich inzwischen auch ein ihm bis dato unbekannter Gesellschafter der GmbH gemeldet habe. Der nun aufgerufene Verkaufspreis sei schon besser – aber eigentlich immer noch zu hoch. Die Schäden am Gebäude würden aber immer größer. Daher habe er um einen Besichtigungstermin gebeten. Nun warte er wieder auf eine Reaktion: „Vor Wochen war es dem Investor erst ganz dringend, jetzt passiert wieder nichts: Da ist einfach kein Zug drin.“

Die Bahn habe derweil mitgeteilt, dass sie sich auch eine Lösung ohne Bahnhofsgebäude vorstellen könne – was es auch einfacher machen würde, den Zugang zu den Bahnsteigen barrierefrei zu gestalten, so der Bürgermeister. Im Gebäude Barrierefreiheit zu erlangen, sei schwierig. Er habe nunmehr Gespräche mit Bahn, Rhein-Main-Verkehrsverbund und dem Regionalen Nahverkehrsverband Marburg-Biedenkopf geführt und dabei erfahren, dass alle eine Vorstudie für sinnvoll halten, um sich mit der Weiterentwicklung der Bahnhofsanlage insgesamt zu beschäftigen: „So können wir darüber nachdenken, wie der Bahnhof werden könnte.“ Einbezogen werden solle außerdem die Verkehrsgesellschaft Oberhessen, damit auch die Busverbindung nach Alsfeld in der Gesamtbetrachtung einberechnet werde.

Zudem sei es sinnvoll, genau festzulegen, was die Kommune sich genau vorstelle und will. Wenn dazu eine Studie existiere, lasse sich auch viel schneller und einfacher reagieren, wenn plötzlich ein passendes Förderprogramm aufgelegt werde. „Es hat sich aus der Vergangenheit nämlich eins gezeigt: Wir müssen wissen, was wir wollen. Und wenn die Kommune nicht vorangeht und sich einsetzt, dann passiert rund um den Bahnhof wahrscheinlich gar nichts“, resümiert Bürgermeister Groll.