Ein Weltmeister kommt nach Neustadt

Horst Eckel und Dr. Theo Zwanziger bereichern die Festveranstaltung „60 Jahre Wunder von Bern“

Einige renommierte Gäste traten in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Festakten in Neustadt in Erscheinung. Für den Sommer und die Fußball-Weltmeisterschaft hält die Stadt ein besonderes Schmankerl bereit.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Ministerpräsident a. D. Professor Bernhard Vogel sprach zum Thema „60 Jahre Volksaufstand in der DDR – 17. Juni 1953″, Bundesministerin a. D. Sabine Bergmann-Pohl – die einzige frei gewählte Präsidentin der DDR-Volkskammer – bereicherte den Festakt „50 Jahre Berliner Mauer“, heute spricht Hessens Innenminister Peter Beuth während des Festaktes „40 Jahre Gebietsreform“ (ab 10 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Momberg) ein Grußwort.

Namenhafte Redner gewann die Stadt Neustadt in den vergangenen Jahren für ihre Festakte. Einen weiteren Höhepunkt lässt sie im Sommer während der Fußball-Weltmeisterschaft folgen: Wenn Deutschland in Brasilien um die WM-Krone kämpft, erinnern die Neustädter an den ersten Titelgewinn im Jahr 1954. Festredner ist Horst Eckel – neben Hans Schäfer das einzige noch lebende Mitglied der Mannschaft, die das Wunder von Bern schaffte.

Doch damit nicht genug: Neben dem 82-Jährigen kommt am 24. Juni um 18 Uhr auch noch Dr. Theo Zwanziger, ehemaliger Präsident des Deutschen Fußballbundes und Mitglied im FI-FA-Exekutivkomitee, in die Junker-Hansen-Stadt. Um 18 Uhr eröffnen die Neustädter im Haus der Begegnung die Ausstellung des Leipziger Fußballhistorikers Rene Sopp „60 Jahre Wunder von Bern – Deutschland, Fußball-Weltmeister 1954″.

„Über den Besuch zweier solch herausragender Repräsentanten des deutschen Fußballs freuen wir uns natürlich sehr. Wir hoffen auf einen großen Zuspruch aus der ganzen Region. Eine solche Veranstaltung dürfte zumindest in Hessen einmalig sein“, sagt Bürgermeister Thomas Groll und lobt Finanzminister Dr. Thomas Schäfer „für dessen unterstützende Vermittlung“.

„Der WM-Sieg war das Sportereignis der Nachkriegszeit. Dieser Sieg gab der jungen Bundesrepublik Selbstbewusstsein und stärkte das Wir-Gefühl ungemein“, hebt der Rathauschef die Bedeutung des 60-jährigen Jubiläums hervor und betont, dass die Festakte „lebendiger Geschichtsunterricht“ |sind.

Umso schöner ist es, wenn Teile der Geschichte mit von der Partie sind. Horst Eckels Karriere in der Nationalmannschaft hatte eher zufällig begonnen: Bundestrainer Sepp Herberger beobachtete ein Freundschaftsspiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Schalke 04. Während er mit Fritz Walter sprach, schoss Eckel zwei Tore. So weckte er das Interesse des Trainers, der sich vom Fußballhelden der „Roten Teufel“ schlechthin über dessen Teamkameraden einholte. „Der kann rennen wie ein Windhund“, sagte Walter. Im November 1952 lief Eckel daraufhin im Alter von 20 Jahren sein erstes Länderspiel. Bei der WM 1954 war er der zweitjüngste Akteur im Kader und der jüngste, der zum Einsatz kam. Trotz des jungen Alters war er unumstrittener Stammspieler und neben Fritz Walter der einzige, der in jedem Spiel des Turniers auf dem Rasen stand. Verletzungen, Formkrisen und das Ende der großen Lauterer Ära sorgen dafür, dass die Karriere des Rechten Läufers als Nationalspieler Ende 1958 endet.

Eckel liegen Kinder und Jugendliche am Herzen. Seine besondere Unterstützung gilt der Deutschen Sporthilfe und der

Sepp-Herberger-Stiftung, zu deren Schwerpunkten die Förderung des Fußballs in den Schulen und Vereinen, in Strafvollzugsanstalten sowie im Behindertensport zählt.

Zudem ist er als einer der Helden von Bern ein gefragter Mann – erst kürzlich nahm er gemeinsam mit Bernd Hölzenbein, Weltmeister 1974, und Pierre Littbarski, Weltmeister 1990, den WM-Pokal in Empfang, der derzeit als Werbeaktion um die Welt reist.

Dr. Theo Zwanziger war ab 2004 gemeinsam mit Gerhard Mayer-Vorfelder Vorsitzender des Deutschen Fußballbundes. Ab 2006 bekleidete er den Posten alleine. Seine Amtszeit endete im Jahr 2012. Seit Juli 2005 ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. Das Große Bundesverdienstkreuz erhielt er im März 2012. Ferner wurde er mit verschiedenen Preisen für sein Eintreten gegen Fremden-feindlichkeit und Homophobie bedacht, zum Beispiel mit dem Tolerantia-Preis der Maneo 2008 für seinen „Einsatz gegen Intoleranz und Homophobie im Breitensport“. 2010 gründete er die „Theo-Zwanziger-Stiftung“, die der Förderung des Sports – insbesondere der Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs – gewidmet ist. 2011 wurde er in das 24-köpfige Exekutivkomitee der FIFA gewählt. W Für den 7. Oktober hat sich weiterer prominenter Besuch angekündigt: Dann ist Eberhard Diepgen, langjähriger Bürgermeister von Berlin, Ehrengast der Eröffnung der von Bert Du-bois zusammengestellten Ausstellung „25 Jahre Mauerfall“.

Ende Juli steht eine weitere Ausstellung auf dem Programm: „Aufstand des Gewissens – militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime 1933 bis 1945″ stellt das Militärgeschichtliche Forschungsamt Leipzig zur Verfügung. Wer dann Festredner ist, steht noch nicht fest.