Aufgrund zurückgehender Kinderzahlen könnte es künftig nur noch einen Schul- und einen Kita-Standort geben
Eine Zusammenlegung der Schulstandorte Momberg und Mengsberg scheint aufgrund zurückgehender Kinderzahlen in den Orten unumgänglich. Die Schulkonferenz hat nun die Initiative ergriffen.
von Florian Lerchbacher
Mengsberg / Momberg. „Ich möchte den Schulstandort an sich erhalten“, sagt Leiterin Regina Kirchner – ob nun Mengsberg oder Momberg den Zuschlag erhalte, sei egal: „Es geht mir um die Sache: Die Kinder sollen ordentlich lernen können.“ Bisher gehen die Erst- und Zweitklässler am Standort Momberg und die Dritt-und Viertklässler am Standort Mengsberg zur Schule. Fakt sei, dass die Schülerzahlen – außer im Jahr 2015 – rückläufig seien und bald Kombiklassen gebildet werden müssen, betont Kirchner und erklärt: „Wir sprechen von Kombiklassen, wenn die Klassenstärke von 13 Schülern in einem Jahrgang nicht erreicht wird und somit zwei Jahrgänge und somit zwei Jahrgänge zu einer Klasse zusammengelegt werden.“
Dies bedeute auch, dass die Zahl der Lehrer reduziert werde: Um die Qualität zu erhalten, gelte es, auch bei der Organisation für Veränderungen zu sorgen: „Wenn es nur einen Standort gibt, können wir die Zeit effizienter nutzen. Die Lehrer müssten dann nicht mehr von Mengsberg nach Momberg oder umgekehrt fahren und haben mehr Zeit für die Kinder“, sagt die Leiterin.
Lieber agieren als reagieren, gibt sie als Motto aus. Deswegen beschäftige sich die Schulkonferenz – bestehend aus den vier Lehrern sowie vier Eltern und ihr – frühzeitig mit dem Thema. Sie habe durchaus Verständnis dafür, dass jedes Dorf eine Schule haben wolle – dies sei aber in Zukunft schlicht nicht mehr möglich: „Die Eltern können froh sein, dass sie nicht bis nach Neustadt müssen.“
„Wir hätten es gerne gesehen, wenn sie die politischen Entscheidungsträger wie den Ortsbeirat früher einbezogen und nicht erst die Eltern informiert hätte“, kritisiert Mombergs Ortsvorsteher Jörg Grasse – eine Schule sei schließlich ein wichtiger Teil der Infrastruktur. Inzwischen habe sich die Informationspolitik geändert: „Wichtig ist, dass keiner der Orte als Verlierer hervorgeht“, sagt Grasse. Er habe zunächst den Eindruck gehabt, Kirchner hätte die Eltern in eine bestimmte Richtung lenken wollen – dies ist jedoch nicht der Fall: Die Schulkonferenz hat Kontakt zum Landkreis aufgenommen, der eine Entscheidung treffen soll. „Im jetzigen Zustand ist keiner der Standorte geeignet: Es müsste sowohl in Mengsberg als auch in Momberg bauliche Veränderungen geben“, fügt der Momberger Ortsvorsteher hinzu.
Sein Mengsberger Amtskollege Karlheinz Kurz schließt sich an: „Wir richten uns nach der Entscheidung des Kreises.“ Auch er wolle nicht, dass ein Ort benachteiligt werde, betont er und schneidet das nächste Thema an – dem sich auf Initiative aus der Elternschaft auch schon Bürgermeister Thomas Groll gewidmet hat: Der eine Stadtteil solle den Kindergarten bekommen, der andere die Grundschule. „Zwei Sachen in einem Ort geht in Zukunft nicht mehr“, sagt Kurz.
Er stehe weiterhin zu dem Slogan „Kurze Beine, kurze Wege“, kommentiert Groll. Gleichwohl gelte es zu akzeptieren, dass es in Zeiten des demografischen Wandels nicht mehr in jedem Ort eine Schule oder ein Kindergarten geben werde – siehe Speckswinkel, das seine Schule schon verloren hat und sich bald vom „Zwergenstübchen“ verabschieden muss.
In anderen Städten und Gemeinden hätten solche „Standortkonzentrationen“ oftmals bereits im Zuge der Gebietsreform in den 1970er Jahren stattgefunden: „Der Bevölkerungsrückgang und die finanzielle Situation von Land und Kommunen geben nun erneut Anlass, über die Situation nachzudenken“, sagt Groll.
Im Kindergarten Mengsberg und dem in Momberg gibt es jeweils zwei Gruppen – nötig seien aber eigentlich insgesamt nur drei, und im Jahr 2015 / 2016 würde nach jetzigem Stand sogar je eine Gruppe ausreichen, erklärt der Bürgermeister. Entsprechend sollten sich die Träger zusammensetzen und über die Zukunft nachdenken – der Kindergarten Mengsberg ist in städtischer Hand, der Kindergarten Momberg in kirchlicher. Die Stadt stellt jedoch das Gebäude kostenlos zur Verfügung, sorgt für die Unterhaltung und finanziert rund 80 Prozent der ungedeckten Kosten – in Höhe von rund 120 000 Euro. Sollte es zu einer Zusammenlegung der Schulstandorte kommen, so stehe er einer „Zusammenführung“ der Kindergärten offen gegenüber, fasst Groll zusammen – wichtig sei, dass nicht in einem Ort beide Einrichtungen angesiedelt werden.
Eine für beide Stadtteile gute Lösung steht also für alle Beteiligten im Vordergrund. Die Entscheidung liegt nun beim Kreis. „Von uns aus wird die Realisierungsmöglichkeit geprüft. Dazu werden wir auch Gespräche mit der Stadt Neustadt aufnehmen. Außerdem gilt es, den Vorschlag mit dem staatlichen Schulamt zu besprechen und die Sinnhaftigkeit zu prüfen. Erst danach wird gegebenenfalls den Kreisgremien ein Vorschlag für einen Standort gemacht“, teilt Schuldezernent Dr. Karsten McGovern mit und freut sich über die von der Schulkonferenz ergriffene Initiative: „Es zeigt das Engagement der Schule für ein gutes Bildungsangebot. Als Schulträger erwarten wir auch eine Meinungsbildung in der Schulgemeinde über einen Veränderungswunsch, da wir grundsätzliche Entscheidungen möglichst im Einvernehmen mit der Schulgemeinde treffen wollen.“