Sternsinger besuchten Stadtverwaltung / Nur wenige Kinder werden unterwegs sein
Von Michael Rinde und Katharina Kaufmann-Hirsch
Neustadt. Mirja Sack und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus dem ganzen Land wollen vor allem eines: „Ich möchte anderen Kindern helfen, damit sie wie wir ein schöneres Leben in ihrem Land haben.“ Das Mädchen gehörte gestern zu der kleinen Sternsinger-Delegation aus Momberg und Neustadt, die den abgekürzten Segensspruch „Christus Mansionem Benedicat“, abgekürzt „C+M+B“, und die Jahreszahl 2022 auf der Rathaustür anbrachten. Der Spruch wird ganz modern mittlerweile aufgeklebt oder mit Kreide aufgeschrieben.
Anders als in vielen anderen katholischen Kirchengemeinden werden die Momberger Sternsinger am Dreikönigs-Wochenende traditionell von Haus zu Haus gehen, aber die Häuser nicht betreten und auf die Mindestabstände achtgeben. Mombergs Sternsinger sind zumeist Kommunionkinder und Ministranten. In Neustadts Kirchengemeinde bekommen die Gläubigen Segenssäckchen in der Kirche. Die Pandemie führt dazu, dass die zweite Sternsingeraktion in Folge anders ablaufen muss, als es die Tradition eigentlich gebietet. Kontaktlos eben. Dabei bringen die Sternsinger nicht nur eine Botschaft und erinnern an die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Sie werben auch um Spenden für die Jahresaktion „Gesund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit“. Partnerländer sind in diesem Jahr der Südsudan, Ghana und Ägypten. Dort fehlt es an der Infrastruktur, damit Kinder überhaupt die Chance haben, gesund aufzuwachsen. Um es mit Mirja Sack zu sagen: „Vielen der Kinder dort fehlt etwas, was wir alle haben, zum Beispiel ein Krankenhaus.“
Das griff gestern auch Neustadts Bürgermeister Thomas Groll auf. Wir alle erführen gerade, was es bedeute, gesund zu bleiben. Pfarrer Andreas Riehl hatte extra für die kleine Delegation vor der Trinitatis-Kirche eine kurze Aussendungsandacht gehalten, damit die Kinder alle auch ganz „offiziell“ ihren ehrenamtlichen Einsatz als Sternsinger beginnen konnten. Jede Gemeinde verfolge beim Sternsingen ein eigenes Konzept, so der Pfarrer. Riehl glaubt, dass die Sternsingeraktion insgesamt unter den Coronabedingungen leiden wird. „Man wird es merken“, sagt er. Aber es gibt auch andere Stimmen aus Momberg. Dort ist man sich sicher, dass auch diese Sternsingeraktion ein Erfolg wird. „Die Menschen warten darauf“, hieß es unisono von der kleinen Delegation.
Rund 9 000 Kirchengemeinden nehmen bundesweit in aller Regel an den Sternsingeraktionen teil. Im vergangenen Jahr gab es Spenden in Höhe von knapp 39 Millionen Euro, rund 10 Millionen Euro weniger als in den Jahren mit normalem Verlauf. Das berichtet das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, bei dem die Spenden zusammenlaufen, so, wie von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossen. Nicht zuletzt ist Thomas Groll froh über den Segen an der Rathaustür. Dort arbeiteten Menschen jeden Tag für die Allgemeinheit. Groll übergab namens der Stadt Neustadt zwei Kuverts, eines für die Neustädter, eines für die Momberger Sammeldose. In Kirchhain setzen die Organisatorinnen der Sternsingeraktion in diesem Jahr ebenfalls auf Abstand: An Stelle der Besuche werden an alle angemeldeten Haushalte Segenspäckchen verteilt – kontaktlos. Um den Bewohnerinnen und Bewohnern der beiden Kirchhainer Seniorenheime Haus Ullrich und Haus Elisabeth sowie der Heilpädagogischen Gemeinschaft eine Freude zu bereiten, sang eine kleine Sternsinger-Delegation am Donnerstagvormittag dort im Hof unter freiem Himmel und mit ausreichend Abstand Lieder und trug den Segensspruch vor. Die Kinder hatten dabei genauso viel Spaß wie die Senioren, die an den Fenstern standen und im Rhythmus mitklatschten.