Bühne frei für das Landestheater

Stadt will längerfristig Kultur nach Neustadt holen / Erstes Gastspiel am 23. Oktober
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Welch schöner Saal“, sagt Carola Unser, während sie das erste Mal durch das Kultur- und Bürgerzentrum (Kubüz) Neustadt geht. Eva Lange nimmt derweil die 90 Quadratmeter große Bühne unter die Lupe, entdeckt mit geübtem Auge sofort die Züge (ein Teil Bühnentechnik) und freut sich: „Hier ist vieles möglich. Nicht alles, aber vieles.“ Kommentare, die Bürgermeister Thomas Groll gerne hört – aber auch gleichzeitig betont, dass die Stadt noch damit beschäftigt ist, „Kinderkrankheiten“ zu bekämpfen: „Wir haben festgestellt, dass die Bühne noch nicht gut genug ausgeleuchtet ist. Daher werden wir die Beleuchtung noch verbessern.“

Die beiden Intendantinnen des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM) sind in die Junker-Hansen-Stadt gekommen, um die lange geplanten und noch länger vom Rathauschef ersehnten Gastspiele in dem Neubau vorzubereiten. Vor zwei Jahren hatte Groll bereits Kontakt zu ihnen aufgenommen, um eine langfristige Zusammenarbeit mit dem HLTM auf den Weg und „Kultur aufs Land“ zu bringen.

„Ich stieß offene Türen ein“, erinnert er sich, während Lange und Unser hervorheben, dass sie ihr Theater keinesfalls als eines ausschließlich für die Stadt Marburg, sondern viel eher als eines für Hessen und insbesondere den Landkreis Marburg-Biedenkopf verstehen.

Entsprechend sei es selbstverständlich gewesen, Gastspiele zuzusagen. „Vor allem ist Neustadt eine hoffnungsvolle Sache: Viele Spielstätten machen zu – und hier gibt es etwas Neues, das viele Möglichkeiten bietet. Das gibt Aufwind“, lobt Unser. Kultur sei ein wichtiger Standortfaktor, fügt Lange hinzu.

Eigentlich waren bereits für das vergangene Jahr drei Gastspiele geplant gewesen, diese fielen jedoch der Corona-Pandemie zum Opfer. Am Samstag, 23. Oktober, ist es aber so weit und das Landestheater kommt nach Neustadt und bringt „Soundtrack eines Lebens“ – einen Liederabend zum Mitsingen und Zuhören – auf die Kubüz-Bühne. Ben Knop und Michael Lohmann nehmen die – maximal 250 – Gäste mit auf eine musikalische Reise.

Theater bietet zu Stücken ein Begleitprogramm an

Unser schwärmt: „Das wird ein launiger, witziger und verträumter Abend mit einem begnadeten Sänger und einem hervorragenden Musiker.“ Für den 3. Dezember ist dann noch „Schneckenweisheiten oder das Mittel gegen Einsamkeit“ geplant. „Das ist eine Herzensangelegenheit von Jürgen-Helmut Keuchel, der selber Lyrik schreibt“, kommentiert Lange. Auch 2022 – dem Jubiläumsjahr, in dem Neustadt 750 Jahre alt wird – kommt das HLTM erneut in die Stadt: dann mit der Komödie „Der nackte Wahnsinn“ und dem Drama „Biedermann und die Brandstifter“.

In diesem Zusammenhang stellen die Intendantinnen heraus, dass das Theater ein Begleitprogramm zu den Stücken anbietet: Zum einen können Theaterpädagogen mit Infomaterial in Schulen kommen, um die Jungen und Mädchen auf die Stücke vorzubereiten. Zum anderen ist es auch für erwachsene Besucher möglich, beispielsweise mit Schauspielern oder der Regie ins Gespräch zu kommen – entweder als Einführung oder quasi als Nachbereitung.

Groll, Unser und Lange hoffen, dass zahlreiche Menschen die Angebote wahrnehmen und so die Grundlage für eine langfristige Kooperation zwischen Stadt Neustadt und dem HLTM schaffen. „Wenn wir regelmäßig zusammenarbeiten, lernen die Besucher auch unser Ensemble besser kennen. Wenn Schauspieler öfters hier auftreten, sehen die Neustädter sie hoffentlich eines Tages auch als ,ihre’ Schauspieler an. Das ist ein Ziel, das wir haben, denn wir wollen ja schließlich ein Theater für die ganze Region sein.“

Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Karten zum Preis von 12,50 Euro gibt es im Bürgerbüro des Rathauses, bei Hills in der Marktstraße 17, bei „Ahrens Buch & Papier“ in der Marktstraße 3 sowie im Rewe-Markt im Kaufpark.