Ehrenstadtrat verstirbt mit 91 Jahren

Ludwig Dippel prägte mit vielfältigem Engagement das Leben in „seinem“ Neustadt
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Ludwig Dippel hat das Leben in Neustadt geprägt. Am Dienstag ist der Ehrenstadtrat im Alter von 91 Jahren verstorben, doch seine Spuren bleiben.

Über Jahrzehnte brachte sich der Autohaus-Gründer in Kommunalpolitik und Kirche ein, engagierte sich für den Karneval und die Kolpingfamilie, kümmerte sich liebevoll um die Kirmes und das Bild „seines“ Neustadts in der Öffentlichkeit. „Er hat sich große Verdienste um seine Heimatstadt erworben“, betont Bürgermeister Thomas Groll (CDU), der voll des Lobes für seinen verstorbenen Parteikollegen ist.

Das Wirken Dippels – einst als Kommunalpolitiker durchaus auch streitbar, später dann ein „Elder Statesman“, wie er im Buche steht – kannte eigentlich keine Grenzen: Er arbeitete von 1964 bis 1993 in Stadtverordnetenversammlung und Magistrat mit, fungierte viele Jahre als CDU-Fraktionsvorsitzender, leitete den Stadtverband, gehörte dem Kreisvorstand der Partei an und nahm auch nach seiner aktiven Zeit weiterhin am politischen Leben teil. „Besondere Verdienste erwarb sich Ludwig Dippel als Erster Stadtrat in den Jahren der Gebietsreform. Er trug dazu bei, dass Kernstadt und Stadtteile seinerzeit näher zusammenfanden“, betont Groll und erinnert daran, dass er 1993 von der Kommune zum Ehrenstadtrat ernannt wurde. Doch nicht nur politisch engagierte sich Ludwig Dippel für seine Heimatstadt: Mehr als 20 Jahre lang war er Vorsitzender der Festkommission der Trinitatis-Kirmes, hob die Wahl der „Miss Neustadt“ aus der Taufe, initiierte die Gründung der Bürgerwehr, brachte die Idee auf, dass junge Leute als „Junker Hans und Burgfräulein“ auftreten und Neustadt repräsentieren können – und das sind nur einige Punkte aus einem einzigen seiner Tätigkeitsfelder.

Des Weiteren war er beispielsweise jahrelang Sitzungspräsident beim Kolpingkarneval, machte sich um die Neustadt-Treffen und den Arbeitskreis „Neustadt in Europa“ verdient, saß 44 Jahre lang im Verwaltungsrat der Kirchengemeinde, kümmerte sich um die Stadtentwicklung und die Seniorenarbeit oder hielt dank seines vielfältigen Fachwissens zahlreiche ausgiebig bebilderte Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen – am liebsten natürlich rund um Neustadt. In der Oberhessischen Presse veröffentlichte er als Autor und Initiator beispielsweise die beliebte Serie „Romantisches Neustadt“. Nicht zu vergessen ist dabei der Junker-Hansen-Turm, von dem Ludwig Dippel immer schwärmte. Auch das ist nur ein kleiner Auszug aus dem breiten Wirken des Ehrenstadtrats, der zudem noch Ausstellungen organisierte, Brunnen gestaltete und vieles mehr. „Er verfügte über ein großes Wissen über die Historie der Kommune, besaß Orts- und Sachkenntnis, war wortgewaltig und hatte die Fähigkeit, Menschen Freude zu bereiten“, sagt Groll. Für sein Wirken wurde Ludwig Dippel mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Landesehrenbrief und der Sturmius-Medaille des Bistums Fulda ausgezeichnet. Stets zur Seite stand ihm dabei seine Ehefrau Katharina, liebevoll „Käthe“ genannt, mit der er weit über 60 Jahre verheiratet war.

Die Trauerfeier am Montag beginnt um 14 Uhr in der Kirche mit dem Requiem.