Der Kopf im Sand ist keine Lösung

Speckswinkler wollen Zukunft ihrer Heimat gestalten Achim Kaisinger hat Homepage fürs Dorf entworfen

Nach den diversen Rückschlägen, die Speckswinkel verkraften musste, wurde die Entscheidung, beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mitzumachen, vielerorts belächelt. Aber: Durch Speckswinkel ist ein Ruck gegangen.

von Florian Lerchbacher

Speckswinkel. Grundschule, Kindergarten und Lebensmittelgeschäft – es ist gar nicht lange her, dass in Speckswinkels Dorfmitte diese drei für die Infrastruktur essentiellen Einrichtungen ansässig waren. Inzwischen ist nur noch der Kindergarten übrig, doch auch seine Tage sind aufgrund zurückgehender Geburtenzahlen begrenzt. Eine Zeitlang war Trauer angesagt, doch scheinbar haben die Speckswinkler beschlossen, den Kopf nicht weiter in den Sand zu stecken und stattdessen ihre Zukunft selber zu gestalten.

Bisher jedenfalls kamen um die 100 Bürger zu den Veranstaltungen, um sich in die Planungen für „Unser Dorf hat Zukunft“ und letztendlich auch in die Umsetzung einzubringen. „Eigentlich trifft man bei Veranstaltungen im Ort immer die gleichen Menschen. Diesmal ist das nicht so – und das ist sehr gut“, freut sich Achim Kaisinger. Der eingefleischte Speckswinkler engagiert sich seit Jahren für seine Heimat: Er war zum Beispiel Vorsitzender des Sportvereins und ist wichtiger Bestandteil des Teams, das den Heimatkalender herausgibt. Für den 50-jährigen Rollstuhlfahrer, der auch die Geschäftsstelle des Bundesvereins Leukodystrophie leitet, war entsprechend sofort klar, auch an den Vorbereitungen auf „Unser Dorf hat Zukunft“ mitzuwirken: „Das war für mich keine Frage. Da macht man mit – das ist eben so“, erklärt er. Natürlich sei er einer, der schlecht Nein sagen kann: „Aber wenn es für das Dorf ist, dann hilft man!“

In diesen Tagen soll die neue Homepage des Dorfes unter www.speckswinkel.info online gehen. Kaisinger war für die Gestaltung zuständig, eine ganze Gruppe Bürger habe sich jedoch an dem Projekt beteiligt und intensiv darüber beraten, was für die Seite wichtig ist, betont er. Unter anderem sind auf der Seite Informationen rund um den Wettbewerb aber auch über das Dorf, seine Vereine und Geschäftstreibenden, die Veranstaltungen und vieles mehr zu finden – an manchen Stellen benötigt die Gruppe zwar noch Informationen, doch da die Anschreiben noch nicht allzu lange draußen sind, ist Kaisinger guter Dinge: „Mir müssen noch Materialien zugeschickt werden -aber das klappt schon.“

Vor vielen Jahren habe er angefangen, sich mit der Gestaltung von Homepages zu beschäftigen, berichtet Kaisinger. „Ich habe einfach mal rumprobiert“, ergänzt er. Und das mit Erfolg: Diverse Seiten hat er bereits in die virtuelle Welt eingespeist, derzeit sind „drei oder vier“ im Aufbau.

Lebensmittelwagen kommt

An erster Stelle steht wahrscheinlich die Seite über seine Heimat, die auch eine Chronologie zu den Vorbereitungen auf den Zukunftswettbewerb enthalten soll. Mit dem Golddorf Mengsberg dürfe sich Speckswinkel keinesfalls vergleichen, betont er: „Mengsberg hat das toll gemacht – aber wir müssen unseren eigenen Weg gehen.“

Er habe bereits festgestellt, dass ein Ruck durchs Dorf gegangen ist. Einige Aktionen seien schon gelaufen – zum Beispiel der Bau eines Unterschlupfes für Eidechsen. Weitaus zukunftsweisender ist jedoch, dass eine Arbeitsgruppe einen „mobilen Selbstbedienungsladen“ dazu gebracht hat, in Speckswinkel Station zu machen. Erstmals bekommen Bürger am Montag ab 13 Uhr für rund anderthalb Stunden die Möglichkeit, wieder vor Ort einzukaufen, wenn der begehbare, fahrende Einkaufsladen am Friedhof Halt macht. „Das ist besonders für unsere älteren und nicht mehr mobilen Menschen wichtig“, hebt Ortsvorsteher Karl Steril hervor.

Für Kaisinger jedenfalls hat Speckswinkel aus einem ganz einfachen Grund Zukunft: „Ich wohne wunderbar am Wald und habe Kontakt zu fast jedem Bürger. Das zeichnet ein Dorf aus. Und was sollte ich mehr wollen?“