„Das Mauern liegt mir überhaupt nicht“

Unter Anleitung von Handwerkspädagogen bekamen junge Männer Einblicke in verschiedene Gewerke und bauten ein Gartenhaus
Es sieht aus, wie von Fachleuten gebaut, ist aber das Ergebnis eines Berufsorientierungsprojektes: Auf dem Gelände der Familie Westphal haben fünf junge Männer ein Gartenhaus errichtet.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Leon, Yohannes und Mishel blicken stolz auf das Ergebnis von zwei Wochen harter Arbeit, in denen sie auch noch viel gelernt haben. Wulf Hamei, Spencer Guerin und Jannis Gerling vom Verein „Junge Entwicklung Fördern“ (JEF) aus Cölbe gaben ihnen und zwei weiteren jungen Männern beim Bau eines Gartenhauses Einblicke in verschiedene handwerkliche Berufe – sowohl theoretisch als auch praktisch. Erst erklärten sie beispielsweise Werkzeuge und Materialien, dann ging’s an die Umsetzung: Die 15 bis 23 Jahre alten Projektteilnehmer mussten unter Anleitung der Handwerkspädagogen Hamei und Guerin unter anderem das Fundament setzen, Schotter einbringen, die Schalung einbauen, die Bodenplatte gießen, den Sockel mauern, den Holzaufbau und den Dachstuhl Zusammenzimmern und letztendlich auch das Dach decken. „So kamen sie in Kontakt mit dem Tiefbau, mit Maurer- und Zimmerhandwerk, aber auch mit Schreiner- und Dachdeckerarbeiten“, erklärt Hamei.

Der Verein ist in Cölbe für die Jugend- und Gemeinwesenarbeit zuständig. „Dabei haben wir bei der Jugend verschiedene Bedarfe festgestellt und auch eine gewisse Ratlosigkeit, was nach der Schulzeit kommt“, berichtet Gerling. Und so hoben er und der gelernte Schreiner Hamei das Handwerksprojekt aus der Taufe, für das es Fördermittel aus dem Programm „500 Landinitiativen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gab. Von dem Geld wurde Ausrüstung für die Teilnehmer gekauft – vom Ohrenschutz bis zur Arbeitshose. Los ging es in den Osterferien mit zwei Teilnehmern und dem Bau eines kleinen Unterstandes. Nächster Schritt war nun eben die Errichtung eines Gartenhauses – eine weitaus detailliertere und kompliziertere Arbeit.
Vornehmlich war das Projekt auf junge Flüchtlinge ausgerichtet, aber eben nicht ausschließlich. Gerling und Hamei nutzten vorhandene Netzwerke, nahmen Kontakt zu Wohngruppen und Schulen auf und so machte sich letztendlich eine bunt gemischte Gruppe ans Werk.
Sprache stellt sich nicht als Hindernis heraus
Leon stellte bald fest, dass ihm das Arbeiten mit Holz besonders liegt. Außerdem mauserte er sich zum Gerüstbau-Spezialisten. „Das Mauern liegt mir überhaupt nicht“, gab er zu. Doch genau dafür war das Projekt ja auch gedacht: Die jungen Männer sollten herausfinden, was ihnen Spaß macht und was sie besonders gut können – aber eben auch, was sicher nicht ihr
Fall ist. „Ich kann mir durchaus vorstellen, beruflich etwas mit Holz zu machen. Ich fand es gut, die Möglichkeit zu bekommen, etwas auszuprobieren“, ergänzte der junge Mann, dem die Jugendberufshilfe Marburg-Biedenkopf die Teilnahme am Projekt vorgeschlagen hatte.
Bei Yohannes war die Idee vom Jugendintegrationsdienst gekommen. Der 23 Jahre alte Eriträer war in seiner Heimat in der Landwirtschaft tätig und genoss es entsprechend, auf einem Hof aktiv zu sein. Am liebsten würde er auch wieder in dieser Berufssparte eine Anstellung finden – während des Projektes merkte er aber auch, dass ihm das Arbeiten „in luftiger Höhe“ Spaß macht und Dachdecker ein Ansatz für die Berufswahl sei.
Für Mishel (15) ist klar:
Er möchte mit Holz arbeiten. Dieser Teil habe ihm besonders Spaß gemacht, resümierte der junge Albaner und stellte heraus, dass Sprache kein Problem gewesen sei: „Wenn mir etwas erklärt wurde und ich es nicht verstand, dann wurde mir gezeigt, was gemeint ist – und schon hat alles funktioniert.“
Der Verein lässt die jungen Männer aber auch nach dem Projekt nicht alleine. Gerling und Hamei wollen sie weiterhin
bei der Orientierung unterstützen, sie auf eine eventuelle Ausbildung vorbereiten und beim Einstieg in die Berufswelt unterstützen. Zudem planen sie, weitere Projekte ähnlicher Natur zu organisieren und dabei auf den bisherigen Erfahrungen aufzubauen.